,,Diese Reise sollte Spuren hinterlassen“

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Buchvorstellungen in Bukarest zum 200. Geburtstag von Johann Strauss Sohn

Ausgabe Nr. 2918


Botschafterin Ulla Krauss-Nussbaumer hatte am 18. Juni Dr. Franz Metz in ihre Residenz in Bukarest eingeladen, um dort die deutsche Originalfassung seines Buches vorzustellen.             Foto: Österreichische Botschaft Bukarest

„Was hat Johann Strauss Sohn eigentlich mit dem heutigen Balkan zu tun? Die Reise des Künstlers ist äußerst spannend. Selbst die abenteuerlichen Reisen von Franz Liszt 1846 und Johannes Brahms 1879 durch das Banat und Siebenbürgen sind im Vergleich zur ‚Welttournee‘ des Walzerkönigs in den Jahren 1847–1848 nur kleine Ausflüge. Diese Reise sollte Spuren hinterlassen …“. So stellt der im Banat geborene deutsche Organist, Musikwissenschaftler und Dirigent, Dr. Franz Metz, in wenigen Worten die Gastkonzerte des damals 22jährigen späteren Walzerkönigs durch das Banat, Siebenbürgen und die Rumänischen Fürstentümer in Kürze dar. Das von Metz diesem Ereignis gewidmete Buch Eine Reise in den Orient (1999 im ADZ-Verlag und 2021 überarbeitet in dem Verlag Edition Musik Südost München erschienen) wurde aus Anlass des 200. Geburtstages von Johann Strauss Sohn von Ozana Alexandrescu ins Rumänische übersetzt und in Bukarest vorgestellt.

 

In den Jahren 1847–1848 fand eine der sensationellsten Konzerttourneen der damaligen Zeit statt. Johann Strauss Sohn, bereits ein in ganz Europa bewunderter Star, bereiste die Länder entlang der Donau – innerhalb und außerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie – und brachte seine Werke genau jenen näher, die sie am meisten schätzten: dem Publikum dieser Region. Obwohl er durchschlagenden Erfolg hatte und die lokalen Kompositionspraktiken langfristig beeinflusste, ist die Reise des sogenannten „Walzerkönigs“ heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Der aus dem Banat stammende deutsche Musikwissenschaftler Franz Metz hat die Dokumente aus jener Zeit wiederentdeckt und den Weg des Künstlers in einem Nachschlagewerk nachgezeichnet: „O călătorie spre Orient. Johann Strauss și concertele sale în Banat, Transilvania și Țara Românească“ (2025, Edition Musik Südost). Das Buch wurde am 17. Juni in der Buchhandlung Cărturești Verona in Bukarest im Beisein des Autors vorgestellt, moderiert hat der Journalist Marius Constantinescu. Die Veranstaltung wurde vom Österreichischen Kulturforum, der Cărturești-Gruppe, Österreich Werbung sowie dem Goethe-Institut Bukarest organisiert. Das Buch ist im gesamten Cărturești-Netzwerk erhältlich.

Auf Anregung der Österreichischen Bibliothek in Temeswar, im Anschluss an eine Vortragsreihe, entstand das Buch „Eine Reise in den Orient: Johann Strauss und seine Konzerte im Banat, in Siebenburgen und in der Walachei”. Das Buch wurde ursprünglich in deutscher Sprache verfasst und in zwei Auflagen gedruckt, erschienen sind diese 1999 und 2021 (im zweiten Fall mit Unterstützung des Österreichischen Kulturforums). Die rumänische Fassung wurde vom selben deutschen Verlag Edition Musik Südost herausgegeben.

