Ein Teil eines größeren Projekts

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Die Schauwerkstatt der Wandergesellen auf dem Huetplatz ist eröffnet

Gruppenbild mit Wandergesellen, Bierstiefel und Ehrengästen (v. l. n. r.): Dr. Andreas H. Apelt (1. v. l.), Vizebürgermeister Tiberiu Dragan (2. v. l.), Konsul Hans Erich Tischler (2. v. r.) und Stadtpfarrer Kilian Dörr (1. v. r.).
Foto: Jan-Christian BREWER

Die feierliche Eröffnung des 13. „Treffens europäischer Wandergesellen“ fand am Mittwoch der Vorwoche im Beisein der Wandergesellen, Mitgliedern des Vereins Gesellenherberge Hermannstadt „Asociația Casa Calfelor Sibiu“ und zahlreichen Gästen statt. Die Schauwerkstatt wird dieses Jahr bis zum 18. August auf dem Huetplatz vor der evangelischen Stadtpfarrkirche zu sehen sein. In diesem Jahr wird die Gastronomie hervorgehoben, bei der die Wandergesellen ihre Koch- und Backkünste bei einigen Gastronomiewerkstätten zeigen.

In Hermannstadt steht die erste Gesellenherberge außerhalb Deutschlands, der Schweiz oder Frankreichs, die einzige in Rumänien. Hier übernachten die Wandergesellen, die sich auf der Walz versuchen zu verbessern und neue Techniken kennenlernen. Jeden Sommer veranstalten die Wandergesellen auf dem Huetplatz und in der Harteneckgasse eine Schauwerkstatt und seit 2003 reisen wieder  regelmäßig Handwerksgesellen nach Hermannstadt. Die Handwerker können die Gesellenherberge als Anlaufpunkt auf ihrer traditionellen dreijährigen Wanderschaft nutzen.

Eine Rede hielt Dr. Andreas H. Apelt, Vorstandsbevollmächtigter der Deutschen Gesellschaft e. V. Berlin, die als eingetragener Verein zur Förderung politischer, kultureller und sozialer Beziehungen in Europa internationale Vermittlungsinteressen der Bundesrepublik Deutschland auch in Rumänien vertritt. Er sagte: „Nach wie vor ist es nicht selbstverständlich, dass Wandergesellen den Weg nach Siebenbürgen für sich entdecken. Umso mehr ist es erfreulich, dass sie auch nach Hermannstadt reisen, da hierdurch dem lokalen Verlust an Handwerkern, der auf die Massenauswanderung zu Beginn der 90er Jahre zurückzuführen ist, teilweise entgegenwirkt wird“. Dr. Andreas H. Apelt wurde von Anda Ghazawi unterstützt, die sämtliche Ansprachen ins rumänische übersetzte.

Auch der Konsul der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Hans Erich Tischler, hielt eine Rede. Er erwähnte, dass in Hermannstadt zahlreiche Beispiele jahrhundertealten Bauhandwerks bewundert werden können, die evangelische Stadtpfarrkirche am Huetplatz sei nur ein Beispiel dafür.

Die Schauwerkstatt auf dem Huetplatz ist nur ein kleiner Teil eines größeren Projekts. Zu dem Projekt gehören auch Diskussionsrunden, Musik, Kochvorführungen und Ausstellungen. Als Hermannstadt 2007 Europäische Kulturhauptstadt wurde, beschlossen einige Gesellen und die Deutsche Gesellschaft e. V., eine Ausstellung über die Hermannstädter Zünfte mit einer großen Schauwerkstatt zu organisieren. 

Die Handwerkskunst hat in Hermannstadt eine große Tradition, somit sollte die Zukunft der Casa Calfelor abgesichert werden. Die Wandergesellen gründeten den Verein und schlossen mit der evangelischen Kirchengemeinde einen Vertrag über die Nutzung ab. 

Die Herberge ist heute weit mehr als eine Anlaufstelle für durchreisende Gesellen. Der Verein stellt den Kontakt zwischen reisenden und einheimischen Handwerkern her und organisiert mit seinen Partnern und Förderern Projekte, an denen Wandergesellen aus ganz Europa teilnehmen können und mit der Schauwerkstatt wurden Spenden generiert, um den Erhalt der Wandergesellenherberge zu sichern.

André WINTER

Veröffentlicht in Beruf, Geschichte, Gesellschaft, Kultur.