Bei der 91. Landeskirchenversammlung wurde das 37. Landeskonsistorium gewählt
Ausgabe Nr. 2796
Die 91. Landeskirchenversammlung (LKV) der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien (EKR) hat am 12. November im Hermannstädter Bischofspalais stattgefunden. Inhaltlich standen die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine im Zentrum der Debatten. Außerdem fanden die Wahlen für das 37. Landeskonsistorium statt. Zur Wahl standen folgende Ämter: Landeskirchenkurator, Bischofsvikar, 3 geistliche bzw. 6 weltliche Mitglieder des Landeskonsistoriums, 3 Mitglieder im Rat für Rechtsfragen und ein geistliches Mitglied der Oberdisziplinarkammer.
Die LKV begann traditionsgemäß mit der Versöhnungsfeier im Bischofspalais und dem Eröffnungsgottesdienst in der Stadtpfarrkirche, bei dem Bezirksdechant Stpfr. Alfred Dahinten (Mühlbach) und Pfr. Nick Fernolendt (Broos) eine Dialogpredigt hielten. Direkt im Anschluss erfolgte die Eröffnung der Sitzung im Festsaal des Bischofspalais. Unter den Ehrengästen waren unter anderem Hermannstadts Bürgermeisterin Astrid Fodor (DFDR), Bischof em. D.Dr. Christoph Klein, Stadtpfarrer István Koszta von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Rumänien (vormals Evangelische Synodal-Presbyterianische Kirche A. B. in Rumänien), Michael Konnerth (stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland), Ilse Welther (Vorsitzende des Bundesverbandes der Heimatortsgemeinschaften) und Pfarrer Hans Schneider als Repräsentant der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD.
Das Impulsreferat via Zoom-Liveschaltung hielt Bischöfin Dr. Beate Hofmann von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Unter dem Titel ,,Der Krieg in der Ukraine – eine Zäsur für die christliche Friedensethik? Eine deutsche Perspektive” widmete sie sich den zahlreichen Dilemmata, die sich für Theologinnen und Theologen aus der aktuellen sicherheitspolitischen Lage ergeben. Bereits im April 2022 hatte Bischöfin Hofmann in Begleitung von Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß die EKR besucht.
EKR-Hauptanwalt Friedrich Gunesch berichtete danach über die vielfältigen Initiativen der EKR hinsichtlich der Arbeit mit aus der Ukraine geflüchteten Menschen.
Nach der Mittagspause wurde von der LKV einstimmig die Vereinbarung über partnerschaftliche Beziehungen zur Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EvLKS) beschlossen. Direkt von der 28. Landessynode der EvLKS waren Präsidentin Bettina Westfeld und Oberkirchenrat Friedemann Oehme aus Dresden zugeschaltet, die Grußbotschaften an die Delegierten der LKV richteten. Wie zur EKKW pflegt die EKR auch zur EvLKS seit langer Zeit gute Beziehungen. Im Frühsommer diesen Jahres befand sich die Kirchenleitung zuletzt auf Besuch in Dresden, wo bereits eine Vereinbarung über die Partnerschaft mit Landesbischof Tobias Bilz unterschrieben wurde.
Besonders spannend und zum Teil langwierig gestalteten sich im Rahmen der LKV die Wahlen für das 37. Landeskonsistorium (LK). Neben dem Rat für Rechtsfragen und einem geistlichen Mitglied der Oberdisziplinarkammer wurden drei geistliche und sechs weltliche LK-Mitglieder neu gewählt, darunter die Ämter des Landeskirchenkurators und des Bischofsvikars. Da der langjährige Landeskirchenkurator Prof. Friedrich Philippi nicht mehr für eine weitere Amtsperiode kandidierte, wurde der Neubesetzung dieser Funktion besonderes Interesse gewidmet.
Dr. Carmen Schuster konnte die Wahl im zweiten Durchgang für sich entscheiden und wird als erste Frau in der Geschichte der EKR Landeskirchenkuratorin. Frau Schuster ist vielen Menschen durch ihre erfolgreichen Aktivitäten in Kleinschenk bekannt. Dort betreibt sie in der ehemaligen Schule, dem Pfarrhaus und anderen Gebäuden einen Beherbergungs- und Gastronomiebetrieb, der sich in den vergangenen Jahren als erfolgreiches Umnutzungsprojekt etabliert hat. Mit ihrem Verein Contrafort PRO Kleinschenk organisiert sie außerdem Kulturveranstaltungen in und um die Kleinschenker Kirchenburg. Des weiteren ist sie Mitglied im Vorstand der Stiftung Kirchenburgen und der Frauenarbeit der EKR sowie – seit kurzem – Bezirkskirchenkuratorin von Hermannstadt.
Als Bischofsvikar wurde Bezirksdechant Stpfr. Dr. Daniel Zikeli (Bukarest) wiedergewählt. Die neuen geistlichen Mitglieder des LK sind Stadtpfarrer Kilian Dörr (Hermannstadt), Bezirksdechant Stadtpfarrer Dr. Bruno Fröhlich (Schässburg) und Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner (Mediasch). Als weltliche Mitglieder wurden Katharina Borsos (Bistritz), Martin Bottesch (Hermannstadt), Dietmar Gross (Deutsch Weißkirch), Emil Ionescu (Bukarest) Karlheinz Pelger (Hetzeldorf) und Thomas Şindilariu (Kronstadt/Bartholomae) gewählt. In den Rat für Rechtsfragen wurden Dr. Andras Bandi (Hermannstadt), Pfr. Kurt Boltres (Honigberg) und Șerbana Cimpoca (Neppendorf) gewählt. Der Hermannstädter Bezirksdechant Pfarrer Dietrich Galter ist neues geistliches Mitglied der Oberdisziplinarkammer.
Die LKV hat auch mehrheitlich einer von einzelnen Delegierten in drei Anträgen eingebrachten Initiative zugestimmt, die sich mit Fragen der Durchführung künftiger LKV-Sitzungen, Ämter-
unvereinbarkeiten und Transparenz in der Entscheidungsfindung befasst.
Am späten Abend erst fand die 91. LKV ihr Ende, welches Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner mit einer Schlussandacht gestaltete.
Stefan BICHLER