Interview mit der Hermannstädter Musikerin MeeRah von der Band ,,Alpha Q“
Ausgabe Nr. 2783
Mirabela Boțocan ist Gesangstrainerin und Sängerin in der Alternative Metal Band „Alpha Q“. Vergangenen Monat wurde das erste Musikalbum der Band „Parallel Universe“ veröffentlicht und innerhalb des Festivals für Hermannstädter Musiker „Sibiu Sounds“ auf dem Huetplatz vorgestellt. Bei dieser Gelegenheit führte HZ-Redakteurin Cynthia P i n t e r mit Mirabela, genannt MeeRah, ein Gespräch über das neue Album, aber auch über den Estill-Gesangsunterricht, die Musikszene in Hermannstadt und den Musikunterricht in Rumänien.
Wir kennen uns aus der Schulzeit. Du bist Hermannstädterin, 40 Jahre alt, hast das Pädagogische Lyzeum hier absolviert, Germanistik und Anglistik an der ULBS studiert. Was kam danach?
Danach habe ich in den Niederlanden das „Estill Voice Training“ absolviert und mich als Gesangscoach spezialisiert. Ich wollte schon immer Musik machen. Mit meiner Gesangslehrerin, Manuela Jacobs, habe ich 2008 das Projekt „Feel, Dare, Sing“ gestartet. Wir haben gemerkt, dass der moderne Gesangsunterricht, mit Pop, Rock, Jazz, Blues, sehr begehrt war. Also haben wir Workshops im ganzen Land organisiert. Zwischen 2015 und 2020 habe ich bei „Vocea României“ (The Voice) als Gesangscoach gearbeitet und das Scouting im Land übernommen. Parallel zu alledem habe ich meine eigene Musikkarriere gestartet.
Wann hast du deine Leidenschaft für die Musik entdeckt?
Das war schon ganz früh. Ich glaube, da war ich erst drei oder vier Jahre alt. Meine Mutter hat mich beim Singen von Kinderliedern aufgenommen. Als ich gemerkt hab, sie nimmt auf, hab ich begonnen spontan weitere Lieder dazu zu dichten. Weil meine Mutter kein Deutsch konnte, habe ich eine eigene Sprache erfunden. Aber die Struktur der erfundenen Lieder hatte trotzdem einen Sinn, es gab Strophen und Refrains. Echt verrückt. Ich hab die Kassette immer noch. Und getanzt hab ich auch gerne. Das Tanzen habe ich aber irgendwann aufgegeben. Das Singen blieb. Ich mochte die Gesangstechnik Belcanto nicht und das war die einzige Technik, die in Hermannstadt unterrichtet wurde. Als ich dann das „Estill Voice Training“ entdeckt habe, war es, als ob ich das Licht am Ende des Tunnels gesehen habe. Da wusste ich, diese Technik muss nach Rumänien, sie muss verbreitet werden.
Was ist „Estill Voice Training“?
Diese Art Gesangstraining wurde in den 1980-er Jahren von der Amerikanerin Jo Estill erfunden. Sie war Sängerin, Pädagogin und Stimmforscherin und entwickelte Pflichtübungen für die einzelnen Strukturen des Stimmapparates, die die Wahrnehmung und daraus resultierend die Kontrolle der Stimmfunktionen erlernbar machen. Ziel der Stimmbildung nach der Estill-Methode sind die Vielseitigkeit des Stimmklanges und die Stimmgesundheit. Viele Menschen haben Angst sich auszudrücken oder frei zu singen. Das Gesangstraining beinhaltet auch Sprechtherapie und alles, was mit Ausdruck zutun hat. Ich arbeite hier und im ganzen Land mit Sängern und Studios oder Plattenfirmen und es macht mir großen Spaß.
Wie hat deine musikalische Laufbahn begonnen?
Begonnen hab ich als Backing Vocal in der Band „Ricochee“. Das war 2002. Wir haben ein dreisprachiges Album (deutsch, rumänisch, englisch) aufgenommen und damit auch den Internationalen Musikpreis 2004 des Deutschen Musik-Exportbüros gewonnen. Zur gleichen Zeit haben noch Nena und Rammstein den Preis gewonnen. Das war eine sehr große Ehre. Die Band wurde aber aufgelöst und ich startete die Band „Perfect Match“, dann das Solo-Projekt „MeeRah“, es folgte „Mee and Mary“, ein Country-Blues Projekt mit Maria Oancea. Und 2016 lernte ich Waqas Ahmed kennen und es entstand die jetzige Alternative Metal-Band „Alpha Q“.
Wie hat sich die Band entwickelt? Wer ist noch in der Band?
