Schöne und wertvolle Entschleunigung

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Streiflichter von der 19. Auflage des ungarischen Festivals Ars Hungarica

Ausgabe Nr. 2892

BRI & Opra Monica & Ză Band gaben das Eröffnungskonzert des Ars Hungarica Festivals. Am Mikrofon: Bogdan Apuscasitei, Brigitta Gheorghilaș (Bajka) und Monica Opra.                                                     Fotos: der Verfasser

Die 19. Auflage des ungarischen Festivals Ars Hungarica hat zwischen dem 8. und 17. November in Hermannstadt stattgefunden. Insgesamt 27 Veranstaltungen standen auf dem Programm. Die Kombination von traditionell und modern, die Vielfalt der Programme und der Genres machten das Angebot auch dieses Mal bunt und erweckten das Inseresse sowohl bei jungen als auch älteren Menschen, und auch dieses Mal auch bei solchen die kein Ungarisch sprachen. Die Bilanz lautete: sechs Vernissagen, sieben Konzerte, darunter ein Klavierkonzert und ein Kinderkonzert, vier Buchvorstellungen bzw. Lesungen, ein Tanzhaus, eine Weinverkostung, vier weitere Vorstellungen sowie eine Stadtführung für die Gäste. Außerdem fanden drei weitere Programmpunkte in Salzburg/Vízakna/Ocna Sibiului statt.

Im Rahmen der offiziellen Eröffnung im Thaliasaal wurde das Publikum von verschiedenen Ehrengästen begrüßt. Die Gemeinschaft, die in der Lage ist, eine derartige Veranstaltung zu organisieren, ist keine isolierte Gemeinschaft, sondern eine, die sich selbst organisieren kann und Jahr für Jahr der Umgebung ihre Kunst und Kultur zeigt”, meinte Viktor Dávid Kőrösi, der leitende Konsul beim Ungarischen Generalkonsulat in Klausenburg. Thomas Roth vom Kreisrat überbrachte die Grüße der Kreisratsvorsitzenden Daniela Cîmpean und unterstrich, dass das Festival den multikulturellen Charakter des Kreises unterstreiche. Auf den jahrhundertealten multikulturellen Charakter ging auch Zakariás Benedek vom Ungarnverband UDMR ein. Er zählte einige viele Jahrhunderte alte Kirchen aus dem Landkreis auf, die als Zeitzeugen dastünden, wie beispielsweise diejenigen aus Salzburg oder aus Kleinkopisch. Zwar sei die Anzahl der Ungarn im Kreis Hermannstadt in den letzten zehn Jahren um 38 Prozent geschrumpft, doch im ungarischen Kindergarten und in der ungarischen Schule in Hermannstadt gibt es dennoch mehr Kinder. Es ist also schwer, die Bedeutung und den Stellenwert des ungarischen Daseins hier in Südsiebenbürgen zu verstehen, aber wir sind hier, und wir werden unser ungarisches Dasein weiterführen und weiter leben”, meinte Benedek.

In dieser übermäßig beschleunigten Welt haben ein wenig Entschleunigung und Abschalten ihren Platz und ihre Bedeutung – auf eine schöne und wertvolle Weise”, sagte Hauptveranstalter Levente Serföző, Vorsitzender des Vereins HÍD zum reichen Kulturprogramm. Gleich am ersten Tag wurde die Wanderausstellung „Die Welt von Miklós Bánffy und Károly Kós“ im Foyer des Rathauses eröffnet. Anschließend fand im Brukenthalpalais die Vernissage der Ausstellung „Lichtweg“ von Géza Xantus statt. Der Maler und Grafiker aus Szeklerburg hatte bereits in zahlreichen europäischen Großstädten Einzel- und Gruppenausstellungen. An einem anderen Tag bekam das Publikum bei der Eröffnung der Ausstellung von Blanka Fekete-Ferenczi und János Demeter im Forumshaus Einblick in eine neue Welt.

In der Fotoausstellung „Inseln“ im Ratturm von Hermannstadt führte Zsolt Timár die Teilnehmer zu wunderschönen Landschaften. Im Rahmen des XXIII. Internationalen Ungarischen Fotosalons sind in der Galerie der Reformierten Kirche die durch die Weltföderation der ungarischen Fotografen preisgekrönten Werke des Jahres 2024 zu sehen. Weiterhin wurde in Salzburg die Ausstellung „Die Legende des Heiligen Ladislaus auf Fresken in Kirchen Siebenbürgens“ eröffnet, bei der der Kunsthistoriker Dr. Mihály Jánó einen Vortrag hielt.

Koszika (Krisztina Koszorus) & The HotShots gaben das Abschlusskonzert des Ars Hungarica Festivals auf der Bühne des Gong-Theaters.

Das ungarische Kulturfestival in Hermannstadt hätte keinen würdigeren Auftakt haben können als die Eröffnungsgala, die im Thaliasaal stattfand. Den Abend bereicherten Gheorghilaș (Bajka) Brigitta, Opra Monica und die Band Ză Band mit verschiedenen ungarischen, rumänischen und international bekannten Songs. Auch wenn sie gegenwärtig nicht mehr hier leben, war die Tatsache interessant, dass Brigitta in Hermannstadt geboren ist und Monica in Agnetheln.

