Kreative Premiere

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Kronstädter Jugendliche führten Brukenthal-Stück auf

Ausgabe Nr. 2783

Szenenfoto mit Sophia Neguț, Anastasia Dediu, Stanca Spiridon, Alexandru Adam, Roberta Petenchea und Amalia Grosu (v. l. n. r.).                                                                    Foto: die Verfasserin

Samuel von Brukenthal (1791-1803) ist in der Geschichte Hermannstadts fest verankert. Was hätte also passender sein können, als die Premiere eines Theaterstücks über seine Biographie im Rahmen des ersten Siebenbürgischen Kultursommers im Thaliasaal aufzuführen? Petra Antonia Binder hat das Stück ,,Brukenthal und die Königin der Nacht” geschrieben und mit Jugendlichen aus Kronstadt eingeübt. Nach der Aufführung haben sie und die Schauspielerinnen und Schauspieler erklärt, wieso sie ausgerechnet in einem historischen Stück mitgespielt haben, wieso Samuel von Brukenthal selbst nicht ein einziges Mal auf der Bühne gestanden hat und wie es um weitere Aufführungen steht.

Die Brukenthal-Familie, Arbeiter vom Brukenthalpalais und Helfende und Gäste der jährlichen Feier zum Aufblühen der berühmten Königin der Nacht: Das alles sind Menschen, die in Petra Binders Theaterstück auf der Bühne stehen. Samuel von Brukenthal selbst jedoch nie. ,,Warum soll er auf die Bühne kommen? Ich wollte ihn stattdessen im Volksmund auftreten lassen. Wie die Leute ihn im Laufe der Zeit verstanden und gesehen haben”, sagte Petra Binder. Die Figuren sprechen von der Situation, in der Brukenthal aufgewachsen ist, davon, dass er als Junge klug und bei allen beliebt war, dass ihm die Einheit von Volkstum und Glaube wichtig war und schwärmen von seiner Gemäldesammlung, die sie als eine der bedeutendsten in Europa sehen. So bekommen die Zuschauenden einen Eindruck von seinem Leben, ohne dass sie es selbst nachgespielt sehen müssen.

Auch auf der Bühne standen Elena und Paul Cristian an der Violine und am Klavier als musikalische Begleitung. “Eigentlich kann man Brukenthal nicht ohne Musik spielen. Er hat ja selbst Abende veranstaltet, wo immer klassische Musik dabei war”, sagt Petra Binder. Sie hat Dramatik studiert und arbeitet seit 13 Jahren in der Kultur- und Jugendarbeit. Sie hat den Verein ,,Cu timp pentru cultură” gegründet (zu deutsch etwa: Zeit für Kultur).

Zum Schreiben von ,,Brukenthal und die Königin der Nacht” wurde sie von Winfried Ziegler, Geschäftsführer des Siebenbürgerforums, eingeladen. Nachdem sie viele Bücher gelesen hatte, wusste sie: ,,Das wird eine große Herausforderung. Ich weiß auch jetzt nicht hundertprozentig, ob ich es genauso nochmal machen würde. Aber das Resultat ist gut geworden.”

Über Petra Binders langjährige Jugendarbeit sind auch viele der neun jugendlichen Schauspieler und Schauspielerinnen – Alex Adam, Amalia-Roxana Grosu, Anastasia Dediu, Ema Achim, Mara Moise, Maria Sicoe, Roberta-Andreea Petenchea, Sophia Neguț und Stanca Maria Spiridon – zu dem Projekt gestoßen. Viele hatten früher schon einmal mit ihr zusammengearbeitet.

So zum Beispiel Alexandru Adam. Der 20-jährige Student hat mit Petra schon an vielen Stücken gearbeitet. ,,Ich glaube, dieses war das beste bisher”, sagt er. Insbesondere habe ihm die Gemeinschaft gefallen, zu der die Jugendlichen zusammen gewachsen sind. Damit diese Gemeinschaft entstehen konnte, gab es auch Teambuilding-Wochenenden, erzählt die fünfzehnjährige Ema Achim – die einzige unter den Jugendlichen, die auch zuhause deutsch spricht.

Insgesamt haben sie vier Monate zusammengearbeitet und sich immer gegenseitig unterstützt. Maria Sicoe hat acht Jahre lang deutsch gelernt und das Stück als eine Möglichkeit gesehen, nochmal deutsch zu üben und zu sprechen. Für sie war es die erste Theatererfahrung. ,,Ich dachte, ich hätte Angst, aber es war wirklich schön und ich möchte gerne weitermachen”, sagt die Elftklässlerin.

Dass die Arbeit am Stück den Jugendlichen so gut gefallen hat, freut Petra Binder. Sie weiß, dass ein historisches Stück nicht das einfachste zum Spielen ist und viele junge Schauspieler sich nicht dafür interessieren. Umso mehr hoffen alle Beteiligten, dass die Premiere nicht gleichzeitig die letzte Aufführung gewesen ist. Noch gebe es zwar keine Finanzierung, aber sie würden hoffen, das Stück zumindest noch einmal in Kronstadt auf die Bühne zu bringen oder sogar eine kleine Tournee durch das ganze Land zu machen, sagt Petra Binder.

Zurück zur Blüte der Königin der Nacht. Öffnet diese Kaktee ihre zarten Blüten, ist das ein ganz besonderes Ereignis, denn sie tut dies nur einmal im Jahr und stets in der Nacht. Und aus alten Zeitungen hat Petra Binder bei ihrer Recherche erfahren, dass dies Ereignis in der Familie Brukenthal gehörig gefeiert worden sei.

Annika KÖNNTGEN

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Theater.