Winterkirche in der Schäßburger Klosterkirche eingeweiht
Ausgabe Nr. 2599
Vergangenen Sonntag wurde in Schäßburg die Winterkirche mit den dazugehörigen „Prinzipalia“ – Altar, Taufschale und Orgel – im Rahmen eines Festgottesdienstes eingeweiht, wobei die Weihehandlung von Bischof Reinhart Guib, assistiert von Stadtpfarrer Hans-Bruno Fröhlich und Pfarrer i. R. Rolf Binder abgehalten wurde. Musikalisch untermalt wurde der Gottesdienst von dem Kirchenchor unter der Leitung von Theo Halmen, sowie von Musikwart Jürg Leutert, der auch die Register der neu restaurierten Samuel Binder Orgel vorstellte.
Bereits 2003 entschied man sich unter Pfarrerin Helga Rudolf, Gottesdienste in den Raum zu verlegen, wo die Konfirmandenstunden in der Klosterkirche gehalten wurden. Inzwischen ist es in Schäßburg zum Selbstverständnis geworden, dass die Gottesdienste Ende Oktober/Anfang November in diesen Raum verlegt werden.
„In der Tat geht heute ein Provisorat zu Ende”, sagte Fröhlich. „Es ist so, dass die Siebenbürger Sachsen gewohnt waren, in großen, schönen Räumen Gottesdienste zu feiern. Die Gemeinde ist dann aber kleiner geworden und es ist auch das Problem aufgetaucht, dass in der kalten Jahreszeit der große Kirchenraum nicht beheizbar war. So ist die Idee entstanden, dass man den Gottesdienst in einem beheizbaren Raum hält. In den letzten 10-15 Jahren hat man sich damit schwer getan. Es gab Leute im Presbiterium, die gerne gewollt hätten, dass man eine Heizung in die Kirche einbaut.”
Vor etwa einem Jahr wurden das Presbyterium und leitende kirchliche Angestellte einer Gemeindeberatung unterzogen, wo auch eine Spezialistin von der Arbeitsstelle für Supervision und Gemeindeberatung von der Bremischen Partnerkirche dabei war. „Ein Ergebnis dieser Gemeindeberatung war: Wir werden geordnet kleiner”, erklärte Fröhlich. Eine der Maßnahme sei nun eben auch die Herrichtung der Winterkirche gewesen.
So wurde die Samuel Binder Orgel aus der Siechhofkirche herübergeholt. Die Siechhofkirche wurde 1990 der griechisch-katholischen Gemeinde in Verwahrung gegeben, wobei die Orgel nicht benützt wurde, weil die griechisch-katholische Liturgie keine Musikinstrumente kennt. Infolgedessen musste die Orgel von der Orgelbauerwerkstatt Honigberg gründlich restauriert werden. In der selben Zeit wurde auch an der großen Rieger-Orgel in der Klosterkirche gearbeitet, wo ein Teil der Register der Samuel Binder-Orgel eingebaut waren und umgekehrt. „Der Zufall wollte es so, dass wir die originalen Register wieder gefunden haben”, sagte Barbara Dutli von der Orgelwerkstatt. „Ein Teil war hier, in der großen Orgel in der Klosterkirche eingebaut worden.” Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten an der Samuel Binder Orgel wurden nun fünf der sechs originalen Register beibehalten. „Die sechste war die Mixtur, für den kleinen Saal zu laut und spitzig und so haben wir dann eine Flöte eingebaut, die zum kleinen Raum besser passt”, erklärte Dutli. Dieselbe Werkstatt stellte in ihrer Schreinerei auch den schönen Altar her, der stilistisch und farblich mit der Orgel und dem Raum zusammenpasst.
Die Taufschale und die Taufkanne wurden aus St. Leon-Rot bei Heidelberg geschenkt bekommen. „Wir können also in diesem Gottesdienstraum in der Winterzeit den Gottesdienst und die Kasualhandlungen abhalten und auch die Sakramente verwalten, es ist also ein vollwertiger Gottesdienstraum”, schlussfolgerte Fröhlich.
Die finanzielle Hauptlast bei der Einrichtung des Raumes trug die Kirchengemeinde Schäßburg und erhielt dabei Unterstützung von der Landeskirche.
Begrüßt wurden im Rahmen der Feier auch die Gäste aus Halle in Westfalen, die zur Zeit als Volontäre in Felldorf tätig sind, wo ein Verein die Herrichtung der Kirche und des Pfarrhauses übernommen hat.
Die Kirchengemeinde in Schäßburg besteht gegenwärtig aus 490 Seelen. Viele der jungen Gemeindemitglieder arbeiten aber entweder im Ausland oder in einer anderen Stadt im Lande. „Das ist der Nachteil von Schäßburg”, erklärte Fröhlich. „es ist eine schöne Touristenstadt, ist aber wirtschaftlich nicht so gut drauf, daher ist es für junge Leute hier ganz schwer Fuß zu fassen”.
Werner FINK