,,Es gibt noch Platz“

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Eröffnung des Studiengangs Protestantische Theologie

Ausgabe Nr. 2931

Pfarrer Gerhard Servatius-Depner eröffnete den Gottesdienst mit Geigenklängen, in der ersten Reihe zu sehen sind (v. l. n. r.) Dr. Johannes Klein, Dr. András Bándi, Dr. Renate Klein und Bischof Reinhart Guib.

Der Semestereröffnungsgottesdienst des Studiengangs Protestantische Theologie an der Lucian Blaga-Universität hat am 5. Oktober d. J. stattgefunden. Dazu hatten sich Studierende, Pfarrer, Theologinnen, Professoren und andere Interessierte eingefunden. Der Studiengangleiter Dr. Johannes Klein begrüßte die Gäste in der Aula in der Schewisgasse 40 im Gebäude des ehemaligen Landeskirchlichen Lehrerseminars.

Zum Auftakt brachte Pfarrer Gerhard Servatius-Depner auf der Geige die Cavatina von Joachim Raff und zum Abschluss das Largo von Georg Friedrich Händel zu Gehör. In seiner Begrüßung sagte Dr. Johannes Klein, dass in der Aula ein Veteran zum 50. Mal dabei sei, der an keinem dieser Gottesdienste gefehlt habe: Das verleiht der Kirche Stetigkeit und unsere Kirche gibt unserer Gemeinschaft Stetigkeit, stellte Klein fest und erinnerte an die vierfache Ordination, die vor einer Woche in der Hermannstädter evangelischen Stadtpfarrkirche stattgefunden hat. Das bedeute, es gibt noch Platz für Pfarrerinnen und Pfarrer in unserer Kirche”.

Dr. Thomas Pitters bei seiner akademischen Rede.
Fotos: Beatrice UNGAR

Bischof Reinhart Guib wendete sich in seiner Predigt zu 2. Timotheus 1,10 explizit an die Studierenden: „’Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.‘ Dieser Satz ist wie ein Grundton für das Studium, das Forschen, das Zusammenleben im Studentenheim und für die Ausbildung zur Pfarrerin, zum Pfarrer.

Seine akademische Rede stellte Dr. Thomas Pitters unter den Titel Friede. Welcher Friede?und gliederte ihn in drei Kapitel: 1. Friedensverständnis in der Bergpredigt; 2. Friedensverständnis in der protestantischen Tradition; 3. Seelsorge und Friedensfindung.

Pitters stellte u. a. fest: Die aktuelle Doktrin, Frieden durch immer mehr Waffenlieferungen, die zur völligen Niederlage eines Gegners führen sollen, zu erzwingen, ist nur dadurch zu erklären, dass in einer säkularen Gesellschaft und deren Führungsschicht, die biblisch-theologischen Friedensvorstellungen weitestgehend unbekannt sind oder als irrelevant betrachtet werden.Tatsache sei, so Pitters: Die wahre Weiterentwicklung der Spezies Humana geschah in Friedenszeiten, in Zeiten in denen Menschen aufeinander achtgaben, wo sie einander zuzuhören bereit waren.

Die Schlussfolgerung lautete: „Wir haben herausgestellt: Frieden hat, nach unserem Verständnis, eine religiöse, eine sozial-politische und eine emotionale Dimension. Jede derselben steht auch mit unserer protestantischen Theologie in Beziehung. Wo dieser theologische Bezug jedoch vernachlässigt wird, kann Frieden schwerlich gelingen. Wenn wir letztendlich fragen: von welchem Frieden reden wir? dann können wir an dieser Stelle sagen: Wir reden von jenem Frieden, für den wir uns, dem Auftrag Jesu gemäß, mit allen Kräften als einzelne und als Kirchen einsetzen. Wir reden aber gleichzeitig von Frieden als einem Geschenk Gottes. Den erhoffen wir auch für unsere Zeit.

Beim anschließenden Empfang wurden die Gedankenanstöße sowohl aus der Predigt als auch aus der akademischen Rede in lebhaften Gesprächen fortgesetzt.

Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.