Erinnerungen und Historie

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Zwei sehr gut besuchte Buchvorstellungen im Spiegelsaal des DFDH

Ausgabe Nr. 2877

Gerhard Konnerth und Dagmar Dusil bei der Buchvorstellung am Samstag.

In Erinnerungen schwelgen konnten die Besucher des Großen Sachsentreffens am Samstagnachmittag bei der Vorstellung des Buches „Im Schnee der Erinnerungen. Hermannstadt“, das von Dagmar Dusil herausgegeben und im Spiegelsaal des Forums präsentiert wurde. Zur „Wiederholungstäterin“ wird die HDH (Heimatgemeinschaft der Deutschen Hermannstadts) im Begleitwort des Buches genannt, nachdem 2017 die Anthologie „Fakten Bilder Worte“ und 2022 „Mit Erinnerungen gepflastert“ erschienen ist. Der neue Sammelband handelt von Hermannstadt und ist in drei große Kapitel unterteilt: „Dokumentiert“, „Erinnert“ und „Recherchiert“.

Im ersten Teil schreibt Dr. Volker Wollmann z. B. einen Beitrag zur „Industrialisierung Hermannstadts in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ und bebildert ist der Text mit historischen Fotos u. a. aus der Tuchfabrik „Gromen & Herbert“, der „Areka“ Damenstrumpffabrik, der „Drei Eichen“ Brauerei oder der Schuhfabrik „Herma“. Jürgen Schlezack schreibt einen sehr interessanten Bericht über „Die Wasserstadt Hermannstadt“ und erklärt darin Flusslauf und Zuflüsse des Zibins und beschreibt u. a. die Teiche und Wasserwirtschaft der Stadt. Das Kapitel „Erinnert“ eröffnet Emil Hurezeanu mit einer essayistisch-philosophischen Betrachtung des „Phänomens“ Hermannstadt. In den meisten folgenden Beiträgen wird man in die unbeschwerte Kindheit der Autoren entführt, die ein farbiges Hermannstadt vor dem geistigen Auge des Lesers entstehen lassen. Die Autoren sind: Wolfgang Klein, Jürgen Günster, Ernst Gerhard Seidner, Helmut Wolff, Anneli Ute Gabanyi, Astrid Bartel, Hans Günter Seiwerth, Monika Ziegler, Anneliese Schuster, Herbert Horedt, Hannes Höchsmann, Beatrice Ungar, Theodora Eck, Gert Theil und Prof. Gerhard Konnerth. Im dritten Kapitel „Recherchiert“ führt Konrad Klein den Leser in die Oberstadt von Hermannstadt, in dem er sehr genau die Geschichte einiger Häuser und deren Bewohner beschreibt.

Dagmar Dusil (Hrsg.): Im Schnee der Erinnerungen. Hermannstadt. Pop Verlag Ludwigsburg 2024, 425 Seiten, ISBN 978-3-86356-407-0. 149 Lei. In Hermannstadt ist das Buch im Erasmus-Büchercafé und in der Schiller-Buchhandlung erhältlich.

Bei der Vorstellung der Anthologie im Spiegelsaal kamen einige der Autoren zu Wort, u. a. Gerhard Konnerth, Sigrid Haldenwang oder Hans Günther Seiwerth, der sogar ein selbst komponiertes Lied über die Bräuhausgasse auf seiner Gitarre zum Besten gab. Die Einnahmen von dem Verkauf des Buches werden übrigens laut Herausgeberin Dagmar Dusil an das Kinderhospiz Carl Wolff gespendet.

Das absolut lesenswerte Buch „Im Schnee der Erinnerungen“ ist im Traian Pop Verlag erschienen.

Sehr gut besucht war auch am Vortag die Vorstellung des Bandes 38 der „Kärnten Dokumentation 2023“, kurz nach der offiziellen Eröffnung des Großen Sachsentreffens. Benjamin Jozsa, Geschäftsführer des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien moderierte die Veranstaltung und stellte die anwesenden Redner vor. Dr. Liana Regina Iunesch, Leiterin des Lehramtsstudienganges für den Elementar- und Primarbereich fasste zusammen, was sie in ihrem in der „Kärnten Dokumentation“ verfassten Bericht „Einheit in der Vielfalt? Vorgaben und Gestaltungsmöglichkeiten eines deutschsprachigen Studiengangs zur Ausbildung für Lehrpersonen für den Elementar- und Primarbereich an der „Lucian Blaga“-Universität in Hermannstadt/Sibiu“ schrieb.

Bei der Vorstellung der Kärnten Dokumentation sprachen (v. l. n. r.): Udo Puschnig, Liana Regina Iunesch, Thomas Șindilariu und Benjamin Józsa.
Foto: Cynthia PINTER

Thomas Șindilariu, Unterstaatssekretär für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Rumänischen Regierung und Historiker sagte über seinen Beitrag „Vom Dorfjungen zum aufgeklärten Staatsmann, Reformer und Museumsgründer in Siebenbürgen – Samuel von Brukenthal (1721-1803). Eine biographische Skizze mit Gegenwartsbezug“ er sei „eine Rückschau auf das Lebenswerk von Samuel von Brukenthal“.

Seit 1990 wird von der Kärntner Landesregierung jährlich der Europäische Volksgruppenkongress veranstaltet. Dieser sei laut Magister Udo Puschnig eine Plattform, um Themen und Fragestellungen mit Volksgruppenbezug zu erörtern und zu diskutieren.

Seit dem Jahr 2014 wurde die Dokumentation auch durch Sonderthemen ergänzt und seit 2008 gibt es hier auch Beiträge mit Bezug auf die deutsche Minderheit in Rumänien und die Evangelischen Kirche A. B. Rumänien. Die Autoren sind „Botschafter/innen und Lautsprecher der deutschen Minderheit in Rumänien über die Grenzen Rumäniens hinaus, denn dieses Buch wird nicht nur in Rumänien präsentiert sondern auch an anderen Orten dieser Welt. Seit Jahren ist es zur Tradition geworden die „Kärnten Dokumentation“ in Siebenbürgen und im Banater Bergland zu präsentieren. Die Kärnten Dokumentation ist ein Produkt gelebter grenzüberschreitender Zusammenarbeit,“ und „auch eine Visitenkarte für die Internationalität des Landes Kärnten.“, so Puschnig. Von 2008 bis 2023 konnten 27 Beiträge im Rahmen der Kooperation mit dem Demokratischen Forum der Deutschen und der Evangelischen Kirche A.B. Rumänien abgedruckt werden. Davon waren 14 Vorträge vom Europäischen Volksgruppenkongress sowie 13 Sonderbeiträge. Im neuesten Band ist aus Siebenbürgen außer den Beiträgen von Liana Regina Iunesch und Thomas Șindilariu ein Text von András Bándi mit dem Titel „Stephan Ludwig Roth (1796-1849) – Die Relevanz eines Mythos“ abgedruckt worden.

Die „Kärnten Dokumentation 2023. Band 38“ liegt kostenlos im Forumshaus auf.

Cynthia PINTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bücher.