Die mit dem Junior-Prima-Preis ausgezeichnete Sängerin Sára Tímár gab am Sonntagabend im Gong-Theater ein einzigartiges Konzert, bei dem sie authentische Volksmusik und Weltmusik präsentierte. In Salzburg erfüllte das gemeinsame Konzert von Johanna Bertóti und András Páll den Gemeindesaal der reformierten Kirche mit Klang.

Das Gyárfás-István-Trio ehrte den berühmtesten ungarischen Jazzmusiker, Gábor Szabó, mit einem Gedenkkonzert im Atrium Café. Sie spielten auch einige Lieder von ihrem Album Cartoon Jazz, die von den jungen Zuhörern mit großem Applaus gefeiert wurden.

Der Spiegelsaal des DFDH wurde von Volksliedern und traditioneller Musik erfüllt, während die Teilnehmer im Tanzhaus unter Anleitung von János Kovács und Erika Kovács sowie begleitet von der Lelkes Band neue Tanzschritte lernten.

Der Pianist Boldizsár Csíky trat vor vollem Haus im Spiegelsaal des DFDH auf und bot dem Publikum ein Erlebnis, an das sich sicherlich viele noch lange erinnern werden. Weiterhin traten Koszika & The HotShots auf der Bühne des Gong-Theaters auf, es war das Abschlusskonzert des Festivals. Sie zeigten u. a., wie ein siebenbürgisches ungarisches Volkslied im brasilianischem Mantel” oder ein rumänischer Mahala-Funky im Hosenanzug” klingt. Nach der Zugabe wurde auch ein ungarisches Roma-Lied zum besten gegeben.

Beim ersten literarischen Programm präsentierten Valentin Trifescu und Alexandru Păunescu im Spiegelsaal des DFDH das zweisprachige Buch Literatura lui Saturn – Două eseuri despre Tamás Deák/Szaturnus Irodalma. Két tanulmány Deák Tamásról“ (die Literatur des Saturnus zwei Essays über Tamás Deák, Hermannstadt, 2024), eine esoterische Interpretation von zwei Romanen von Tamás Deák. Als Autorin fungiert außer den beiden übrigens auch Enikő Szabó. Gezeigt wurden aber auch das ebenfalls zweisprachige Buch Artişti maghiari din colecţia de artă contemporană a Muzeului Naţional Brukenthal”, aus dem Jahr 2023 und das dieses Jahr auf Rumänisch erschienene Buch Athleta Christi – Athleta Transylvaniae. Reprezentări ale Sfântului Ladislau în artă și în literatură” das im Rahmen der diesjährigen Ars Sacra vorgestellt wurde.

Bei der Vorstellung des Kós-Bánffy, Bánffy-Kós Erinnerungsbuchs führte Zsuzsa Szebeni, die Leiterin des Liszt-Instituts in Sankt Georgen/Sfântu Gheorghe, die Teilnehmer auf eine spannende historische Reise.

Am Tag der ungarischen Sprache stellte der Maler Ferenc Incze das illustrierte Werk Álommese a békéről” (Traummärchen über den Frieden) aus dem Jahr 1946 vor. Ebenso alt, vor 70 Jahren, wurde der Band Álomutazás a természetben (Traumreise in der Natur) von László Bathó herausgegeben, der von seiner Enkelin, Éva Bathó, im Spiegelsaal präsentiert.

Die Aufführung Napnak húgával, ragyogó csillagval” des Temeswarer Csíky Gergely-Ungarischen Staatstheaters wurde von ungarischen Volksballaden und den Balladen von János Arany inspiriert. Die wirklich besondere Atmosphäre dieser Aufführung konnte man im Gong-Theater erleben.

In der von der Radnóti-Preisträgerin Zsuzsa Gyulai vorgetragenen Gedichtlesung Asszony-írók (Schriftstellerinnen) lernten das Publikum das Leben und die Gedichte von drei herausragenden Dichterinnen kennen: Sophie Török, Margit Kaffka und Ágnes Nemes Nagy. Es war eine emotionale, lyrische Reise. Die Darbietung der Künstlerin konnte das Publikum auch in Salzburg sehen.

Ein Abend mit Dichtern des 20. Jahrhunderts konnte man erleben, indem man Zeuge wurde einer unvergesslichen Verschmelzung von ungarischer Literatur und darstellender Kunst bei der Soloaufführung Az igazat mondd, ne csak a valódit (Sag die Wahrheit, nicht nur das Wirkliche) des ungarischen Schauspielers und Kossuth-Preisträgers Károly Eperjes. Weiterhin schuf das Theaterensemble des Ampelopsis Versszínház etwas tolles: Das Stück Der Apostel entstand nach dem gleichnamigen Gedicht von Sándor Petőfi. Die tiefgründige Botschaft wurde durch komplexe Licht- und Tontechnik unterstützt.

Im Rahmen des Festivals gab es auch die Möglichkeit, in die Geschmackswelt der ungarischen Weine mit László Vincze, dem Vorsitzenden des EMKE Weinclubs einzutauchen.

Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kultur.