Gedanken zum Kuratorentag der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien
Ausgabe Nr. 2908

Gruppenbild mit Kuratorinnen und Kuratoren, Ehrengästen und Bischof Reinhart Guib vor dem Eingang zum Bischofshaus.
Foto: Beatrice UNGAR
Das jährliche Kuratorentreffen der Evangelische Kirche A. B. in Rumänien hat am 29. März im Bischofspalais in Hermannstadt stattgefunden. Die Teilnehmenden begaben sich zunächst geschlossen zum Abendmahlsgottesdienst in die evangelische Stadtpfarrkirche. Die traditionelle Versöhnungsansprache hielt diesmal Altlandeskirchenkurator Friedrich Philippi. Dabei benutzte er einen überlieferten Text, wie er in Deutschkreuz anlässlich der Versöhnung am Richttag, vor dem Kirchgang, benutzt wurde.
In dem anschließenden Gottesdienst predigte Bischof Reinhart Guib von der Gnade Gottes, Der uns vergibt, Der gelobt hat, uns von den Wassern Noahs zu verschonen, auch wenn Hügel weichen und Berge vergehen werden.
Mit dem Lehrtext vom 29. März aus Markus 11,17, schlug er eine Brücke zu unserer Kirche, dem Gebäude, dem Ort, der uns zusammen halten kann. Das Zitat aus Pascal Merciers „Nachtzug nach Lissabon” war sehr treffend. „Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche ihre Schönheit und Erhabenheit.” (Es zahlt sich aus, das ganze Zitat zu lesen.)
Als Waldmensch kann ich mir zwar eine Welt ohne Kathedralen vorstellen, denn Gottes Eichen und Eschen oder ein Bodhibaum (Ficus religiosa) beeindrucken mich ebenfalls sehr. Eine Kirche, mit Orgelspiel von Musikwart Jürg Leutert in Hermannstadt oder einer der 200 Orgeln der evangelischen Kirchengemeinden in Siebenbürgen heben meine Stimmung gewaltig. Leider zu selten.
Ja, es ist schade, dass nicht mehr überall am Sonntag die Orgeln in unseren siebenbürgischen Kirchen erklingen.
Nach dem Gottesdienst gingen die Kuratoren und geladenen Gäste erneut geschlossen zum Bischhofshaus, um sich mit dem Thema der Gotteshäuser, deren Erhalt und der Wiederbelebung der evangelischen Gemeinden auseinanderzusetzen.
Das Thema des Kuratorentages lautete nämlich „Gemeinsam Ererbtes bewahren – Zukunft gestalten”. Mit Hilfe von größerer Präsenz im Tourismus und besserer Immobilienverwaltung soll dem Verfall entgegengewirkt werden. Cristian Cismariu, mit Erfahrung im Tourismus von drei Jahrzehnten stellte seine Vision für die Kirchenlandschaft vor. Der seit Dezember amtierende Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen stellte das neue Konzept vor, das eine starke touristische Komponente beinhaltet und via Fundraising-Maßnahmen zu mehr Einnahmen führen soll.
Zum Thema Immobilien und deren Ertragsmöglichkeiten berichteten Richard Sterner, Geschäftsführer der Honterusgemeinde in Kronstadt, Dr. Peter Klein, Pfarrer in Petersberg und Emil Ionescu, Kurator in Bukarest. Diese drei haben das Immobilienkonzept, federführend in einer Arbeitsgruppe in zahllosen Sitzungen und gründlicher Recherchearbeit in einem Leitfaden und einer Checkliste zusammengefasst, als erste Hilfe für die Gemeinden, wie sie mit diesem komplexen Thema umgehen sollen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen stellte Altlandeskirchenkurator Friedrich Phillipi seinen Bildband „Denkmäler und Gedenktafeln für die Opfer des I. Weltkrieges in den Gemeinden der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien” vor. Erfasst sind 165 Gemeinden. Das Buch ist ein Anstoß zum Nachdenken über die mental herausgeforderten Führer dieser Welt, deren Hofnarren und die Zehn Gebote. Petrus hoffte z. B., dass Gott mit Sodom und Gomorra „ein Beispiel gesetzt (hat) für die Gottlosen in späteren Zeiten“. (2. Petrus 2,6). Ich hoffe auch, seit Jahren.
Zum Gemeindeaufbau mit einer einladenden Kirche stellte Dr. Stefan Cosoroabă den Missionskodex vor. Zur Zweitmitgliedschaft in der EKR sprach Dietmar Gross, Kurator in Deutsch-Weißkirch. Deutsch-Weißkirch ist auf dem Weg, wieder eine eigenständige Gemeinde zu werden.
Über eine neu gegründete Kirchengemeinde in Holzmengen berichtete der neugewählte Kurator Christian Schneider, geboren in Leipzig, mit Wurzeln im Harbachtal, und der HOG-Vorsitzende der Holzmengener, Thomas Schneider. Es bewegt sich etwas in Siebenbürgen, hiesch hemlich, also schön langsam. Optimistisch gesehen: Langsam, aber sicher.
Es wurden in drei Arbeitsgruppen Immobilien, Gemeindeaufbau und Tourismus besprochen. Die Fragen, Antworten, Vorschläge sprengen den Rahmen eines Berichtes in einer Zeitung. Tatsache ist, es sind nur eine Handvoll Menschen die sich mit der Aufgabe vom Erhalt unseres Kulturerbes täglich auseinandersetzen müssen.
Die Erwartungen gegenüber „der Kirche”, etwas zu tun, weil sie in der Pflicht ist, die Kraft und die Möglichkeiten hat, haben viele. Eine Ahnung von den Schwierigkeiten vor Ort haben die wenigsten.
Als Gleichnis stelle ich mir ein angeschlagenes Schiff vor. Der größte Teil der Passagiere und der Mannschaft haben mit Rettungsbooten die sichere Insel erreicht. Nach über 30 Jahren in rauen Bedingungen ist man sich weder auf der Insel, noch auf dem Schiff einig, wie es weitergehen soll und wohin. Fleißig weiterflicken und Wasser pumpen? Die armen, alten Kuratoren brauchen dringend neues Blut. Wir suchen Freiwillige und auch Angestellte und gute Kommunikation. Es gibt noch viel zu tun.
Wer an der Zukunft interessiert ist, möge sich melden. Sie begann am Samstag den 29. März 2025, so sagte Bischof Reinhart Guib in seinem Grußwort. Landeskirchenkuratorin Dr. Carmen Schuster, hatte auch immer wieder angemahnt, den Blick in die Zukunft zu richten und erklärte, dass man auch die künftigen Herausforderungen mit Zuversicht und gemeinsam schaffen werde.
Möge der Friede Gottes, seine Vernunft und seine Geduld unser Leuchtturm im Nebel dieser konfusen Zeiten sein.
Karl HANN