Franz Metz: Eine Reise in den Orient: Johann Strauss und seine Konzerte im Banat, in Siebenburgen und in der Walachei. 2. Auflage, revidierte Ausgabe, Südosteuropäische Musikhefte ; 3 Edition Musik Südost München 2021, 164 Seiten, ISBN 9783939041351. 50 Lei/15 Euro. In Hermannstadt liegt das Buch in der Schiller-Buchhandlung und im Erasmus-Büchercafé auf. Bestellen kann man es auch unter https://www.buechercafe.ro/artikel.html?nummer=103001 oder per E-Mail: franzmetz@aol.com bzw. per Fax: 0049 (089) 45011762.

Das Buch analysiert sowohl die Voraussetzungen als auch die Auswirkungen der Reise von Johann Strauss in den damals als exotisch empfundenen Osten Europas. Die Walzer des Wiener Komponisten waren echte Hits ihrer Zeit und nicht nur der Elite vorbehalten, sondern wurden von allen sozialen Schichten geschätzt. In Konzerten wurden sie neben dem ungarischen Csárdás, der rumänischen Ardeleana oder dem serbischen Kolo gespielt. Die Texte der Chorwalzer und Operetten wurden in die Sprachen der Völker innerhalb und außerhalb des Österreichisch-Ungarischen Reiches übersetzt und beeinflussten so einige spätere Bühnenwerke Südosteuropas.

So hat beispielsweise, wie der Musikwissenschaftler Franz Metz nachweist, „Die Fledermaus“ das Entstehen und die Entwicklung der Operette in ungarischer Sprache beeinflusst – insbesondere geprägt durch „Die Csárdásfürstin“ (1915) von Emmerich Kálmán (1882-1953) – oder in rumänischer Sprache – vor allem mit „Ana Lugojana” (1950) von Filaret Barbu (1903-1984).

„Diese Reisen vermehrten nicht nur den Ruhm des Wiener Ausnahmemusikers und -komponisten, sondern inspirierten Johann Strauss zu neuen Werken, in denen das Lokalkolorit südosteuropäischer Musik unschwer zu erkennen ist. Mit der Auseinandersetzung fremder Musikelemente und deren Aufnahmen in sein eigenes musikalisches Schaffen wirkte Johann Strauss damals schon als Proponent eines interkulturellen Dialogs, einer der Schwerpunkte gegenwärtiger österreichischer Auslandskulturpolitik.“, heißt es im Vorwort des Österreichischen Kulturforums Bukarest zur zweiten Auflage des Buches in deutscher Sprache.

Übrigens: In Hermannstadt konzertierte Johann Strauss mit seinem Orchester am 9., 11. und 12. Dezember 1847 (siehe Kasten).

Beatrice UNGAR

 


 

Johann Strauss Sohn in Hermannstadt

Die aus 20 Mann bestehende Kapelle spielte zuerst die Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell“ von Rossini, dann folgten Kompositionen von Strauss, und zwar der Walzer „Die Sanguiniker“, die Quadril-Ouvertüre zur Oper „Zampa“ von Herold, der Walzer „Sängerfahrten“, die „Zigeunerin-Quadrille“ und eine Fantasie „Pompa di Festa“, von Strauss nach Wilmars umgearbeitet, ein Stück, bei dem Kanonendonner und Glockengeläute zu hören war. Das zahlreiche Publikum gab nach jeder Nummer sein Vergnügen durch stürmischen Beifall zu erkennen, und der Zeitungsrezensent glaubte seine Eindrücke am besten mit einem Zitat aus Schillers „Fiesko“ wiederzugeben : „Allgemein sei die Lust! Der bacchantische Tanz stampft das Totenreich in polternde Trümmer!“ Am 11. und 12. Dezember 1847 folgten noch zwei weitere, ebenfalls gut besuchte Konzerte in Hermannstadt. Diesmal umfasste das Programm die „Dorfgeschichten aus Österreich“, einige Festquadrillen, eine Juxpolka, ein slawisches Potpourri und den Rakoczi-Marsch.

Auszug aus „Grosse Fertigkeit und Bravour. Johann Strauss in Siebenbürgen und im Banat“ von Alexander HUMMEL (Neuer Weg, 17. August 1968)

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bücher, Musik.