Gedanken zu Matthias Kehles zweisprachigem Gedichtband ,,Fundus / Stoc“
Ausgabe Nr. 2870
Die Sammlung von Kehles Gedichten nimmt den Leser in zwei Sprachen mit auf eine tiefgründige Reise durch menschliche Emotionen und Beobachtungen des Alltags. Übersetzt wurden die Gedichte ins Rumänische von Traian Pop Traian, der in Kronstadt in Rumänien geboren wurde und seit 1989 in Deutschland als Schriftsteller, Verleger und Übersetzer lebt. Matthias Kehle lebt in Karlsruhe als freier Schriftsteller, Journalist und Kritiker. Sein erster Gedichtband erschien 2017 ebenfalls im Pop Verlag Ludwigsburg. Das Buch handelt von dem gewagten Versuch, ins Leben einzusteigen.
Der Gedichtband behandelt eine Bandbreite an Themen, sowohl existenzielle Fragen, als auch kleine Momente aus dem Alltag. Kehle schreibt in seinen Gedichten von der Liebe und dem Verlust, der Natur und der Stadt, der Vergangenheit und der Gegenwart, was das Buch für ein breites Publikum interessant macht.
Seine präzise und klare Sprache sorgt dabei für ein leichtes Leseerlebnis, das dennoch tiefgründig ist. Kehle hat das Talent, mit wenigen Worten intensive Gefühle zu erzeugen. Ein Beispiel hierfür ist der folgende Vers:
„Würdest du gerne einmal im Liegestuhl einschlafen, nicht bemerken, wie es Nacht wird, am Morgen durchgefroren vom Wind, deinem Ventilatortraum aufwachen?“ (S. 28)
Durch seine malerische und metaphorische Sprache gelingt es ihm, beim Leser Bilder im Kopf zu erzeugen und mit diesen zu spielen. Seine Gedichte haben eine gemütliche melancholische Stimmung, die zum Nachdenken anregt.
In „Fundus / Stoc“ gelingt es Kehle, persönlichen Erfahrungen und allgemeine menschliche Empfindungen so zu verbinden, dass sich jeder Leser angesprochen fühlt und in den Versen wiederfinden kann. Das Buch lädt geradezu dazu ein, über das eigene Leben nachzudenken und sich zu fragen, ob man wirklich lebt oder (wieder) ins Leben einsteigen muss.
Matthias Kehles „Fundus / Stoc“ ist ein durchdachter Gedichtband, der durch seine thematische Breite und sprachliche Durchtriebenheit überzeugt. Es ist ein Werk, das man immer wieder zur Hand nehmen möchte, um in die Tiefen der Poesie einzutauchen.
Finya LUSTINA
Hundstage I
Du sitzt auf dem Balkon,
lutschst gefrorene Kirschen,
örtlich betäubt, lachst du,
streckst die Zunge heraus
und drehst die Beine in den Schatten.
Würdest du gerne einmal
im Liegestuhl einschlafen,
nicht bemerken, wie es Nacht wird,
am Morgen durchgefroren vom
Wind, deinem Ventilatortraum, aufwachen?
Matthias KEHLE