Ausgabe Nr. 2442
Zweiter Internationaler Mundartwettbewerb in Michelsberg
Auf der Gratwanderung zwischen Tradition und Folkore sei der Wettbewerb der siebenbürgisch-sächsischen Mundart „ausdrücklich der Tradition verpflichtet". Mit diesen Worten begrüßte der Initiator und Ortspfarrer Stefan Cosoroabă die ca. 100 Anwesenden bei der zweiten Auflage dieser Veranstaltung am vergangenen Samstag in der evangelischen Dorfkirche in Michelsberg.
Angereist waren mehr als 100 Siebenbürger Sachsen beiderlei Geschlechts aus allen Ecken Siebenbürgens und aus Deutschland und Österreich. Am beschwerlichsten war die Anreise wohl für Hans Birk. Er war aus Rumes/Romos mit einem Kleinbus bis nach Hermannstadt gefahren und von da aus ging er zu Fuß nach Michelsberg. Landeskirchenkurator Friedrich Philippi begrüßte den rüstigen Wanderer denn auch als den „Rumeser Studenten". Birk nahm allerdings nicht an dem Mundartwettbewerb teil aber aufmerksame Teilnehmer haben ihn beim „Kiebitzen" beobachtet. Kiebitzt haben aber fast alle, die in der Dorfkirche die von der Sprachwissenschaftlerin Sigrid Haldenwang auf hohem akademischen Niveau durchgeführte Prüfung der Konkurrenten aus den Bänken oder aus den Gestühlen verfolgten.
Die jüngsten Teilnehmer waren als erste dran und konnten die Jurorin gleichermaßen überzeugen von ihren guten Kenntnissen der siebenbürgisch-sächsischen Mundart. Also gab es für alle drei einen Preis: Simon Barth, Maria Junesch und Helene Guib freuten sich sehr und überließen den Ring der Kategorie Jugendliche (16-35 Jahre), in der allerdings gleich alle drei Töchter der Kuratorfamilie Henning (Petra, Juliane und Anna-Katharina) angetreten waren. Dementsprechend witzelte Pfarrer Cosoroabă: „Ich weiß nicht, wer in dieser Kategorie den Sieg davontragen wird, aber ich kann Ihnen schon jetzt verraten, dass es eine der drei Töchter sein wird." Unter 20 Kandidaten musste dann Haldenwang den Gewinner in der Kategorie Erwachsene ermitteln, was für die Zuschauer sehr spannend war. Schließlich setzte sich der HOG-Vorsitzende von Arbegen, Pfarrer Konrad Rampelt durch, gefolgt von der Lehrerin Henriette Guib und dem Pfarrer Wolfgang Rehner jun.
Nach so aufregendem Wettbewerb beköstigten die Michelsberger Gastgeber die rund 100 Anwesenden u. a. mit Brodeläwent („Bratensuppe") und kaltem Braten, der übrigens bei keiner Michelsberger Hochzeit fehlen darf, erklärte Kurator Michael Henning.
Gestärkt versammelten sich alle dann auf dem Pfarrhof, den an diesem Tag im 30 Minuten Takt Leichtflugzeuge und ein Hubschrauber überflogen. Mit einer lebendigen Lesung aus dem Epos „Rehnert Fuus" (Reineke Fuchs) brachte der Luxemburger Daniel Plier den Anwesenden eine Kostprobe aus dem Letzebuergischen, die sehr gut ankam. Die Lacher auf ihrer Seite hatten dann zum Abschluss die Mundartdichter und Pfarrer Walther Gottfried Seidner und Wilhelm Meiterth, das Motto des Tages – „Wä? ich síl net sachsesch rieden …" – quasi ergänzend mit „Wie, ich soll nicht sächsisch lachen?"
Beatrice UNGAR
Foto 1: Pfarrer Konrad Rampelt (links) erwies sich bei den Erwachsenen als bester Kenner der siebenbürgisch-sächsischen Mundarten. Die Sprachwissenschaftlerin Sigrid Haldenwang (rechts vom Tisch) hatte auch diesmal recht schwierige Fragen vorbereitet, der Ortspfarrer Stefan Cosoroabă (2. v. l.) ging mit dem Mikrofon von Konkurrent zu Konkurrent.
Foto 2: Luise Meeburger (links) und Rosemarie Müller aus Alzen bockelten die junge Pfarrerin Silke Henning fachgerecht.
Fotos: die Verfasserin