Ausgabe Nr. 2347
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Erste Auflage des Focus-Musikfestivals
Nicht nur das Mittelalter, sondern auch die alternative Rockmusik war am Wochenende in Hermannstadt vertreten, denn es fand die erste Auflage des Focus-Musikfestivals statt, nach der gleichnamigen Fotoausstellung, die seit fünf Jahren organisiert wird.
Zwei Veranstaltungsorte suchten sich die Organisatoren für die Erprobung des Focus Festivals aus, den Kleinen Ring mit der „Focus Stage“, sowie den Huetplatz, welcher das Esprit einer Ruheoase verstreute. Liebevoll war der freie Raum vor dem Eingang der Sakristei der Stadtpfarrkirche, die „Guerilla Stage“, mit kleinen Sofas und Sitzgelegenheiten aus Holz eingerichtet worden.
Im Gegensatz zu der Verschiedenheit der ausgewählten Plätze standen die Programmpunkte. So spielten einige Bands an beiden Orten. Eine der beliebtesten Bands war Moonlight Breakfast, welche eine interessante Mischung aus instrumentalen und elektronischen Klängen vorstellte. Zusammen mit der kessen Stimme der Frontsängerin fühlten sich die Besucher eingeladen zum Tanzen. Bei diesem Programmpunkt wurden auch außerhalb der eingezäunten Bühne, am Kleinen Ring, sich tanzend drehende Menschen gesichtet. Gute Laune in Klangform.
Leider spürten viel zu wenige den Drang, für die gute Musik auch den minimalen Eintrittspreis von 20 Lei pro Abend oder 30 Lei für das ganze Festival zu bezahlen.
Der erste Abend war allgemein der beste des ganzen Festivals, erklärten Raluca und Andrei, die eigens dafür aus Bukarest angereist waren. Erstaunlich war, dass so wenig Leute den Weg hierher gefunden haben – trotz des diversen Angebotes des Wochenendes – denn so ein Festival hätte eigentlich den Großen Ring füllen können. Nach DJ Adub folgte die Band Travka, die für die Gäste nicht unbekannt war, denn viele sangen bei den Refrains mit.
Auf der Bühne folgte Moonlight Breakfast, die auch hier den Rythmus änderte. Die Band, die erst seit zwei Jahren besteht, hat bereits ein berühmtes Album „Shout” herausgegeben und hat auch bei der Eröffnung von Konzerten berühmter Bands und Sänger gespielt, wie zum Beispiel beim Konzert von Jamiroquai in Mamaia.
Die letzte Indie-Band des ersten Abends war Grimus aus Klausenburg, die lange kein Geheimnis mehr sind, denn gespielt haben sie u. a. bei der Eröffnung des Konzertes von den Red Hot Chili Peppers. Und obwohl sie oft im In- und Ausland auf der Bühne stehen, war der Frontsänger Bogdan Dabija selten so ausgelassen wie an diesem Abend, erzählten ihre Fans, die sich am Kleinen Ring sogar gegenseitig erkannten. Die Zuschauer waren sich auch einig, dass das Festival zu wenig Werbung hatte, denn es sei eines der Besten der Szene gewesen.
Manche Bands, wie beispielsweise R.O.A. und I'm The Trip gab es nur am Kleinen Ring zu hören. Wie auch bei The Noise, welche erst kürzlich vor dem Auftritt Ricky Dandels am Großen Ring zu hören waren, passte ihre Musik wohl nicht in das Wohnzimmerkonzept des Huetplatzes, an dem sich oft nur die Klänge von Akkustikgitarren mit Gesängen vermischten.
Kritisch anzumerken ist, dass die Festivalflyer zwar verteilt wurden, aber nicht mehr gänzlich stimmten. So wurde beispielsweise, begründet durch den Ausfall eines DJ's, der Auftritt von Toulouse Lautrec am Kleinen Ring nach vorne verschoben. Wer sich am Samstag also pünktlich einfand, um dieser Band zu lauschen, sah stattdessen R.O.A.. Ebenso verhielt es sich auch mit dem für Sonntag angekündigten Film „Searching for Sugarman“, welcher durch „Sound City“ ersetzt wurde. Nicht so schlimm, gibt dieser Dokumentarfilm über das gleichnamige Tonstudio einen Einblick in die Musikgeschichte, in die Einbindung von elektronischen Klängen in live aufgenommene Tonspuren. Eine Besucherin meinte, dass sich einige Bands des Focus Festivals diesen Film anschauen sollten, um zu erkennen, was gute Musik sei. Es bleibt eben doch alles subjektiv. Das Focus Festival aber bot eben nicht nur eintönige Klänge, sondern schaffte ein großes Angebot für die verschiedenen Geschmäcker, erweitert noch durch Fotos und Videoprojektionen. Des Weiteren sind die Verantwortlichen auch im Internet unter http://www.facebook.com/FocusFestivalSibiu präsent. Dort können Aufnahmen, wie eigens produzierte Making-of Beiträge zu den jeweiligen Festivaltagen, angesehen werden. Diese führen hinter die Kulissen und die Künstler persönlich in einen Dialog. Zum Reinhören geeignet!
Christina GRZESCHNIOK
Ruxandra STĂNESCU
Unser Bild: Bogdan Dabija, der Leadsänger der Klausenburger Band Grimus (Bildmitte) war richtig ausgelassen. Foto: Silvana ARMAT