Ausgabe Nr. 2338
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Theo Wolters dirigierte erneut als Gast ein Sinfoniekonzert im Thalia-Saal
Gegensätzlicher könnte ein Konzert nicht sein. Auf der einen Seite die leicht melancholischen Impressionisten Debussy und Ravel. Auf der anderen Seite die Klanggewalt Anton Bruckners. Am Abend des 6. Juni standen die drei Komponisten auf dem Programm des Thalia-Saals, wo das Hermannstädter Sinfonie-Orchester unter der Leitung des niederländischen Dirigenten Theo Wolters spielte.
Es war der Wunsch der passionierten Harfenvirtuosin Annamaria Gergely, Debussy und Ravel mit ins Programm zu nehmen. Deren lautmalerische Kompositionen sind wie geschaffen für die Harfe und ihre vielfältigen Klangfarben. Wenn Debussy und Ravel erklingen, ist es wie nach einem Traum. Ein Traum, der nach dem Aufwachen nur noch eine vage Erinnerung ist. Zurück bleibt dann ein verschwommenes Gefühl und eine Aura leichter Melancholie erfüllt den Raum.
Debussy schrieb 1904 zwei Stücke für die Harfe: Den „Danse sacreé“ (geistlicher Tanz) und den „Danse profane“ (weltlicher Tanz). Sie waren Auftragswerke der großen Klavier- und Harfenbaufirma Pleyel in Paris. Der Hintergrund für den Auftrag waren neue Entwicklungen im Harfenbau und der Konkurrenzkampf der Fimen Pleyel und Erard, die ihrerseits kurze Zeit später den Komponisten Maurice Ravel engagierte, um ein Stück für die Harfe zu komponieren. Daraufhin entstand die Komposition „Introduction et Allegro für Harfe“.
Ebenso wie die Harfenbaufirmen, standen auch die beiden Komponisten in Konkurrenz zueinander. Schon zu Lebzeiten wurde Ravel vorgeworfen, nichts anderes zu tun als Debussy zu kopieren. Ihr Werk ist in der Tat sehr ähnlich und so war der Übergang von Debussy zu Ravel während des Konzerts fließend.
Debussis „Deux Danses“ und Ravels Harfenkomposition sind gekennzeichnet durch eine melodisch-harmonische Gestaltung, die aber nicht zuletzt auch wegen der vielseitigen Klangfarben der Harfe zum Träumen anregt.
Nach den eher ruhigen Impressionisten ging es durch die Initiative Theo Wolters weiter mit der 6. Sinfonie Anton Bruckners. Bruckner musste sich die Anerkennung als Komponist erst hart erarbeiten. Viele seiner großen Sinfonien wurden von seinen Zeitgenossen kritisiert. Zu lang und langatmig sei beispielsweise seine 5. Sinfonie gewesen. Viele seiner Werke veränderte er daher immer wieder.
Das Gesamtwerk des begnadeten Orgelvirtuosen Bruckner ist vom Kirchenmusikstil geprägt und erinnert in vielerlei Hinsicht an Orgelmusik. Wer die Orgel mag, mag daher auch Bruckner, so Theo Wolters. Bruckner ist imposant, dramatisch und mitreißend. Auch deshalb ist seine Musik eher wie ein Glas Rotwein, wie Annamaria Gergely sagt. Man muss sich zurücklehnen und genießen.
Ulrike BETGE