In der Band sind Mădălin Muntean (Schlagzeug), Waqas Ahmed (E-Gitarre), Rareș Boroș (E-Bass), Maria Bojiță (Keyboard), Marius Stremțan (E-Gitarre) und ich. Im Oktober 2016 hatten wir unser erstes Konzert in einem Klub in Hermannstadt. Wir haben die erste EP „Alpha Q“ mit vier Songs veröffentlicht, 2018 den Preis des Posada Rock Festivals gewonnen. Und jetzt ist das Album „Parallel Universe“ endlich raus.
Was bedeutet das Parallele Universum für dich?
Das war der erste Song, den ich für das Album geschrieben habe. Er entstand in einer Zeit, in der ich emotionell vieles durchgemacht habe. Das Lied selber handelt von zwei Menschen, die zu unterschiedlich sind und deswegen nicht zusammenkommen können. Das ganze Album ist eine Achterbahn der Gefühle, weil es durch Höhen und Tiefen geht.
Wie lässt sich der Musikstil von Alpha Q beschreiben?
Das ist Alternative Metal gemischt mit Heavy Rock. Waqas hat es mal Multi-Metal genannt.
Könntest du dir vorstellen, auch in anderen Sprachen als englisch zu singen?
Das ist gerade das Hauptthema bei uns in der Band. Waqas sagt immer, es sei komisch nach einem Song, den man englisch gesungen hat und bei dem alle im Publikum mitgesungen haben, sich dann auf rumänisch zu bedanken. Er hat auch recht. Aber ich hab noch nie rumänische Lieder geschrieben. Vielleicht liegt es daran, dass mir die englische Ausdrucksweise bekannter ist, dadurch, dass ich nur englische Musik höre. Ich überlege aber, ob ich auf deutsch singen sollte.
Welches Gefühl hast du bei Live-Konzerten?
Ich liebe es! Bei der Vorstellung des Albums innerhalb des „Sibiu Sounds“ Festivals am Freitag, dem 29. Juli, auf dem Huetplatz, war eine geniale Stimmung. Es macht süchtig, man steigt wie in eine Trance und die Musik trägt dich. Man hört und fühlt das Publikum. Auf dem Huetplatz haben die Leute auch mitgesungen und getanzt. An dieser Stelle muss ich mich bei Ilie Manole, dem Organisator von Sibiu Sounds, bedanken, der ein super Festival auf die Beine gestellt hat.
Gab es schon Feedback? Welchen Song mögen die Fans am meisten?
Ja, nach dem Konzert, bei dem wir das Album präsentiert haben, sind viele zu uns gekommen und haben uns gratuliert. Am meisten gelobt wurden die Songs „Angels and Demons“ und natürlich „Unbreakable“, den wir auch als Single veröffentlicht haben. Das ganze Album kann übrigens überall online angehört werden: auf Spotify, Youtube und anderen Musikapps. Der Link: https://linktr.ee/alphaqmetal fasst alle Apps zusammen.
Wie findest du die Hermannstädter Musikszene?
Die Hermannstädter lieben Musik. Sie gehen oft zu Konzerten. Es gibt auch für jeden Geschmack etwas. Dabei beziehe ich mich auf Bands, die ihre eigene Musik schreiben. Deswegen ist „Sibiu Sounds“ sehr wichtig, weil sie lokale Bands fördern.
Du bist ja von Beruf auch Lehrerin. Was würdest du an dem Musikunterricht an den Schulen ändern?
Ich würde ihn komplett erneuern. Wenn wir über Gesangsunterricht sprechen: Es kann nicht sein, dass nur klassischer Gesang und Chor unterrichtet wird. Chor ist zwar wichtig, aber nicht nur klassischer. Es gibt zum Beispiel Glee Clubs. Man muss sich anpassen und man kann nicht mit klassischer Musiktechnik Lieder von „Queen“ oder Miley Cyrus singen. Das geht nicht. Die Theorie muss sein, sollte aber attraktiv gemacht werden. Musik muss Spaß machen! Am Päda hat uns die inzwischen leider verstorbene Musiklehrerin Susanna Schlattner damals richtig unterrichtet. Man muss den Kids Instrumente in die Hand geben, einen Musikraum organisieren, ein Studio mit Mikrofon. Darum hatten wir am Päda mehrere Bands, weil uns sie Schule das ermöglicht hat, es gab Musikraum, Mixer, Lautsprecher und Menschen, die sich dafür eingesetzt haben und sich um uns gekümmert haben.
Was kommt als nächstes für „Alpha Q“?
Wir planen eine Rumänien-Tour, die im September beginnen soll. Ein paar Gigs sind schon festgelegt. Am 23. Oktober spielen wir z.B. in Bukarest im Klub „Fabrica“. Die neuesten Nachrichten posten wir immer auf Facebook (Alpha Q) und Instagram (alphaqmetal).
Vielen Dank für das Gespräch!