Aus dem Untergrund in die Musikgeschichte

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Ausgabe Nr. 2459
 

Enzyklopädie der elektronischen Musik Rumäniens in Hermannstadt vorgestellt

 

 

Am Freitag, den 20. Oktober 2015, wurde im Erasmus Büchercafé die Enzyklopädie der elektronischen Musik Rumäniens vorgestellt. Das Werk stellt wichtige Akteure des Genres in Rumänien vor, geht zugleich auf unterschiedliche Einflüsse und Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Künstlern ein. Die Enzyklopädie ist das erste Werk seiner Art in Rumänien.

 Die elektronische Musik Rumäniens hat eine erstaunliche Geschichte durchlebt: Während sich zu Beginn vor allem Jugendliche an neuen Klängen, an den fortgeschrittenen Technologien der Synthesizer probierten, ist die elektronische Musik heute sehr präsent. Sie hat die Populärmusik in einem Maße beeinflusst, dass diese nicht mehr ohne die Erkenntnisse der Experimente der einstigen Untergrundmusik auskommt. Zugleich ist auch richtig, dass die ersten Aufnahmen der neunziger Jahre der aktuellen Populärmusik kaum ähnelt. Ursprünglichere Varianten der E-Musik sind jedoch nach wie vor sehr beliebt. Diese umfassen unter anderem die Stilrichtungen Drum&Bass, Goa und Dubstep.

Anfangs wurden die ersten Experimente per Kassette im kleinen Kreis herumgereicht. „Die gemeinsame Passion“, sagte der Autor der Enzyklopädie Septimiu Gheorghe Moldovan, „verband die Musiker untereinander.“ Auf diese Weise entstanden in vielen rumänischen Städten Freundeskreise und Cliquen einzelner Künstler, die ihre Fähigkeiten im steten Austausch miteinander ausbauen konnten. Das neuerschienene Werk hegt nicht den Anspruch, diese Entwicklung vollständig abzubilden. Vielmehr zeichnet es die zentralen Trends der ursprünglich überschaubaren Szene nach. So hielten mit der Zeit verfremdete Aufnahmen, sogenannte Samples, von Musikinstrumenten Einzug in die Stücke der Künstler. Grundsätzlich wurde durch die Musik von Depeche Mode und Kraftwerk eine weite Aufmerksamkeit für dieses Genre geschaffen, die sich auch in Rumänien, in Form des Techno besonders auch in Siebenbürgen, durchsetzen konnte. Heute ist die elektronische Musik aus der Jugendkultur nicht mehr wegzudenken. Der Enzyklopädie der Vertreter dieses Musikgenres kommt daher der Verdienst zu, die Anfänge und Entwicklungspfade eines einstigen Nischenprodukts zu kategorisieren und deren Einflüsse bis in die Gegenwart abzubilden.

Jonas BORNEMANN

 

Septimiu Gheorghe Moldovan: Enciclopedia Muzicii Electronice Românești. Verlag Digital Data Klausenburg, 2015, 250 Seiten. ISBN 978-973-7768-89-6

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Musik.