Die Mühen der Ebene

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Germanistentagung war Bertolt Brecht gewidmet

Ausgabe Nr. 2573

Gruppenbild mit den Teilnehmenden vor der gastfreundlichen „Casa Speranței” in Kronstadt, wo die Tagung stattgefunden hat.

Die XXI. Tagung der Kronstädter Germanistik war in diesem Jahr dem 120. Geburtstag Bertolt Brechts gewidmet. Das Motto: „Die Mühen der Berge liegen hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebene.“ sollte eine unbeabsichtigte Konnotation bekommen, denn am 22. März abends begann es pünktlich zum Tagungsbeginn zu schneien und hörte bis nächsten Abend nicht mehr auf. Dadurch konnten die Gäste zwar am Samstag, den 24. März  ohne Mühen die Heimreise antreten, diejenigen jedoch, die erst Freitag Morgen anreisen sollten, schafften das nur mit erheblicher Verspätung oder gar nicht.

 

Dadurch war die Teilnehmerzahl diesmal etwas geringer als sonst, was dem guten Mut keinen Abbruch tat. Zum Auftakt wurde am Donnerstag Abend von Gastgeberin Carmen E. Puchianu der Tagungsband zur vorjährigen Tagung vorgestellt. Die eigentliche Eröffnung fand dann am Freitag statt, und wie immer in den letzten Jahren öffnete das Ehepaar Elena und Paul Cristian mit ihrer virtuosen musikalischen Darbietung Herz und Gemüt, bevor man sich auf die vielen wissenschaftlichen Vorträge einließ. Die meisten Teilnehmer hatten sich das Thema zu eigen gemacht und sowohl im Sprach- als auch im Literaturbereich, was zugegebenermaßen einfacher war, vielfältige Bezüge zu B.B. ent- und aufgedeckt.

Dabei ging es thematisch um Brechts Leben und Werk, so um seinen Aufenthalt in der Schweiz, seine Buckower Elegien oder seine Versuche, sich im Bereich der Filmproduktion zu etablieren. Weitere Vorträge widmeten sich dem Einfluss Brechts auf die rumäniendeutsche Literatur oder den intertextuellen Bezügen zu Brecht in den Werken späterer Autoren. Im Bereich der Sprachwissenschaft ging es um die Etymologie des Namens Brecht, das Abstraktum „Mühe“ in biblischen wie siebenbürgischen urkundlichen Belegen, oder die Bedeutung der Lexeme „Berg“ und „Ebene“ in der deutschen Sprachgeschichte.

Die nicht themengebundenen Vorträge widmeten sich unter anderem dem kunstgeschichtlichen Bereich, dem Maler Karl Ziegler, den literarischen Zitaten als Mittel der Trauerarbeit, dem Einsatz von Memes (ein Mem ist Gegenstand der Memtheorie und bezeichnet einen einzelnen Bewusstseinsinhalt, zum Beispiel einen Gedanken. Es kann durch Kommunikation weitergegeben und damit vervielfältigt werden und wird so soziokulturell auf ähnliche Weise vererbbar, wie Gene auf biologischem Wege vererbbar sind) in Pressetexten, den Autoren Robert Müller und Erich Maria Remarque, oder dem Banatbild im gleichnamigen Roman der Autorin Ester Kinsky.

Szenenfoto mit dem Studentenensemble „DIE GRUPPE”.

Am Abend des ersten Tagungstages bot das Studentenensemble DIE GRUPPEeine Theaterperformance mit dem Titel „Jedermann oder die Einladung zum Essen“ von Carmen E. Puchianu dar, anschließend waren Gäste wie Schauspieler zu einem Umtrunk eingeladen, bei dem man den Tag bei gemütlichen Gesprächen ausklingen lassen konnte. Derweil schneite es immerzu weiter.

Im Anschluss an die Vorträge und Diskussionen des zweiten Tages stand am Samstag, dem 24. März, die Landeskonferenz der Gesellschaft der Germanisten Rumäniens (GGR) an. Wichtige Anliegen dieses Treffens waren die anstehenden Wahlen eines neuen Vorstandes und die Klärung organisatorischer Fragen im Vorfeld des Anfang Juni in Großwardein stattfindenden GGR-Kongresses.

Mit der Aussicht auf ein baldiges, fruchtbares Zusammentreffen bei dem alle drei Jahre stattfindenden Kongress verabschiedeten sich die Teilnehmer voneinander.

Sunhild GALTER

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Bildung.