„Diese Kirche ist ein Juwel“

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Das 42. Mediascher Bezirksgemeindefest wurde in Durles/Dârlos gefeiert

 Ausgabe Nr. 2575

Einige Mitglieder des kleinen aber feinen Kinderchors der evangelischen Kirchengemeinde A. B. Mediasch sangen im Festgottesdienst einige Lieder, die Stadtkantorin Edith Toth mit ihnen einstudiert hatte.     
Foto: Werner FINK

Am vergangenen Sonntag, dem Sonntag Jubilate, feierte die  evangelische Bezirksgemeinde A. B. Mediasch ihr 42. Bezirksgemeindefest, nun zum ersten Mal in Durles. Mit den Worten „Seid herzlich willkommen, alle die ihr heute den Weg nach Durles gefunden habt und ich kann euch versichern, es wird euch nicht leid tun, denn diese Kirche ist ein Juwel“, begrüßte Pfarrer Gerhard Servatius-Depner die rund 230 Anwesenden. Dem Festgottesdienst wohnten übrigens auch der Bürgermeister Ioan Lupu, und der Vizebürgermeister Nicolae Bota bei.

atsächlich ist die Kirche in Durles eine Besonderheit, denn es schmücken und bereichern sie derartige Eigenheiten, die woanders nicht erhalten geblieben sind oder die es anderswo in der Form nicht gegeben hat. „Diese Kirche wird selten so voll wie heute und es erfüllt nicht nur die Kirche sondern auch mein Herz, euch alle hier begrüßen zu dürfen“, sagte Servatius, der zuletzt hier vor zwei Jahren bei dem Durleser Heimattreffen predigte. Die letzte Taufe fand hier vor 15 Jahren statt. Gegenwärtig soll es hier zwölf Gemeindemitglieder geben, wobei diese mit einem Kleinbus nach Mediasch zum Gottesdienst gebracht werden.

Das Mediascher Bezirksgemeindefest wird jährlich einmal im Frühjahr und einmal im Herbst gefeiert, wobei daserste immer in Mediasch und das zweite in einem Dorf des Kirchenbezirkes stattfindet. Dabei kommen meist Gemeindemitglieder aus rund 40 Gemeinden zusammen. Da an der Straße, die zur Margarethenkirche in Mediasch führt, gegenwärtig gearbeitet wird und deswegen das Zelt nicht aufgestellt werden konnte, entschied man sich spontan, das Fest dieses Mal in Durles abzuhalten.

Den Gottesdienst schmückten Musikeinlagen des Mediascher Kirchenchors und des Kinderchors oder des Trios gebildet aus Kirchenmusikerin Edith Toth, Organistin Liv Müller und Pfarrer Servatius-Depner.

Pfarrer Gerhard Servatius-Depner auf der Kanzel der Durleser evangelischen Kirche. Im Chorraum sichtbar sind die freigelegten Fresken.
Foto: Werner FINK

Die Predigt hielt Pfarrer Servatius-Depner, der von Dingen sprach, die man nicht sieht und zu denen man trotzdem Vertrauen hat.  An einer anderen Stelle im Rahmen des Festes erinnerte er an Prognosen nach der Wende, die besagten, dass es in kurzer Zeit keine Sachsen mehr geben werde, so sei man nun im Jahr 2018 und man habe das Vertrauen, dass in der einen oder anderen Weise weitergemacht werde.

2017 waren es 700 Jahre, seit Durles erstmals 1317 urkundlich erwähnt wurde. Zu den bekannten Söhnen der Ortschaft gehören u. a. Ioan Moraru (1927-1989) ein bedeutender rumänischer Mediziner, und Stefan Sienerth (geb. 1948), Literaturwissenschaftler und Verfasser bzw. Herausgeber zahlreicher Bücher, Studien und Aufsätze zur Geschichte der deutschen Regionalliteraturen in Südosteuropa und zur siebenbürgisch-sächsischen Lexikographie.

Die Kirche in Durles stach wie alle anderen sächsischen Kirchen beim Näherkommen zwischen den anderen Gebäuden des Ortes hervor. Wenn man nun von der Straße die Treppen zur Kirche erklomm, und sich auf einen Rundgang begab, so sprang sofort Seltsames in die Augen. Nicht klein war die Überraschung als man an der Mauer plötzlich den nichtchristlichen Gott Mithras erblickte. Es sind Reliquien aus der Römerzeit. Etwas weiter erkannte man  dann, dass die Wände der Kirche außen einst von Wandmalereien  geschmückt gewesen sein mussten. Gut zu erkennen war der Heilige Christophorus mit dem Jesuskind. Es gebe nicht viele Kirchen, wo die äußeren Malereien so gut erhalten geblieben seien, bemerkte Pfarrer Servatius-Depner. Beim Betreten der Kirche kamen weitere Überraschungen zum Vorschein. Hinten, an den Wänden des Chorraumes sind der Heilige Konstantin, seine Mutter, die Heilige Helena, der Pantokrator, der Schlussstein, das letzte Gericht,  viele Elemente die im byzantinischen, mit anderen Worten orthodoxen Bereich, erscheinen und hier ein wenig auf das Katholische abgestimmt waren, zu erkennen. Der Maler oder die Maler, die hier am Werk gewesen sind, müssen auf jeden Fall  im  byzantinischen Raum geschult gewesen sein. Eine Erklärung dafür war laut einem Schreiben, dass es eine Folge der Verdrängung vom Balkan durch die Türken war. Laut Pfarrer Servatius-Depner gibt es noch eine andere Erklärung, dass die Kokelburg, die nicht weit entfernt ist, zeitweilig im Besitz des moldauischen Fürsten gewesen sei.

