Letzte Premiere des Jahres – eine Koproduktion mit dem Escher Stadttheater
Ausgabe Nr. 2559
Seit zehn Jahren sind Marianne und Johan verheiratet. Sie sind beide erfolgreich berufstätig und haben zwei gemeinsame Kinder. Das Ehepaar scheint eine vorbildlich moderne Ehe zu führen. Als Johan der ahnungslosen und völlig überraschten Marianne von einer Affäre erzählt, gesteht er ihr auch, dass er bereits seit vier Jahren über eine Trennung nachdenke. Ein schmerzhafter Erkenntnisprozess setzt sich in Bewegung. Die glückliche Fassade einer Beziehung zwischen zwei Menschen bröckelt und zerfällt in seine Einzelteile. Darum geht es in „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergman und in der Regie von Charles Muller.
Das Stück wurde am Freitag, dem 15. Dezember als letzte Premiere der deutschen Abteilung des „Radu Stanca“-Theaters in diesem Jahr gezeigt.
Eine mit Möbeln bestückte Bühne: zwei Stühle, ein Tisch, eine Stehlampe und ein Doppelbett. In dieser Kulisse lässt Regisseur Charles Muller die beiden Protagonisten ihren Ehekrieg in knappen, schnell aneinandergereihten Szenen austragen. Dazu kommt ein sehr ausdrucksvolles Videomapping. Für das originelle Bühnenbild war der berühmte Szenograf Dragoș Buhagiar zuständig. Gemeinsam mit Regisseur Muller gestaltete er die Bühne so, dass man sie kippen konnte. So konnte man auch bildlich erleben, wie eine Ehe in Schieflage gerät.
Verliebtheit, sexuelle Attraktion oder Ermüdung, Entfremdung und vorübergehende Trennung, späte Versöhnung, dies sind die Stationen dieser alltäglichen Zweierbeziehung, die dem Zuschauer viele Wiedererkennungs-Effekte bietet, und die vom Publikum entsprechend belacht oder seufzend bestätigt werden. Beide Schauspieler stellen ihre Figuren mit viel Temperament und Spaß am Spiel aus: Krista Birkner vom Berliner Ensemble als äußerlich selbstbewusste, quasi-emanzipierte Ehefrau und Daniel Bucher von der deutschen Abteilung des „Radu Stanca“-Theaters als konfuser Ehemann, der eigentlich ohne seine Frau nicht zurecht kommt.
„Szenen einer Ehe“ (Originaltitel: Scener ur ett äktenskap) ist eine schwedische TV-Serie von Ingmar Bergman gewesen, die 1973 erstmals im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Das Beziehungsdrama war so erfolgreich, dass Bergman die Serie zu einem Spielfilm zusammenfasste und 1981 auch auf die Theaterbühne brachte.
„Szenen einer Ehe“ ist eine Koproduktion des Radu Stanca- Nationaltheaters und des Théatre Municipal de la Ville d’Esch-sur-Alzette (Luxemburg). Charles Muller inszenierte das Stück vor 11 Jahren zum ersten Mal auf französisch in Esch, die Koproduktion soll nun Mullers letzte Vorstellung als Intendant des Escher Theaters sein. Anfang des Jahres 2018 soll das Theaterstück auch in Esch aufgeführt werden.
Cynthia PINTER