Vom Götzenberg in den Krautwinkel

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Ausgabe Nr. 2335
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Jeweils zum ersten Mal Heimattreffen in Heltau/Cisnădie und Braller/Bruiu

 

Eine Woche trennt die beiden Heimattreffen, die in Heltau und in Braller. Allerdings haben die Feste einiges an Gemeinsamem aufzuweisen. In der Heltauer evangelischen Kirche steht im Chorraum der wunderschöne vorreformatorische Flügelaltar aus Braller als Leihgabe. Er wurde 2000 aus Sicherheitsgründen nach Heltau gebracht, als in Braller die evangelische Gemeinde weniger als zehn Seelen zählte. Auch war es in beiden Fällen das erste Heimattreffen in dem Herkunftsort.

 

Die Heltauer feierten vom 24. bis 31. Mai die „Heltauer Tage". Einen Höhepunkt bildete dabei der Festgottesdienst am 26. Mai, bei dem Bischof Reinhart Guib die Predigt hielt. Guib sagte eingangs: „'Heltauer Schätze, gestern und heute'“ ist das Thema dieser Heltauer Tage. Ich danke euch für die Gelegenheit mitzufeiern und über einen Schatz zu sprechen, der auch zur Gemeinde Heltau gehört hat und ohne den die Gemeinde heute nicht mehr sein würde und der die Garantie darstellt, dass die Gemeinde, wie unsere Kirche eine Zukunft hat. Es ist dies ein Schatz der nicht ausgestellt, aber umso mehr verinnerlicht werden kann.  Allen, euch Kirchgängern in Heltau und in den anderen 244 Gemeinden unserer Landeskirche, wie auch in jeder evangelischen Kirche in Deutschland  ist dieser Schatz recht wohlbekannt. Es ist der gehörte Segen. Euer Pfarrer sagt ihn euch Sonntag für Sonntag am Schluss des Gottesdienstes zu.   Und auch heute wird er euch zugesungen – nach dem Empfang des Abendmahls."

Im Anschluss an den Gottesdienst, in dem Mitglieder der Heltauer Liedertafel gemeinsam mit dem Heltauer Kirchenchor unter der Leitung und der Orgelbegleitung von Remus Henning u. a. Händels „Halleluja" eindrucksvoll sangen, konnten die Teilnehmenden auf dem Burghof bei Kaffee und Kuchen plaudern. Allerdings musste man kurzfristig zurück in die Kirche, da ein Gewitter aufzog und auch Hagelschlag angesagt war. Das schlechte Wetter tat aber der guten Laune keinen Abbruch. Der Heltauer Stadtpfarrer Zoran Kezdi stellte die Ausstellung mit Bannern vor, die im Burghof unter dem Titel „geSchätzt" zu sehen war. Es ging dabei um Wortspiele mit dem Präfix „ge", die je einer Altersklasse zugeordnet waren. Die Begriffe gingen von „geborgen" für das Neugeborene über „gefragt" für die Zwanzigjährigen bis hin zu „getragen" für die Altersklasse über 90.

Am Tag davor waren u. a. der Vizebürgermeister Johann Krech und die Kinderbuchautorin Karin Gündisch mit dem Titel von Ehrenbürgern der Stadt Heltau gewürdigt worden. Auch aus diesem Grund hatte das Erasmus-Büchercafé einen Bücherstand aufgestellt, wo man das neueste im Schiller Verlag Bonn-Hermannstadt erschienene Buch von Karin Gündisch, „George oder Vom aufrechten Gang des Menschen" erstehen konnte, um die anwesende Autorin um ein Autogramm zu bitten. Einen Bezug zu Braller gab es auch an diesem  Sonntag in Heltau zu hören: Eine Tuba aus den Beständen der Braller Adjuvanten blies im Burghof Dechant Dietrich Galter, begleitet von Andreas Hihn aus Reussen auf der Trompete. Schließlich war der Sonntag für die evangelische Kirchengemeinde und ihre Kirchenburg ein Tag der offenen Türen, „zum Zeichen der Offenheit gegenüber allen", wie es Stadtpfarrer Kezdi sagte.

Das erste Heltauer Heimattreffen geht auf die Auszeichnung der Heltauer Heimatortsgemeinschaft mit dem Walburga-Preis der evangelischen Kirchengemeinde Heltau 2012 zurück. Damals hatte der HOG-Vorsitzende Heinz Hermann versprochen, das Treffen, das gewöhnlich in Bad Rappenau in Deutschland stattfindet, bald auch in Heltau zu organisieren. In Bad Rappenau kommen allerdings 1.000 gebürtige Heltauer zusammen, in Heltau waren es diesmal 320, die aus Deutschland angereist waren.

Es komme allerdings nicht auf die Zahl der Teilnehmenden an, sondern auf die Qualität, sagte Hermann. Diese Aussage passt perfekt zu dem Heimattreffen, das die Braller am letzten Sonntag erstmals in ihrem Heimatort feierten. Aus Deutschland war eine kleine aber feine Gruppe von 13 Tatkräftigen um Emmi Mieskes und Hermine-Sophia Untch vor zwei Wochen angereist, um alles vorzubereiten für das Richtfest. Die Heimatortsgemeinschaft Braller hatte großzügig gespendet, damit Kirchturm und Kirche repariert werden konnten. Auch ein kleiner Raum für einen Burghüter wird gerade beim Eingang in die Burganlage eingerichtet. Die 13 räumten fleißig auf in Kirche und Pfarrhaus, fegten die Stufen der Kirchturmtreppe, reinigten den Burghof und bereiteten ein Festmahl vor. Zu dem Einweihungsgottesdienst hatten sie nämlich alle anderen Evangelischen aus den von Pfarrer Michael Reger betreuten Gemeinden aus dem Krautwinkel eingeladen. Es kamen schließlich etwa 120 Personen zusammen, die im Anschluss an den Gottesdienst im Kulturheim mit einer leckeren Truthahnsuppe, Truthahnbraten und ausgezeichnetem Hanklich und Nußstrudel verwöhnt wurden.

Im Gottesdienst predigte Dechant Dietrich Galter und entschuldigte sich dabei noch einmal bei den Brallern dafür, dass er es veranlasst hatte, dass der Altar ausgelagert und in Heltau sichergestellt wurde.

Dass der Altar in Heltau gut aufgenommen ist, und die Heltauer dankbar sind, bestätigte die Heltauer Familie Bonfert, die eigens dafür nach Braller gekommen war.

Und noch etwas war den Festen gemeinsam: In Heltau ging  am Mittwoch beim Feiern auf dem Pfarrhof der Gulasch aus, in Braller der Krautsalat. Und das letztere im Krautwinkel! Beide Gerichte hatten eben zu gut geschmeckt…

Beatrice UNGAR

Foto 1: Die Kindertanzgruppe trat vor einem zahlreichen Publikum auf dem Heltauer Pfarrhof auf.                                                   

Foto 2: Vor dem Chorraum, wo die Altar-Atrappe regelrecht leuchtete, sangen einige Mitglieder des Singkreises Kampestweinkel zum Auftakt des Gottesdienstes.

Fotos: Beatrice UNGAR

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.