Minispielzeit der deutschen Abteilung des Radu Stanca-Nationaltheaters
Ausgabe Nr. 2807
Eine Minispielzeit der deutschen Abteilung des Hermannstädter Radu Stanca-Nationaltheaters (TNRS) fand am vom 23. bis 26. Februar statt. Die vom TNRS in Zusammenarbeit und mit Unterstützung des Hermannstädter Bürgermeisteramtes organisierte Veranstaltung bot einen Einblick in die Hermannstädter Theaterszene im Allgemeinen und in die Tätigkeit der deutschen Abteilung am TNRS im Besonderen.
Gezeigt wurden an den ersten drei Tagen drei deutsche Vorstellungen und am letzten Tag die neueste Produktion der rumänischen Abteilung. Es handelt sich um Anton Tschechows „Der Kirschgarten“ (Regie Dumitru Acriș).
Bei den deutschen Vorstellungen handelte es sich um Folgende: Zum Auftakt wurde am 23. Februar die Inszenierung des Stücks ,,antigone. ein requiem“ von Thomas Köck, in der Regie von Hunor Horváth gezeigt, am 24. Februar Jean Genets „Die Zofen“ (Regie Hunor Horváth) und am 25. Februar „Macbeth“ nach William Shakespeare (Regie Botond Nagy).
Vervollständigt wurde das überaus reichhaltige Theaterprogramm durch ein Arbeitstreffen am Freitagnachmittag im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt (DFDH), zu dem Theaterintendant Constantin Chiriac und Hunor Horváth, Leiter der deutschen Abteilung des TNRS einluden. Zuerst wurden die Projekte der deutschen Abteilung vorgestellt, vergangene, jetzige wie zukünftige.
„Als erstes Theater in Rumänien hat sich die deutsche Abteilung mit dem multimedialen Theaterabend live an den digitalen Raum herangetastet und bietet seither gemeinsam mit der rumänischen Abteilung regelmäßige digitale Aufführungen, Lesungen und Performances auf der digitalen Bühne an, die von überall auf der Welt zugänglich sind“, lautet ein Absatz in der Mappe, die zum Arbeitstreffen ausgehändigt wurde. Wer sich die Stücke der deutschen Abteilung online ansehen möchte, kann dies über die Plattform www.scena-digitala.ro des TNRS tun.
Beim Arbeitstreffen am Freitag gab Hunor Horváth die zukünftigen Projekte der deutschen Abteilung bekannt: „Alles von Molière… oder fast alles!“ von Vincent Caire nach Molière in der Regie von Daniel Plier, „Der Rattenfänger von Hameln“ nach den Brüdern Grimm in der Regie von Andrea und Andrei Grosu, „Eine sächsische Handwerkergeschichte in Siebenbürgen“ von Sarah Brown, „Die Hamletmaschine“ nach Heiner Müller in der Regie von Dumitru Acriș, „Ich kann nur einschlafen, wenn es schneit” von Teona Galgoțiu in der Regie von Irisz Kovács, „Der Steppenwolf“ nach Hermann Hesse in der Regie von Matthias Köhler und „Woyzeck“ von Georg Büchner in der Regie von Hunor Horváth. Alle Projekte sollen im laufenden Jahr in Hermannstadt durchgeführt werden.
Vicențiu Rahău, der für die Auswahl der Theaterstücke für das Internationale Hermannstädter Theaterfestival zuständig ist, stellte die deutschsprachigen Spielzeiten im Rahmen des diesjährigen 30. Theaterfestivals vor.
Highlights der österreichischen Spielzeit sind das Stück „Dorian Grey“ des Burgtheaters Wien, in der Regie von Bastian Kraft, das am 27. und 28. Juni auf der Bühne des TNRS zu sehen sein wird, sowie das wortlose Stück von Nobelpreisträger Peter Handke „Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten“, das am 28. Juni in der Regie von Leta Popescu von den Schauspielern des TNRS aufgeführt wird. Peter Handke wird übrigens beim Theaterfestival als Gast dabei sein und bekommt einen Stern auf der Ruhmesmeile.
Im Rahmen der deutschen Spielzeit des Theaterfestivals wird das Ensemble der Schaubühne Berlin mit dem Theaterstück „(Kein) Weltuntergang“ der jungen britischen Autorin Chris Bush, in der Regie von Katie Mitchell, am 1. und 2. Juli auftreten. Die Tanz-Performance „Total brutal. Come as you are #Teil 2“ von Nir de Volff wird ebenfalls am 1. und 2. Juli im Studiosaal des TNRS zu sehen sein.
Zur Eröffnung der 30. Jubiläumsausgabe des Theaterfestivals, die zwischen dem 23. Juni und dem 2. Juli stattfinden wird, ist am 23. Juni ein spezielles Orgelkonzert mit fünf Organisten in der evangelischen Stadtpfarrkirche geplant. U. a. ist Jean-Cristophe Geiser aus der Schweiz dabei.
Weitere Vorhaben und Zukunftspläne der deutschen Abteilung seien laut Hunor Horváth die Erweiterung des deutschsprachigen Ensembles, Kooperationen mit Schauspielschulen, Universitäten und Akademien aus Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz, die Organisierung von Workshops, einer Theatertournee durch Siebenbürgen. „Wir wollen eine unserer Premieren vor dem deutschsprachigen Publikum sowohl im In- als auch im Ausland spielen. Des Weiteren möchten wir jedes Jahr den deutschsprachigen Schulen eine Vorstellung anbieten. Wir wollen zum Beispiel mit Klassenzimmer-Theater die deutschsprachige Jugend in Rumänien an den Schulen erreichen“, sagte Hunor Horváth.
Im weiteren Gespräch mit den eingeladenen Gästen – u. a. waren Kerstin Ursula Jahn, Konsulin der Bundesrepublik Deutschland in Hermannstadt, Thomas Șindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen der Rumänischen Regierung und Daniel Plier, Honorarkonsul von Luxemburg, sowie Dr. Joachim Umlauf, Leiter des Goethe-Instituts Bukarest, dabei – ergaben sich Anregungen und Projektvorschläge, die von den Vertretern des Hermannstädter Theaters sehr gerne angenommen wurden. Die Minispielzeit der deutschen Abteilung des TNRS fand heuer zum zweiten Mal statt und war laut den Organisatoren eine erfolgreiche Veranstaltung.
Cynthia PINTER