„Gott straft mit Gewissensbissen“

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Ausgabe Nr. 2459
 

DVD- und Buchpräsentation im Foyer der Astra-Bibliothek in Hermannstadt

 

„Gottes Mühlen mahlen…im Haferland“ oder „ D-zeu nu bate cu bâta“ heißen die neuen DVDs mit Kurzfilmen die hauptsächlich von Studenten unter Betreuung von Filmemacher Günther Czernetzky gemacht wurden. Präsentiert wurden die DVDs vergangenen Dienstag in der Astra-Bibliothek im Anschluss zur Vorstellung des Buches, „Quo vadis, Kommunikation?“, ein Sammelband zur wissenschaftlichen Konferenz Kommunikationsprache Medien" , die 2011 in Hermannstadt von Ioana-Narcisa Creţu, Prodekan an der Fakultät für Humanwissenschaften organisiert wurde.

 In den Kurzfilmen geht es vor allem um das Thema Glauben. Es kommen immer wieder Vertreter verschiedener Konfessionen aus den 11 ehemaligen siebenbürgisch-sächsischen Gemeinden im Haferland zu Wort. Einige der Kurzfilme sollen auch beim Astra-Filmfestival bereits gezeigt worden sein.

Zu diesen gehört auch der Kurzfilm von Manuel Stübecke, in dem es um das legendenumwobene Draaser Schwert geht, das in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren ging. „Wenn das Schwert verloren geht, wird sich das Dorf leeren“, erinnert sich eine Frau in einem Interview im Kurzfilm an die Legende vom Schwert. Stübecke soll ein Volontär an der evangelischen Akademie gewesen sein  und soll laut seiner Kollegin Laura Coltofean über Erfahrung im Video-Bereich sowie über technische Mittel verfügt die der ganzen Mannschaft zugute kamen. Laura Coltofean, Doktorandin und zugleich Mitarbeiterin des Brukenthalmuseums sprach über das Projekt und stellte gleich auch einige der Beteiligten vor. Persönlich machte sie einen Kurzfilm über die Nazarener in Deutsch-Weißkirch, wobei auch Konflikte in der Dorfgemeinschaft zum Vorschein kommen. Die Nazarener sollen in Rumänien zur Zeit über nur insgesamt 3 Gebetshäuser verfügen.

In den  Kurzfilmen kann der Zuschauer weiterhin interessante Dinge auch über das Leben von  griechisch-katholischen Ortsansässigen oder Angehöriger vieler anderer Kirchen in diesen Dörfern erfahren.

„Da hat es einen großen Richtungsstreit gegeben im Vorfeld der Gründung dieser Fakultät für Humanwissenschaften und diese Konfliktsituation hat mich in eine Grenzsituation gebracht, wo ich zwischen die Mühlen geraten war“, antwortete Czernetzky auf die Frage, warum gerade dieser Titel gewählt wurde. „Dann ist mir dieser rumänische Spruch immer wieder eingefallen 'Dumnezeu nu bate cu bâta' und ich wollte wissen, was die einzelnen Konfessionen darunter verstehen. Ich interpretiere diesen Spruch in Verbindung mit dem Denken von Kant, der immer das Gewissen klären will. Das ganze Ethikgebäude ist auf unserem Gewissen aufgebaut und das hat er sehr schön geschrieben in einer Studie: Grundlegung zur Methaphysik der Sitten. Und der Rumänische Volksglaube sagt das schön in einem Wort: 'Dumnezeu nu bate cu bâta'. Der liebe Herrgott straft uns also nicht mit dem Stock, er straft uns eben mit Gewissensbissen.“

Die Finanzierung für die DVD sicherten das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas München und das Haus des Deutschen Ostens München. Die DVD „D-zeu nu bate cu bâta“ kofinanzierte Frieder Schuller aus Katzendorf.

„Es war eine schwierige Arbeit, aber das Ergebnis ist sehr gut geworden“, sagte Ioana Creţu das Buch „Quo vadis, Kommunikation?“ betreffend, das im Peter Lang Verlag erschienen ist. Das Buch ist durch ihre Koordination entstanden und beinhaltet wissenschaftliche Arbeiten auf Französisch, Deutsch und Englisch in drei Bereichen: Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Linguistik. Das Buch ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Tagung, die 2011 in Hermannstadt organisiert wurde und an der etwa 100 Teilnehmer von verschiedenen Universitäten, vor allem aus Europa, teilgenommen hatten. Der Band umfasst Beiträge von 30 verschiedenen Universitäten aus 14 Ländern.                  

Werner FINK

 

Foto 1: Tiberiu Costăchescu, Ioana-Narcisa Crețu, Günther Czernetzky und Laura Coltofean bei der Präsentation (v. l. n. r.).    

Foto 2: Das Cover der DVDs.                 

Foto: der Verfasser

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Film.