Ausgabe Nr. 2431
Bis Ende Juli ist eine Wanderausstellung in der Unibibliothek zu sehen
Die Ausstellung „Demokratie stärken, Rechtsextremismus bekämpfen” wurde am vergangenen Freitag im Foyer der Bibliothek der Lucian Blaga-Universität in Hermannstadt eröffnet. Bis zum 31. Juli ist die Ausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Rumänien und des „Elie Wiesel”-Nationalinstituts zur Erforschung des Holocausts in Rumänien zu sehen.
Die 17 Tafeln der Ausstellung sind als Tische gestaltet, an denen verschiedene Facetten zum Thema Rechtsextremismus und Demokratie in Rumänien erläutert werden. Die Tische wurden ausgewählt, so die Organisatoren, da sich die Familien abends zu Tisch setzen und über den Tag erzählen, am Tisch werden Konferenzen gehalten und Ideen ausgetauscht und ebenda schreiben die Schüler ihre Hausaufgaben. Jugendliche über 14 Jahre gehören zum Zielpublikum der Ausstellung, denn (auch) in Rumänien versuchen die Vetreter der rechtsextremistischen Bewegungen Jugendliche für ihre Organisationen zu gewinnen und für ihre Ideen zu begeistern. Die Gesellschaft hat Verantwortung, die Demokratie zu schützen und über den Rechtsextremismus aufzuklären – das war eine der Hauptideen bei der Eröfnung der Ausstellung.
Die Direktorin der Bibliothek, Dr. Rodica Volovici, sprach auch über den Respekt, den man in einer Gesellschaft aufweisen muss „und Respekt basiert auf Akzeptanz. Es ist grundsätzlich falsch, Intoleranzen zu akzeptieren”, erklärte sie, „und jeder der teilnahmslos bleibt, kann von diesen Ungerechtigkeiten betroffen werden.” Dabei ist es wichtig, dass die „Gesellschaft ihre Probleme löst, jedoch um ein Problem richtig zu lösen, muss man eben dieses Problem auch richtig verstehen.”
Roger Pârvu, Programmleiter der Evangelischen Akademie Siebenbürgen – die die Ausstellung nach Hermannstadt brachte -, sprach über die Prinzipien der Demokratie, mit Schwerpunkt auf zwei dieser, die im rumänischen politischen Diskurs oft fehlen: die Verantwortung und die aktive Teilnahme. „Auch wenn die Demokratie über das Politische hinausgeht, möchte ich jetzt nur auf diesen Aspekt eingehen: Im letzten Jahrhundert haben alle politischen Führungen gesagt, dass sie demokratisch sind, also durch das Volk legitimiert wurden. Am lautesten darüber haben allerdings die totalitären Regierungen gesprochen und die rumänische Diktatur ist keine Ausnahme.” Eben wegen der falschen Benutzung dieser Prinzipien hat die Gesellschaft erst seit wenigen Jahren erkannt, welche Kraft die „Straße” hat. Dabei ist es jetzt sehr wichtig, die junge Generation nicht nur richtig zu informieren, sondern auch zu bilden: „Unter dem Schutz des Pluralisums und der Meinungsfreiheit existieren in Rumänien Organisationen, die durch ihre Aktivität genau die Prinzipien in Gefahr bringen, unter deren Schutz sie ihre eigene Existenz begründen.” Um diese Botschaft zu stärken, will die Akademie auch Workshops für Schüler und Studenten zum Thema Rechtsextremismus organisiern.
Cristian Chișcop, Programmkoordinator der rumänischen Friedrich-Ebert-Stiftung, freute sich, in Hermannstadt einen Partner gefunden zu haben, um zeigen zu können, was Rechtsextremismus in der Geschichte bedeutet und gebracht hat und welche Rolle dieser jetzt in der rumänischen Gesellschaft einnimmt. „Leider ist der Rechtsextremismus, der in der Zwischenkriegszeit so aktiv war, im totalitären Regime nicht untergegangen und gleich nach der Wende wurden rechtsextremistische Organisationen gegründet, die das Erbe weiter führten. Die Zivilgesellschaft führt seitdem einen ungleichen Kampf mit diesen Strukturen und Organisationen.” Zu diesem Kampf gehört auch die Ausstellung. Dabei ist der Kampf weiterhin sehr aktuell, denn inzwischen ist dieses Phänomen subversiv bis in die „Mitte der Gesellschaft gedrungen, inklusive in den politischen Diskurs in den Wahlkampagnen”, eine Gefahr, die man auch öffentlich bloßstellen muss. Seinen Diskurs beendete Chișcop mit Friedrich Eberts Worten: „Demokratie braucht Demokraten” und widmete eben diesen Demokraten die Ausstellung.
Dr. Alexandru Florian, Generaldirektor des „Elie Wiesel”-Instituts erinnerte an eine Aussage und eine Studie, die ein Professor der Lucian Blaga-Universität vor zehn Jahren veröffentlicht hat, in dem er behauptete, dass es in Rumänien keinen Holocaust gegeben habe. „Nach 10 Jahren können wir in der gleichen Kulturinstitution argumentieren, dass in Rumänien Rechtsextreme nicht nur existiert haben, sondern noch weiterhin existieren und beweisen, dass auch in Rumänien ein Holocaust war.” Dabei soll man aufmerksam sein, denn die „Demokratie kann Monster gebären”, der Rechtsextremismus werden nämlich in der Demokratie geboren und genährt.
Florian brachte auch einige aktuelle Beweise für die Existenz eines rumänischen Rechtextremismus, die allerdings weder von der Presse, noch von der Politik oder der Zivilgesellschaft entsprechend sanktioniert werden. Dabei ist es wichtig zu verstehen, wie gefährlich Rechtsextremisums ist, auch wenn die „einschlägigen" politischen Parteien es in Rumänien anders als in einigen Nachbarländern nicht mehr in das Parlament geschafft haben. „Diese Ruhe ist aber nicht in Ordnung, denn in der Geschichte hat der Rechtsextremismus bewiesen, dass es keine Grenze zwischen Wort und Tat legt”, so Florian, der auch über andere Aktionen des Instituts sprach, insbesondere über den Kampf für die entsprechende Novellierung der einschlägigen Gesetze.
Der Historiker Dr. Corneliu Pintilescu, Hauptreferent des Abends, sprach über den Forschungsstand zum rumänischen Rechsextremismus. Seinen Vortrag begann er mit der Frage, ob die Aktionen und Ideen der „Eisernen Garde” und der Legion „Erzengel Michael” auch in der heutigen Gesellschaft gefunden werden können. Der interessante Vortrag über die rechtsextreme Szene erntete großen Applaus.
Die Wanderausstellung kann auch ausgeliehen werden, bevorzugt werden Schulen, Hochschulen, NGOs und weitere öffentliche Institutionen. Informationen dazu sind auf der Internetseite der Ausstellung, www.nu-extremismului-de-dreapta.ro zu finden, wo auch die Tafeln zu sehen sind.
Die Ausstellung ist wochentags zwischen 8 und 20 Uhr geöffnet. Anmeldungen dür die Workshops für Schülerinnen und Schüler sowie für Studierende in Kooperation zwischen der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Evangelischen Akademie Siebenbürgen können sich bei Manuel Stübecke (EAS) anmelden, telefonisch (0269-21.99.14) oder per E-Mail (eas@neppendorf.de)
Ruxandra STĂNESCU
Dr. Alexandru Florian.
Foto: die Verfasserin