Selbst zum Pinsel gegriffen

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Workshop zu siebenbürgisch-sächsischer Möbelmalerei

Ausgabe Nr. 2765

Kreative Stimmung herrschte bei dem gut besuchten Workshop am Samstagabend im Spiegelsaal des DFDH.       Foto: DFDH

Schon beim Betreten des Spiegelsaals im Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt (DFDH) wurde klar, dass es bei der Veranstaltung unter dem Titel „Bunte Blumenpracht – Florale Dekorationen auf sächsischen Möbeln“ am vergangenen Samstagabend nicht um passives Zuhören gehen sollte. Hinter der Bestuhlung für den Vortrag mit Restauratorin Cristina Kiru standen Tische mit Pinseln, Bleistiften und Farbtuben bereit.

Noch war es aber nicht so weit. Eingeführt ins Thema wurden die rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer zuerst durch einen Vortrag von Cristina Kiru, Restauratorin im Astra-Museum in Hermannstadt. Das DFDH, vertreten durch Vorstandsmitglied Gertrud Krech, war Organisator des Anlasses. Referentin Kiru beschrieb die Entwicklung der sächsischen Möbelmalerei, die in Siebenbürgen besonders vom 17. bis 19. Jahrhundert praktiziert wurde. Hauptmotiv auf den bemalten Schränken, Truhen und weiteren Möbeln seien Pflanzen. Anhand zahlreicher Fotos zeigte Kiru die unterschiedlichen Abbildungen der Blumen von Tulpen über Lilien zu Dahlien. In der Wahl der gemalten Blumen unterscheidet sich laut der Restauratorin die traditionell siebenbürgisch-sächsische von anderen Stilen der Möbelmalerei.

Damit die Kunstwerke auf die hölzernen Oberfläche aufgetragen werden konnten und lange bestehen blieben, wurde der Untergrund mit einer Masse aus Leim und Kreide präpariert, erklärte Kiru weiter. Unter der Anwendung verschiedener Pinseltechniken wurde anschließend darauf gemalt. Wie die Referentin erzählte, wurden die Motive im Verlauf der Maltradition komplexer. Auch kamen die Jahreszahlen der Möbelanfertigung und Wappen der Besitzer hinzu. Stets zentral gewesen sei die Symmetrie der Motivik.

Ausgestattet mit den Grundlagen ging es für die Zuhörerschaft daran, sich selbst an der Malerei zu probieren. Auf den Tischen war das Equipment vorbereitet. Jeder und jede konnte sich ein Holztäfelchen, das bereits mit der Schicht zur Farbhaftung versehen war, schnappen. Nach anfänglichem Zögern griffen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer jedes Alters bald zu den Pinseln und Stiften und ließen ihrer Kreativität freien Lauf. Einige skizzierten das geplante Motiv zuerst, andere legten ohne Vorlage einfach los.

Die Paletten füllten sich mit Farbe, das Wasser zum Reinigen der Pinsel nahm eine schmutzige dunkle Farbe an und musste bald ausgewechselt werden. Umso farbiger und schöner sahen die Kreationen aus. Der Blick in die Runde zeigte viele konzentrierte Gesichter, die über den Tisch gebeugt an ihren Kunstwerken feilten. Unterstützt wurden sie dabei tatkräftig von Cristina Kiru, die alle Fragen beantwortete und selbst gezielt einige Pinselstriche setzte. Die Künstlerinnen und Künstler selbst tauschten rege Komplimente und Ratschläge aus.

Während mehr als zwei Stunden malten die Teilnehmenden fleißig. Wer langsam die Geduld verlor oder Energie tanken wollte, konnte sich mit verschiedenen süßen und salzigen Leckereien verpflegen. Es war an alles gedacht. Auch einen Haken zum Aufhängen der Malereien erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach Workshop-Ende mit auf den Heimweg. Mehr oder weniger mit den eigenen Kreationen zufrieden aber sicherlich mit einem anderen Blick für die Blumenmuster auf siebenbürgisch-sächsischer Möbel verließen sie den Spiegelsaal.

Carla HONOLD

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.