Weltgebetstagsgottesdienst aus Neppendorf wurde in alle Welt ausgestrahlt
Ausgabe Nr. 2713
Mit einem reich gedeckten Tisch erwarteten die Frauen von der evangelischen Kirchengemeinde Neppendorf am Freitag die Gäste vor der Kirche. So konnten sie und die Gäste sich mit Ingwerkuchen und anderem Gebäck stärken und einem Tee oder Kaffee wärmen, bevor sie zum Weltgebetstagsgottesdienst in die doch etwas kalte Kirche eintraten.
Die Frauen, die den Gottesdienst gestalteten waren sichtlich aufgeregt. Das Lampenfieber hatte sich unter ihnen breit gemacht, als sie erfahren hatten, dass der Weltgebetstagsgottesdienst erstmals direkt auf der Homepage von Bibel TV in alle Welt ausgestrahlt werden würde. Es war für Neppendorf auf jeden Fall eine Premiere, die dem wackeren Unternehmer Michael Kothen zu verdanken ist, der schon seit Beginn der Pandemie die Übertragung der sonntäglichen Gottesdienste betreut hat. Seit einigen Wochen steht ihm ein weiterer Unternehmer, Ben Gierlich, bei der Bedienung der Technik zur Seite. Zurück zu den Frauen aus Neppendorf: Sie fragten immer wieder, wie sie sich vor das Mikrofon zu stellen haben, schließlich hatten einige noch nie bei einer Direktübertragung mitgemacht.
Als sie dann endlich in der Kirche saßen und Sunhild Galter das diesjährige Weltgebetstagsland, den Inselstaat Vanuatu im Südpazifik in Wort und Bild vorstellte, beruhigten sie sich allmählich und hörten aufmerksam zu. Vanuatu – die Bevölkerung nennt ihr Land ,,Ni Vanuatu“ – besteht aus insgesamt 83 Inseln, von denen 67 bewohnt sind. Die Menschen dort leben unter ständiger Bedrohung, da die Inseln auf dem pazifischen Feuerring liegen, wo Vulkanausbrüche, Erdbeben und Tsunamis an der Tagesordnung sind. Und der Klimawandel lässt den Meeresspiegel stetig steigen. Verheerende Folgen hatte der Zyklon Pam, der im März 2015 mit über 300 Stundenkilometern über die Inseln fegte und 90 Prozent der Häuser zerstörte. Letztes Jahr war es der Zyklon Harold, der mit 235 Stundenkilometern ebenfalls starke Schäden verursachte.
Betrachtet man diese Tatsachen, lag es wohl auf der Hand, dass die Frauen auf Vanuatu das Gleichnis von dem Hausbau, das am Ende der Bergpredigt in Matthäus 7,24-27 steht, als Hauptbibelstelle für die von ihnen verfasste Gottesdienstordnung gewählt haben. Sie stellten sie unter das Motto ,,Worauf bauen wir?“ und rufen alle auf: ,,Stehen wir auf und gründen wir unser Zuhause, unsere Nationen und die Welt auf die Worte Jesu: Tut anderen das, was ihr wollt, dass man euch tut. Das ist unser Fundament und sicherer Grund.“
Die Diakonin Petra Stöckmann-Kothen sagte denn auch in ihrer Andacht: ,,Jesus hat zwei Bilder für die, die seine Worte hören: Wer gehört hat und dann danach handelt, also die Bergpredigt in seinem Leben umsetzt, ist wie ein Mensch, der ein gutes Lebensfundament hat. Wer hört und nicht danach handelt, ist wie ein Mensch, der ohne Lebensfundament lebt. Das Leben mit allem was uns begegnet, besonders seine Härten – wie ein Sturm oder gar ein Zyklon – rüttelt am Lebenshaus: Not und Sorgen, Krankheiten, Verluste. Hält es stand? Oder fällt alles, was du dir so mühsam aufgebaut hast, diesem Lebenssturm anheim, rumpelt dir dein Leben im Lebenssturm zusammen?Gerade die letzten Monate haben uns vor Fragen und Zweifel gestellt, die herausfordernd waren. Vielleicht war die Pandemie mit den Schutzmaßnahmen für uns wie ein Zyklon, ein Tsunami, die am Lebenshaus kräftig rüttelten. Habe ich mit Gottes Hilfe gerechnet, hatte ich Vertrauen zum Durchhalten, weil ich doch wusste, Gott ist an meiner Seite? Oder hat mich die Pandemie mutlos, verzweifelt oder gar aggressiv und wütend gemacht? Steht mein Leben noch? Worauf bauen wir?“
Die Frauen aus Neppendorf lasen aus der Gottesdienstordnung nacheinander vor, beteten für Vanuatu und die Welt, sangen einige Lieder, zur Gitarre begleitet von Pfarrer Dietrich Galter und riefen zu Spenden auf für das vom Vorstand der Frauenarbeit der evangelischen Kirche A. B. in Rumänien für die WGT-Kollekte vorgeschlagene Projekt der Apostolischen Kirche in Vanuatu. Es handelt sich um eine fünfmonatige Reihe von Fortbildungen zum Thema Ernteschutz während Stürmen, Umgang mit Landwirtschaftsgeräten und Sicherung des notwendigen Samengutes für die Zukunft finanziell zu unterstützen. Spenden kann man noch bis zum 31. März 2021 direkt im Kassenamt des Landeskonsistoriums der EKR mit dem Vermerk „WGT-Spende“ (550185 Sibiu, Str. Gen. Magheru 4, I. Stock) oder mit demselben Vermerk per Banküberweisung an Consistoriul Superior al Bisericii Evanghelice C.A. în România, Banca Transilvania BT Sucursala Sibiu: BIC/SWIFT: BTRL RO22; IBAN: RO68 BTRL 0330 1205 A579 5102.
Beatrice UNGAR