„Als die Zeit erfüllt war…“

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Ausgabe Nr. 2363
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Weihnachtsbotschaft

 

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging…  so machte sich auf auch Josef aus Galiäa aus der Stadt Nazareth in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heisst Bethlehem…“ So hören wir es beim Krippenspiel an Heiligabend, so rezitieren  die Kinder das Kommen Jesu aus der Bibel aus dem Evangelium nach Lukas (Kapitel 2).

Paulus erzählte den Galatern in etwas veränderter Form das Evangelium (Galater 4,4-7), wie er es gehört hat und wie er es auch weiter gibt: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Geset waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.“

Die Worte des Lukas sind natürlich etwas heimeliger, wärmer, erinnern viel mehr an Weihnachten, an die Geschichte, die da geschehen ist. Wir sehen vor unseren Augen einen Stall, Hirten, Weisen, natürlich einen großen strahlenden Stern und mittendrin Maria und Josef und das Jesuskind. Sie sind durch die Nacht gegangen (zu Weihnachten ist es immer Nacht, zumindest in unsren Breitengraden), sie standen in der Kälte herum, weil niemand sie aufnehmen wollte und dann finden sie Schutz im wärmenden Stall. Wir wissen natürlich, dass es im Stall nicht warm ist. In den meisten unserer Kirchen ist es auch heute noch sehr kalt und zugig, und trotzdem erwärmen wir uns bei der Botschaft.

Die Worte des Paulus für die Galater erzählen auch von Weihnachten, doch in seinen Worten ist die Reflexion der Weihnachtsbotschaft enthalten. Gott sendet seinen Sohn auf die Erde, er wird ein Kind, damit wir Gottes Kinder werden. Die Weihnachtsbotschaft gilt den Kindern oder, jawohl, denen, die Gottes Kinder werden sollen. Darum heißt es weiter – „Gott hat den Geist seines Sohnes in unsre Herzen gegeben, der da ruft – Vater, lieber Vater. So bist du nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.“ Wo vom Erbe die Rede ist, da fühlen sich die Erwachsenen mehr angesprochen, die wissen, dass es toll ist, etwas zu erben. Erbe ist ja nicht unbedingt mit dem Tod verbunden sondern mit einem Geschenk, welches man erhält. Etwas, was jemand mir überlassen hat. Entweder weil ich zufällig mit der „Erbtante“ verwandt bin oder weil dieser Mensch speziell an mich gedacht hat und mir etwas geben will. In diesem Fall bedeutet es, dass ein Mensch, welcher von seinem eigenen Wege hin zur Krippe geht, niederkniet, in der Anbetung des Gottessohnes versinkt, dass dieser Mensch Gott als den Herrn und Heiland annehmen kann und soll und sein altes Leben von Gott neu gestalten lassen soll. So wird er Kind sein und auch Erbe, ein Erbe, welcher die Güter Gottes empfangen kann und auch damit umgehen kann. Die Weihnachtsbotschaft ist eine klare Einladung, diese Erbschaft und Kindschaft anzunehmen, wobei auch die Möglichkeit besteht, diese Erbschaft abzulehnen. Denn der Mensch weiß das sehr genau, dass die Erbschaft auch gewisse Verpflichtungen mit sich bringt, zwar eine große Freiheit, von der im Galaterbrief in der Folge noch viel erzählt wird, aber auch ein Leben aus dem Glauben heraus und nicht für die eigenen Wünsche und Launen.

Erwachsene und Kinder, Junge und Alte, Männer und Frauen, Eskimos und Afrikaner – alle eingeladen sich auf den Weg nach Bethlehem zu machen, um dem Heiland der Welt zu begegnen. Denn er wurde Kind, damit wir auch Kinder werden können. Nicht weil wir uns an unsere Kindheit erinnern, uns wieder an Geschenken freuen, sondern Kind heißt in diesem Fall – Kind Gottes sein – eine Ehre, ein neuer Status, eine Freiheit, und nicht zuletzt auch eine Erbschaft.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest,  Pfr. Wolfgang ARVAY, Broos Dieses Bild, mit dem wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser alles Gute zu den bevorstehenden Festen wünschen möchten, malte die damals 7-jährige Tabitha Urban im Jahr 2003. Wir danken ihr dafür!

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.