Jazz, Samba, Dixieland und Klassik

Teile diesen Artikel

Streiflichter von der 19. Auflage der Rumänisch-amerikanischen Musiktage

Ausgabe Nr. 2778

Für wetterfeste Musikliebhaber:  Vom 4. bis 10. Juli haben in Hermannstadt die 19. Rumänisch-amerikanischen Musiktage stattgefunden. Unser Bild: Bei ergiebigem Regen brachten am Samstagabend auf der Bühne am Großen Ring das Orchester der Hermannstädter Staatsphilharmonie und die Pianistin Sînziana Mircea George Gershwins „Rhapsody in Blue“ zu Gehör.                                                                   Foto: Sibiutiful/Focus Sibiu

Falls Sie letzte Woche in Hermannstadt gewesen sind, haben Sie wahrscheinlich das äußerst aktive Kultur- und Sommerleben der Stadt genossen. Nach dem Internationalen Theaterfestival fand die 19. Auflage der Rumänisch-amerikanischen Musiktage die ganze Woche vom 4. bis 10. Juli statt. Neben den musikalischen Angeboten, die jeden Tag an verschiedenen Orten in der Stadt stattfanden, stachen am Wochenende vier große Konzerte am Großen Ring hervor. Das Festival wird von der Hermannstädter Staatsphilharmonie veranstaltet und fördert nicht nur die amerikanische Kultur, indem es ihre Musik und Kunst in den Vordergrund stellt, sondern bewahrt auch den transnationalen Aspekt und den kulturellen Dialog zwischen Hermannstadt und dem Kontinent jenseits des Atlantiks.

Zum Auftakt des Festivals, am 4. Juli, dem Nationalfeiertag der USA, konzertierte auf der Bühne vor dem Thaliasaal die Band Rhine River Ramblers, gebildet aus sechs Feldwebeln der US-Armee, Stephen Reier (Posaune), Christopher Habbeeb-Louks (Schlagzeug), Justin Stowe (Sousafon), Chad Tucker (Klarinette/Saxofon), Kevin Lomonof (Saxofon) und Nathaniel Patty (Trompete).

Die Rhine River Ramblers konzertierten vor dem Thaliasaal.                              Foto: Sibiul în imagini

Am Donnerstagabend um 21 Uhr eröffnet das Percussion-Ensemble Percutissimo die Reihe der abendlichen Konzerte auf dem Großen Ring. Es ist schwierig, einen Sitzplatz zu finden, da der Platz schon überfüllt ist. Aber man kann sich auf kleine Sofas oder auf einer Terrasse hinsetzen, oder auch sich mit seinen Freunden weiter hinten bei einem Glas Bier oder hausgemachter Limonade, die von den Food Trucks des Sibiutiful-Events verkauft werden, unterhalten. Das Ensemble besteht aus verschiedenen Perkussionsinstrumenten – u. a. Marimbaphon und Xylophon – und performt so mehrere lateinamerikanisch und afroamerikanisch inspirierte Stücke. Die Interpretation von Monteros Werken mit kolumbianischen und südamerikanischen Tänzen wird unvergesslich, sowie der Samba, eine Musik mit binärem Rhythmus, deren Höhepunkt auf der zweiten Zählzeit liegt, mit einer reichen Begleitung aus synkopierten Melodielinien.

Am Freitag geht es zur gleichen Uhrzeit zurück auf den Großen Ring. Diesmal ist die Kronstädter Philharmonie nach Hermannstadt gekommen, um der legendären Solistin Billie Holiday zu gedenken, indem sie Stücke aus ihrem Blues- und Jazz-Repertoire spielt. Obwohl die Musik weniger dynamisch ist als am Vortag, ist die Atmosphäre an diesem Abend viel entspannter. Neben einem kompletten Orchester unter der Leitung von Andrei Tudor wird auch der Gitarrist mehrere Solostücke zur Musik der „Lady day“ spielen. Auch die Leistung der Solistin Luiza Zan ist beeindruckend: Ihre sinnliche Stimme ist nicht nur tief und lieblich, sondern sie schafft es auch, sehr schnell in die hohen Lagen zu gelangen.

Am Samstagabend findet das Sinfoniekonzert „Ein Amerikaner in… Hermannstadt“ mit dem sinfonischen Orchester der Hermannstädter Staatsphilharmonie statt. Dieses Mal steht die nordamerikanische Kultur im Vordergrund, wobei der Dirigent Daniel Spaw aus den USA kommt. Gespielt werden Klassiker von George Gershwin wie „Ein Amerikaner in Paris“ oder „Rhapsody in Blue“ – mit Klavier (Solistin: Sînziana Mircea) und Orchester statt mit Klarinette – oder Auszüge aus Musicals, wie z. B. mehrere sinfonische Tänze aus der „West Side Story“, die von Leonard Bernstein komponiert wurden.

Am Sonntag fand das Abschlusskonzert des Festivals wieder am Großen Ring statt. Obwohl motiviert, war das Publikum aufgrund des schlechten Wetters weniger zahlreich erschienen als an den anderen Abenden. Das Bukarester Jazzorchester unter der Leitung von Simona Strungaru – die an klassischen, zeitgenössischen, Jazz-, Filmmusik-, Theater- und Rockprojekten beteiligt ist – wählte das Thema „sophisticated Lady“ und widmete seinen Auftritt der Frau in der Musik rund um verschiedene Klassiker des 20. Jahrhunderts. Solisten waren  Irina Sârbu, Adrian Nour, Ana Maria Munteanu, Sorina Georgiana Rotaru und Ana Maria Roșu. Besonders in Erinnerung bleibt die Interpretation des Klassikers „Sway“ von Michael Buble, der alle dazu brachte, im Regen zu tanzen.

Clémence MICHELS

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.