Mit dem Evangelischen Gesangbuch durchs Jahr 2024
Ausgabe Nr. 2872
Freude steckt mich am schnellsten an. Darum liebe ich es, in der Kirche fröhliche Lieder zu singen. An Weihnachten, an Ostern, an Pfingsten fühle ich die Emotionen, die mit diesen Festen verbunden sind – Zuversicht, Hoffnung, Freude – ich fühle sie meistens erst durch die Lieder. Ich habe mich gefragt, welches Lied als das fröhlichste in unserem Gesangbuch gelten kann.
Ich ging in mich und dachte an den diesjährigen Pfingstgottesdienst in der Hermannstädter evangelischen Stadtpfarrkirche. Ich dachte an die birkengeschmückte Stadtpfarrkirche, die roten Paramente am Altar und eben auch an ein Lied: „Schmückt das Fest mit Maien“. Im Gesangbuch steht es unter der Nummer 86, dort ist es das allererste Pfingstlied. Es zu singen, zauberte mir an jenem Pfingstsonntag ein Lächeln ins Gesicht.
Das Lied stammt aus der Barockzeit, aus dem Jahr 1715. Und barock geben sich auch die Verse: Reich an Bildern, reich an Gottesattributen. Dichter Benjamin Schmolck schöpfte aus dem Vollen. Allein die erste Strophe ist ein wahrer Freudentaumel: Das Fest schmücken, Blumen streuen, Opfer darbringen, den Geist der Gnaden empfangen, uns von Licht und Heil erfüllen lassen. Wie herrlich!
Dass ich bei diesem Lied lächeln musste, ist für mich ein wunderbares Beispiel, was Kirchenmusik auslösen kann, welche Bedeutung sie für die christliche Spiritualität hat.
Erst während meiner Zeit in der Hermannstädter evangelischen Kirchengemeinde A. B. habe ich das verstanden. In meiner Gemeinde in Erfurt lief die Musik in meiner Wahrnehmung immer ein wenig nebenher, in Siebenbürgen drängte sie sich mir geradezu auf: Unzählige Konzerte, engagierte Musiker, intensive Chorproben. Nun stehe ich kurz vor dem Ende meines Freiwilligendienstes. Was nehme ich mit? Auch ein neues Bewusstsein für Kirchenmusik. Wie ließe sich das Bewusstsein beschreiben? Vielleicht mit dem ersten Vers aus der dritten Strophe des Pfingstlieds: „Laß die Zungen brennen, wenn wir Jesum nennen“. Ja, so soll es sein!
Marc ELFLEIN