Theresia Töglhofer las im DKH aus ihrem Debütroman
Ausgabe Nr. 2938

Ana-Maria Daneș (links) und Theresia Töglhofer. Foto: Max GALTER
Die Autorin Theresia Töglhofer stellte am 5. November im Deutschen Kulturzentrum Hermannstadt (DKH) im Rahmen ihrer Lesereise durch Südosteuropa ihren Debütroman „Tatendrang” vor.
Passend saßen im Publikum viele junge Menschen, wird der Tatendrang typischerweise vor allem im jungen Alter diagnostiziert. Wie lässt sich aber Tatendrang definieren? Ist es gut, einfach mal nur zu machen? Mit dieser Frage setzt sich dieser Roman zwischen den Zeilen auseinander. Er handelt nämlich um eine Praktikantin in Brüssel, Hannah Fürst, die als Aktivistin im Herzen der europäischen Außenzentrale auf ihre idealistischen Grenzen stößt. Sie erhält ein „Leuchtturmprojekt“, welches an der europäischen Peripherie verwirklicht werden soll. Dort trennt ein Fluss zwei verfeindete Staaten. Sie soll eine Arbeitsgruppe leiten, die Jugendliche aus den jeweiligen Ländern heranzieht und in Austausch bringt. Diese große Aufgabe wird von ihrem Vorsitzenden an sie delegiert, was nicht weit von der Realität entfernt ist, weil die EU in solchen Programmen chronisch unterbesetzt ist. Dieses Projekt gerät außer Kontrolle, weil Hannah auf desillusionierte Teilnehmer trifft, die nicht viel von solchen Unterfangen halten, da letztlich nach deren Ansicht nur eine „Elite“ über den Ausgang von Konflikten entscheide. Deswegen zieht Hannah die vom Tatendrang beeinflussten Konsequenzen und das Buch endet wie es beginnt, mit einem Polizeieinsatz.
Ana-Maria Daneș, Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Hermannstadt, vermittelte zwischen Buch und Schülern mit interessanten Fragen. Sie stieß Themen an wie die Komfortzone. Für die Protagonistin ist es ein Kampf, aus der Komfortzone zu treten, weil diese sich unangenehm, einsam und gefährlich anfühlt. Gegen den Trend die Redewendung zu verharmlosen, sprachen Daneș und Töglhofer über die Kraft die es braucht, sich als Frau in Diplomatie und Politik behaupten zu wollen. In Europa gibt es einen unbestreitbaren Rechtsruck, der auch teilweise zur Rückentwicklung der feministischen Emanzipation führt. Das erschwert Frauen vor allem in sozialen Berufsfeldern sich ein Gehör zu verschaffen. Umso spannender ist es, wie sich die Protagonistin im Roman damit herumschlägt. Eins kann man schon vorwegnehmen, sie lässt „schlechte Erfahrungen“ zu.
Theresia Töglhofer ist 1985 in Graz geboren. Sie besitzt ein abgeschlossenes Studium der Geschichte und der Internationalen Beziehungen in Graz und Paris. Sie war Analystin für die Außen- und Erweiterungspolitik der EU und erhielt zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, u. a. 2015 den Jury-Preis für Prosa beim 23. Open Mike, 2017 ein Stipendium des Klagenfurter Literaturkurses, 2023 kam sie auf die Shortlist des Wortmeldungen-Förderpreises. Töglhofer lebt in Berlin und in der Oststeiermark. „Tatendrang” ist ihr erster Roman.
Max GALTER