Kurze Vorstellung der St. Josef-Schule in Karlsburg/Alba Iulia
Ausgabe Nr. 2576
In Karlsburg/Alba Iulia verbucht eine recht ungewöhnliche Schule einen genauso ungewöhnlichen Zulauf, besonders in den unteren Klassen. Trotz der häufigen negativen Berichte in rumänischen Zeitungen über diese Schule melden immer mehr Eltern ihre Kinder dort an. Sie werden von der Erziehung nach bayerisch-deutscher Art angezogen. Ordnung und Disziplin sind die neuen Trends, mit denen Schulen dieser Art bei Eltern punkten können.
Es handelt sich um die St. Josef-Schule in Karlsburg/Alba Iulia. Diese Bildungsanstalt lockt vielleicht gerade mit ihrem untypischen Profil: strikte Disziplin, Hausschuhe – welche die Schule heimisch machen sollen -, eine bayerisch-katholische Direktorin mit einem kleinen Franziskanerkloster, Flöten- und Chorunterricht von der ersten Klasse an. Das alles sind Dinge, die nicht jede Schule aufweisen kann.
Die franziskanische Ordensschwester Maria kam vor etwa 20 Jahren aus Bayern voll Idealismus nach Rumänien, um dem ungarischen Pater Medek beim Aufbau einer Schule zu helfen, welche der postkomunistischen rumänischen Gesellschaft zum Sprung in die Moderne verhelfen sollte. Bildung des Charakters und des Willens nach deutschem Modell stehen an erster Stelle des Programms der Schule. Das Kleinkloster soll aber nicht nur auf schulischer Ebene der Gesellschaft helfen, sondern auch noch auf anderen Ebenen. So betreibt das Kloster auch ein Altenheim, in dem schlechter gestellte Rentner Zuflucht finden können.
Aber zurück zur Schule. Bringt sie wirklich das, was sich die Eltern versprechen? Tatsache ist, das die Ergebnisse der Schule auf Landesebene beim Abitur zumindest beachtlich sind: Bis jetzt hat die Schule nie Schüler hervorgebracht, die dabei eine Ehrenrunde gedreht haben.
Kritiker sehen den Erfolg der Schule in den geradezu winzigen Lyzealklassen, die durch die zwei Aufnahmeprüfungen der Schule ins Gymnasium, bzw. Lyzeum heftig ausgesiebt werden.
Außerdem verlassen hin und wieder auch Schüler die St. Josefs-Schule, um der Senkung der Betragensnote zu entgehen. Die Schule hat nämlich als Zeichen ihrer Disziplin eine ebenso strenge „Innenpolitik“. Bei Vergehen wie z. B. dem Nichtabgeben des Handys jeden Morgen vor Schulbeginn droht eine Senkung dieser Note.
Am Ende der 12. Klasse winkt das DSD (Deutsches Sprach-diplom) – eine Fahrkarte an eine Universität im deutschen Sprachraum. Für viele der Schülerinnen und Schüler ist das höchst erstrebenswert.
Für mich als Schüler dieser Schule ist es egal, ob meine Mitschüler die zukünftige Elite des Landes darstellen oder nicht. Mir imponiert tagtäglich einfach die interessante Konstellation an Schülern, Lehrern und den zwei Patres, die diese Schule aufzuweisen hat.
Kilian WÜNSCH
Anmerkung der Redaktion: der Autor des Beitrags besucht die 11. Klasse und gehört zu den drei Lyzeanern mit den besten Aufsätzen beim Schreibwettbewerb des Deutschen Konsulats Hermannstadt und der HZ.