„In so einer Kirche, die so viele schöne Elemente verbindet, fühle ich mich gut zu predigen, zu sitzen, andächtig zu sein, nachzudenken. Es ist tatsächlich unüblich, so viele Fresken anzutreffen. Ich finde es aber eine wunderbare Bereicherung, und auch Teil der Geschichte dieser Kirche, die eben durch diese Etappen gegangen ist und wir entdecken diese wunderbaren Schätze leider viel zu selten in dieser Kirche“, sagte  Servatius-Depner.

Die „Vereinigten Sälwerfäddem“ aus Mediasch, Schäßburg und Hermannstadt unter der Leitung von Edith Toth.                     
Foto: Werner FINK

Lange nach der Reformation, 1845, sollen die Malereien noch sichtbar gewesen sein, geht aus einem Schreiben von Kiss Lóránd hervor, von der Firma, die sich um die Freilegung der Fresken kümmert. Neu entdeckt wurden die Malereien noch vor der Wende 1975, als die beiden Heiligen  Stephan und Ladislau freigelegt wurden. Von 2009 bis 2016 wurden schrittweise Konservierungsarbeiten von Imago Pictaaus Neumarkt in  Zusammenarbeit mit dem Bezirkskonsistorium durchgeführt. Dabei wurden die Arbeiten von der Softwarefirma EBS aus Klausenburg und dem Restaurierungszentrum Forster aus Budapest finanziert.

Im weiteren hege man die Absicht, den Chorbogen und das Gewölbe freizulegen, heißt es in dem Schreiben von Kiss. Man hoffe  in Zusammenarbeit mit dem Bezirkskonsistorium Mediasch, schrittweise, den finanziellen Möglichkeiten nach die gesamten Malereien freizulegen.

„Ich hoffe, dass die Nähe zu Mediasch diese Kirche erst einmal bekannter macht, und dass sich viele Freunde finden, die bewirken, dass diese Kirche bessere Zeiten sieht“, hofft Servatius-Depner, der übrigens an einer anderen Stelle im Rahmen des Festes alle mit dem Spruch „Net los dich, eh“ ermutigte.

 „Alle Erinnerungen sind da und man gedenkt aller Anverwandten“, sagte die Durleser Kuratorin Hermine Rus. „Schon als Kinder sind wir in den Kindergottesdienst gekommen. Es waren sehr viele. Es ist ein herrliches Gefühl. Auch wenn man jemanden Sächsisch sprechen hört, kommen alle Erinnerungen hoch und es ist traurig, das sagen auch die rumänischen Angehörigen aus Durles.  Man hört immer wieder ‚ja, als die Sachsen noch da waren…‘ Man hat zusammengehalten. Es freut mich sehr, ich bin sehr glücklich dass dieser Sonntag gekommen ist, und dass wir so viele da waren.“

Nach dem Gottesdienst ging es in den Gemeindesaal, wo auf die zahlreichen Teilnehmer die köstliche „Tokana“ des Diakonievereins Mediasch wartete. Die Schüler der 3. C-Klasse der Hermann Oberth-Schule und einige ihrer jüngeren Schulkollegen überraschten mit Tänzen wie „Fröhlicher Kreis“, „Hacke Spitze“, Siebenschritt unter der Leitung von Dana Havriciuc, Direktorin der Hermann Oberth-Schule.  Mit schönen Liedern untermalten das Fest auch die Sälwerfäddem“ aus Schäßburg, Hermannstadt, Mediasch. Es wurde dann wieder viel gemeinsam gesungen und für die Kinder gab es draußen Spiele. Das 42. Mediascher Bezirksgemeindefest war gut gelungen.

Wenn es im Gespräch gerade um den aktiven Pfarrer Servatius-Depner, der einmal Ansprachen hielt, einmal selber die Geige in die Hand nahm, einmal  die Moderation übernahm und natürlich auch um andere aktiven Bezirksgemeindemitglieder ging, so warfen übrigens die Damen am einen der Tische regelrecht mit Lobesworten um sich.         

Werner FINK

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.