Heinrich Höchsmann (alias Heinrich Heini) und sein neuestes Buch
Ausgabe Nr. 2817
Vom Hermannstädter Satiriker Heinrich Höchsmann (alias Heinrich Heini) ist vor kurzem unter dem Titel „Herr Mannstädter und seine wundersamen Seiten“ ein neuer Satireband erschienen. In 69 Sequenzen wird in satirischen Wortspielen und Weisheiten Herr Mannstädter vorgestellt. Herr Mannstädter ist der Namensvetter der bekannten „Kultfigur“ des Herrn Siegerius aus der ,,Civitas Hermanensis“. Die Stafette der satirischen Spiele mit Worten wird nun von H. M. übernommen.
Schon im Vorwort wird uns mitgeteilt, dass die satirische Sparte mit ihren 69 Sequenzen von „Weißheitswortspielen“ von H.M., dem „Alter Ego des Autors“, fortgesetzt wird. Der Spaß am Spiel mit der Sprache wird durch variable Wortspiele und „jonglieren“ mit den Worten erreicht. Diese führen manchmal auch zu Absurditäten die aber zu Normalitäten erhoben werden. In vielen Sequenzen vereinen sich „Gedankensplitter“ zu einem satirischen Puzzle.
In der ersten Sequenz (H. M. 301) bittet H. S., Prof. Werwolf begleitet von Herrn Morgenstern, gelegentlich seiner Namensänderung um eine höfliche Beugung von ,,E(h)Rung“ zu ,,SIEger(ehre)ius“, um der Krönung seiner satirischen Karriere ein Denkmal zu setzen. Um in seinem Denkprozess weiterzukommen, schaltet Herr Mannstädter von seiner mikroskopisch-kleinbürgerlichen Denkweise auf eine makroskopisch-großbürgerliche um (H. M. 303) In diesem Wortspiel finden wir eine tiefe ,,Weißheit“.
Manche Wortkombination wird zu einem schwierigen Worträtsel und muss erst „entschlüsselt“ werden. Der Schlüssel kann viele Türen öffnen und wird dann zum Erfolgsschlüssel, der dann auch Geheimnisse öffnen kann. Da Herr Mannstädter im „Sternzeichen der Schlüsselblume“ geboren ist, hat er die große Chance des Zugriffs auf den Schlüsselbund mit dem Schlüssel des parlamentarischen Geheimbundes – welch ein großes Glück. (H. M. 307)
In H. M. 340 klagt Herr Mannstädter über große Schlafstörungen: Weil er am Vortag nichts zustande gebracht hatte, wälzte sich Herr Mannstädter die halbe Nacht hin und her und als um 4 Uhr seine Gewissensbisse den Höhepunkt erreicht hatten, sprang er in die Kleidung und ging in die Stadt, um mit Hilfe der Polizei und des Nachtwächters den verlorenen Tag zu suchen.
An einem anderen Abend versucht er, mit seinen eigenen Schriften sich in den Schlaf zu lesen. Diese Einschlafmethode gelingt ihm jedoch nicht, weil er eben das liest, wenn ihm das Einschlafen nicht gelingen will. Weil er es immer noch nicht geschafft hat, einzuschlafen, findet er dann endlich seinen Schlaf. So endet das Einschlaf-Wortkarussell. Auch kommt Herr Mannstädter zur logischen Feststellung, seine Träume besser lesen zu können, wenn er mit der Brille schlafen geht. Das ist eine allbekannte „Weißheitslogik“. Auch macht er eine interessante Entdeckung. Wenn er seinen eigenen Schatten überholen lässt, hat er keine weiteren Verfolger mehr. (H. M. 317)
Obwohl Herr Mannstädter wegen dichtem Mundschutz seinen Mund nicht aufmachen kann aber den pen(die Schreibfeder) halten konnte, wurde er trotzdem als Dichter im PEN-Club (Poets, Essayists, Novelists) aufgenommen. Welch eine große Ehre. Hier finden wir eine Erkenntnis, die dem vielseitigen beruflichen Erfahrungsbereich des Autors entsprungen ist. Als gutgläubiger Mensch konnte Herr Mannstädter an alles glauben, nur an sich selbst konnte er nicht glauben. Das war einfach unglaublich. (H. M. 328)
Herr Mannstädter war stolz, dass die Bundesregierung es 2020 geschafft hatte, ein Autotempolimit, als intelligente Lösung, zu verhindern. Das war ein Unikat, da alle restlichen 27 EU-Staaten es als unintelligente Lösung fanden, dieses Limit einzuführen. (H. M. 330) So ein Nonsens. Mit satirischer Ironie wird hier der Gesellschaft der Spiegel vorgehalten.
Herr Mannstädter hatte einen „liberalen“ Wecker, der an Feiertagen und ohne eingestellt zu sein läutete. Auch nachdem Herr Mannstädter auf den Wecker schlug, damit er die Klappe halte, und ihn danach auch an die Wand knallte, lag er immer noch dort und „winselte“ um Gnade. Das ist doch paradox. (H.M. 334)
Herr Mannstädter ist auch sehr erfinderisch. Um sein Benehmen vom Vortag zu korrigieren, erfand er eine Uhr, die rückwärts ging (H.M. 337)
Wortspielkarikatur finden wir in der „Weinprobe“ eines erfahrenen Winzers. Für den spannenden Moment der Weinlese erfand H. M. einen Tränenfänger, um die kostbaren Weintropfen aufzufangen. (H.M. 345)
Gefragt, welches seine Alltagsbeschäftigung ist, antwortete Herr Mannstädter, dass er Dinge tue, die ihm zur Verleihung des Nobelpreises für Satire verhelfen. (H. M. 347)
Auch ohne Hund war H. M. glücklich denn er konnte täglich mit seinem inneren Schweinehund Gassi gehen (H.M. 357). Hier wird das Wortspiel zur „Wortzauberei“: Da er als Kind, wegen nach innen (zueinander) zeigenden Füßen und Zehen, einen Einwärtsgang hatte und daher immer schlimm stolperte, griff sein Vater zu einer Maßnahme und mit Verwendung von Korrekturschuhen für „lechts“ und „rinks“ zeigen nun Füße und Zehen nach außen (auseinander). So wurde er mit seinem ausgeprägten Auswärts-Watschelgang berühmt und wurde nach Hollywood als Donald-Duck-Double berufen. (H.M. 366) Als Verehrer des angesehenen europäischen Hosenbandordens war Herr Mannstädter oft im Namen der Hose unterwegs. Daher zogen die meisten Vorübergehenden den Hut. Welch ein Stolz. (H.M. 367) Hier ist Wortwitz drin.
In der letzten Sequenz – 369 – wird das Geheimnis gelüftet, dass die im Voraus geschriebene und veröffentlichte Besprechung eines H. M.–Folgebandes, auf Wunsch der Leser, so gut ausfiel, dass für den Schöpfer ein Grund besteht, einem übernächsten Band mit neuen Eindrücken und Erkenntnissen aus der alten und wieder gefundenen Heimatstadt Ausdruck zu verleihen. Ich wünsche dem Autor viel Erfolg für weitere satirische Gedankenanstöße.
Auch wenn dieser Satireband stellenweise „Unsinns-Poesie“ enthält, die schwieriger zu entziffern ist, ist er trotzdem eine interessante Unterhaltungslektüre, die das Nachdenken schult, Spaß macht und ein Lächeln hervorruft. Er ist ein empfehlungswertes Lesevergnügen für jeden Liebhaber von „Weißheitssatiren“ und sollte bestellt werden.
Peter BETSY