Ausgabe Nr. 2830

Die Bergkirche steht auf dem evangelischen Friedhof. Foto: Klaus PITTERS jun.
Hetzeldorfer und Nichthetzeldorfer trafen sich Ende Juli dieses Jahres in Hetzeldorf. Alle zeigten unverhüllt ihre Begeisterung für die vollständig renovierte Bergkirche. Ein Projekt, das nur durch die großzügigen Spenden von Dr. Heinz Krestel aus der Schweiz und Klaus Pitters aus Neumarkt, aber auch mit Spenden von Mitgliedern der Heimatortsgemeinschaft realisiert werden konnte. Lesen Sie im Folgenden die Berichte zweier 14jähriger Teilnehmerinnen aus Düsseldorf:
Lily Dengel: Eigentlich findet das diesjährige Heimattreffen in Hetzeldorf anlässlich der renovierten Bergkirche statt. Pfarrer Christian Hermann widerspricht aber. In seiner Predigt in der Bergkirche erklärt er, nicht die Kirche sei der Grund zum Treffen, es seien die Traditionen, die mit der Kirche zusammenhängen. Dazu zählt auch, einen Gottesdienst zu halten. „Die Hetzeldorfer übertreiben sogar“, ruft er. „Die machen zwei.“ Hetzeldorf ist einer der wenigen Orte in Siebenbürgen mit zwei Kirchen. Die Bergkirche, drohte nach der Wende 1989 zu verfallen. Nach der Renovierung bis 2022 fand am 30. Juli 2023 der erste Gottesdienst statt. Hermann erzählt von seinen Erinnerungen an Hetzeldorf und was er mit dem Ort in Verbindung bringt. Der Ort sei wie ein bunter Blumenstrauß gewesen. Die Anwesenden stehen auf und klatschen. Es ist unüblich, in Kirchen zu klatschen, anscheinend hat sie die Rede bewegt.
Über 250 Gäste sind bei dem Treffen anwesend, nur ein geringer Teil ehemalige Hetzeldorfer. „Wir rechnen mit höchstens der Hälfte der Menschen in der Bergkirche“, sagte Michael Welther vor dem Gottesdienst. Es sind jedoch deutlich mehr erschienen. Drei Besucher müssen stehen, ihre Bank bricht durch, bevor der Gottesdienst beginnt.
Es ist also noch etwas zu tun, wenn auch nicht viel. Zwei Jahre hat es gedauert bis zur Einweihung am 30. Juli 2023. Das Bauunternehmen von Christian Buhazi hat die Bergkirche bis zur Außenfassade hin renoviert. Die Heimatortsgesellschaft Hetzeldorf beauftragte Horst Dengel, selbst Siebenbürger Sachse, Vertragsabschlüsse und die Erstellung der Leistungsbeschreibung einzuleiten. Unterstützt hat ihn dabei Karl Heinz Pelger, der Hetzeldorfer Bezirkskirchenkurator. Sie holten bei Christian Buhazi ein Angebot ein. Zusammen einigten sie sich auf den Preis und den Durchführungszeitraum von 2021 bis Mitte Juni 2022. Den Zeitpunkt hielten sie mehr oder weniger ein, so dass die Kirche beim Hetzeldorfer Treffen 2023 fertig war.
In der Kirche im Ort versammeln sich viele in der siebenbürgisch-sächsischen Tracht, in der sie auch beim Umzug nach der Kirche mitmachen. Während die Temperatur auf 32 Grad klettert, fangen die Adjuvanten mit dem Lied „Blaue Augen“ an, gefolgt von dem „Andulka-Marsch“ und dann wieder „Blaue Augen“. Viele Menschen sind auf dem Dorfplatz, es ist ein buntes Treiben.
Oben in der Bergkirche tragen nur noch Wenige ihre Tracht. Die anderen freuen sich schon auf das nächste Hetzeldorfer Sachsentreffen, wenn sie sich wieder in Tracht einkleiden dürfen. Ob die Hetzeldorfer es dann wieder mit ihren zwei Gottesdiensten übertreiben werden? Wahrscheinlich schon.
Romy Roos: „Liebe Hetzeldorfer, liebe Gäste und Freunde von nah und fern, ich begrüße Sie alle herzlich zu diesem ganz besonderen Fest!“ Mit diesen Worten leitet Renate Heilmann das Hetzeldorfer Heimattreffen ein. Die meisten Siebenbürger Sachsen hat es nach Deutschland, Österreich und die Schweiz verschlagen. Nun versammeln sie sich, lassen Erinnerungen aufleben und schaffen neue. Den Anlass des diesjährigen Treffens vom 28. bis 30. Juli bietet die Einweihung der Bergkirche. Ein Team ehemaliger Hetzeldorfer macht es möglich, etwas über deren Gründungsgeschichte zu erfahren. Sie stellen die Legende der Enno Falten anhand eines Singspiels dar. Die Gruppe besteht aus Ute Beetz, Anna Dengel, Katharina Schmidt, Tilli Eisenburger, Renate Heilmann, Annemarie Sutoris, Johanna Schenk, Hilde Schwarzer, Volker Pitters, Emma Maurer, Albert Eisenburger und dem Chor unter Leitung von Anni Freund.
Der Legende nach blieb der gläubigen Enno ein Satz aus dem Gottesdienst im Kopf hängen: ,,Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben“. Die junge Frau macht sich auf den Heimweg. Am nächsten Morgen wird sie von ihrer Mutter allein auf den Weinberg geschickt. Ihre Mutter muss die kranke Großmutter pflegen. Enno bekommt Mutters bestes Werkzeug. Bis zur Abenddämmerung arbeitet Enno auf dem Weinberg. Sie begegnet ihrem Geliebten, dem Knecht ihres Vaters. Gemeinsam begeben sie sich auf den Rückweg. Sie vergisst das Werkzeug ihrer Mutter und kehrt noch einmal zurück. Auf dem Weg zurück ins Dorf entdeckt sie eine Räuberbande. Heimlich klaut sie der Bande ihren Schatz. Die Räuber nehmen die Verfolgung auf. Enno schafft es, sich in Sicherheit zu bringen, bevor die Räuber sie einholen konnten. Mit dem gestohlenen Geld lässt Enno Falten die Bergkirche erbauen, welche dank der Renovierungsarbeiten hoffentlich noch lange bestehen wird und in dessen Eingang man nun die Legende der Enno Falten nachlesen kann.