Ein Wort aus Mediasch zu Pfingsten
Ausgabe Nr. 2674

Ihren ersten Gottesdienst im Alarmzustand feierte wie auch andere Gemeinden die evangelische Kirchengemeinde Neppendorf am Sonntag Exaudi auf dem Kirchhof. Foto: Beatrice UNGAR
„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“(Sacharja 4,6)
Das Pfingstfest ist das Geburtsfest der Kirche.
Zum Geburtstag blickt man machmal zurück und erinnert sich auch gerne wie es in Jahren davor war. Es ist ganz besonders, wenn man einen runden Geburtstag begeht und diesen auch im Kreise der Lieben feiern kann. Und dann wagt man vielleicht auch einen Ausblick, bei allen guten Wünschen die man bekommt, und wünscht sich selber was für die Jahre die kommen. Das Pfingstfest ist das Geburtstagsfest der Kirche. Darum dürfen wir alle, die wir Glieder einer Kirchengemeinde sind, uns heute besonders freuen. Wenn wir zurückblicken, muss festgehalten werden: Alles begann in Jerusalem. Von dort breitete sich die christliche Gemeinde über die ganze Welt aus. Auf allen Kontinenten, in allen Ländern verbreiteten sich und wuchsen christliche Gemeinden. Pfingsten ist das Fest der Erinnerung an die Herabkunft des Heiligen Geistes und damit ist die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu verbunden. Gottes Geist mobilisiert weltweit Menschen für das Reich Gottes; bis in die weitestesten Sprachen und Völker hinein!
Gottes Geist kann das, was wir mit unserer Kraft nicht können.
Über dem Pfingstfest steht ein Spruch aus dem Buch des Propheten Sacharja, der eine Aussage macht, wie Gott in dieser Welt spürbar wird: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sacharja 4,6)
Viele Menschen sind der Meinung, wie es auch ein wohlhabender Mann formulierte: „Mit diesen meinen Händen habe ich alles was ich habe erarbeitet.“ Aber der Prophet will uns herausfordern mit dem was er in seinem Buch geschrieben hat. Das Bibelwort zeigt einen anderen Weg. Heer oder Kraft, das sind menschliche Qualitäten. Die stehen sozusagen für unsere Weise das Leben und die Welt zu begreifen. Aber Gott sagt uns hier, daß es es letztlich darauf gar nicht ankommt, sondern er wirkt durch seinen Geist. Dieses kann auch eine große Entlastung sein. Wenn wir auf Gottes Kraft vertrauen, brauchen wir nicht zu resignieren, zu verzweifeln und denken: „Das wird bestimmt nichts!“, sondern wir können fest damit rechnen. Gott kann viel mehr als wir bewirken, und viel mehr als wir denken. Gottes Geist kann das, was wir mit unserer Kraft nicht können.
Gottes Geist wirkt das Gelingen.
Gott kann in der Tiefe des Herzens berühren. Gottes Geist kann Menschen aus der Verzweiflung zum vertrauenden Glauben führen und er kann auch helfen, schlechte Gewohnheiten loszuwerden. Wenn sein Geist wirkt, kann ich mich verändern. Man kann das vergleichen mit einem großen Schiff, einem Kreuzfahrtschiff zum Beispiel. Wenn der Kapitän sagen würde: Wir fahren heute mit Muskelkraft, wie würde die Fahrt weitergehen? Also alle Mann an die Ruder! Abgesehen davon, dass es heutzutage bei großen Schiffen keine Ruder mehr gibt – das Schiff würde mit Sicherheit nicht weit kommen. So wie wir oft nicht weit kommen, wenn wir nur auf uns vertrauen können. Selbst ein Heer von kräftigen Ruderern würde das Schiff nicht wirklich in Fahrt bringen. So wie Gott sagt, dass es nicht durch ein Heer oder Kraft geschehen soll. Ganz anders ist es, wenn bei dem Schiff der Motor anspringt und die Schiffsschraube sich dreht. Dann geht es vorwärts. So geht es auch im Leben vorwärts, wenn uns sozusagen der Motor des Heiligen Geistes antreibt. „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Darum ist es nicht richtig allein auf die eigene Kraft zu vertrauen, weil wir damit in aller Selbstüberschätzung gar nicht dort angekommen wären, wo wir heute sind. Im Gottvertrauen erschließt sich der Weg in die Zukunft. Gottes Geist wirkt das Gelingen. Möge Gott der Herr uns mit seinem Geist erfüllen, nicht nur heute zu Pfingsten, dem Geburtstag der Kirche, das wir unsere Qualitäten und Stärken zum Wohl des Anderen einsetzen. Mögen wir in der Kraft des Geistes auch die Fähigkeiten des Anderen schätzen und gemeinsam an der Erbauung der christlichen Gemeinde zusammenwirken und zum Lob Gottes einstimmen.
Pfarrer Ulf ZIEGLER