„Ein fester Termin im Veranstaltungskalender”

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Ausgabe Nr. 2437
 

4. Kronenfest in Frauendorf gefeiert

 

Vergangenen Sonntag fanden sich Vertreter aus zahlreichen Nachbargemeinden und weiter weg liegenden Gemeinden in der „kleinen aber feinen Kirchenburg“ in Frauendorf ein, um gemeinsam das vierte Kronenfest nach der Wiederaufnahme der Tradition hier zu feiern. „Etwas ganz Besonderes ist es darum, da nicht mehr überall diese Tradition gefeiert werden kann“, sagte Pfarrer Gerhard Servatius-Depner in der Kirche. „Siehe da, in dem kleinen Frauendorf gibt es diese Tradition und wir freuen uns darüber, auf diesen Gottesdienst, auf diesen Festtag“ .

 

Da es keinen Altknecht gab, der traditionsgemäß die Rede unter der Krone hält, wurde die Rede von Hildegrad Servatius-Depner gehalten, die vor allem auf die Bedeutung des Festes einging. Es sei ein Fest, das wahrscheinlich noch aus vorchristlicher Zeit stamme, und das hinausführen soll auf die Wiesen und die Felder, um dem Schöpfer aller Dinge zu danken. Außerdem sei überliefert worden, dass vor 800 Jahren, bei der Einwanderung der Siebenbürger Sachsen, ihnen eine Krone geschenkt worden sei, die dann einmal gestohlen wurde. Ein Reiterzug habe sich gebildet, der diese gefunden und zurückgebracht habe, eine Tatsache, die sich am Peter- und Paulstag ereinet haben soll.

„Eine kleinere Krone wurde von den jüngeren Burschen in einem Kornfeld außerhalb des Dorfes versteckt. Die älteren Burschen ritten aus, um diese Krone zu suchen, erinnerte sich Hildegard Servatius-Depner an das Kronenfest in ihrem Heimatdorf in Leblang, das zuletzt in der Form 1990 dort gefeiert worden sei.

Eine andere Bedeutung der Krone und der bunten Kronenpracht sei die, dass die Schönheit und die Vielfalt der Blumen an der Krone die Schönheit und die Verschiedenheit der Menschen unter der Krone symbolisieren.

„Wenn wir uns umblicken, so erkennen wir auch hier in Frauendorf, dass wir eine buntgemischte Krone bieten. Wir sind aus verschiedenen Orten angereist, gehören verschiedenen kulturellen Gruppierungen an, haben unterschiedliche Muttersprachen. Mit uns beginnt also eine neue Tradition, die alt und neu miteinander verbinden kann", sagte Hildegard Servatius-Depner. „Wer weiß, wer hier in 20 Jahren das Tanzbein schwingt. Doch bis dahin wollen wir unser Bestes geben, um diese alten Traditionen mit neuem Leben zu füllen“.

Zum Fest gekommen waren insgesamt 60 Teilnehmer aus verschiedenen Gemeinden, unter anderem Leblang, Baaßen, Martinsdorf, Kleinschelken, Abtsdorf, Marktschelken, Meschen, Arbegen, Wurmloch und Mediasch. Obwohl die Frauendorfer Kirchengemeinde gegenwärtig zwar nur noch drei Gemeindemitglieder zählt, ist das Fest laut Hildegard Servatius-Depner zum „festen Termin im Veranstaltungskalender der Kirche“ geworden, worauf man stolz sei. Ein Dank galt vor allem der Kuratorin der Gemeinde in Frauendorf, Ilse Constantinescu, eine treibende Kraft der Veranstaltung, sowie den Familien Vasilescu und Gabor in Frauendorf aber auch der Familie Pelger aus Mediasch, die zugleich Burghüter in Frauendorf ist.

Hinauf in die Krone stieg dann doch ein junger Mann und zwar Eduard Helmut Sillmen aus Mediasch, der das hier schon zum dritten Mal machte. Dann folgte der Süßigkeiten-Regen, an dem die Kinder ihre Freude hatten.

Nach einem Aufmarsch, der von Pfarrer Gerhard Servatius-Depner angeführt wurde, schwang man eine Zeit lang das Tanzbein und dann musste der Hunger mit mici gestillt werden. Man freute sich, alte Bekannte zu treffen, oder nach langen Jahren wieder in Siebenbürgen zu sein. Dabei war auch ein Ehepaar aus Martinsdorf, das vor 35 Jahren zuletzt da war. Agnetha Koch, die eigentlich aus Jakobsdorf stammt, brachte auch ihren bayerischen Mann Franz mit, dem es in Siebenbürgen besser als in Deutschland gefalle, wie sie sagt.

Anschließend versuchten die Kinder ebenfalls den Stamm zu erklimmen, was ihnen mit ein bisschen Hilfe auch gut gelang. „Diesen Brauch gab es auch in Schaal. Aber dort hatte man zwei Kronen gemacht, eine für die Jugend, hoch und gefährlich, und eine kleine Krone für die Kinder“, erinnerte sich Pfarrer i. R. Dietrich Binder, der acht Jahre lang auch die Gemeinde in Schaal und zuletzt jene in Michelsberg betreut hatte. Dietrich Binder erinnerte sich aber auch an viele andere Besonderheiten des Festes, beispielsweise, dass beim Kronenfest auch die Mädchen zum Tanz auffordern durften.

Und wer satt war und genug getanzt, gegessen und erzählt hatte, der konnte sich das Museum oder die Gästezimmer anschauen. Burghüterin Livia Pelger unterstrich, dass es schön wäre, wenn mehr Touristen einkehren oder Touristengruppen gezielt auch hier anhalten würden, um die Kirchenburg zu besichtigen.

Das nächste Fest, auf das man sich in Frauendorf vorbereite sei laut Ilse Constantinescu das Heimattreffen der Frauendorfer von nah und fern, das am 3. August hier geplant sei.

Werner FINK

 

Ein Kronenfest wurde am Sonntag auch in Frauendorf gefeiert. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 4. Unser Bild: Den Aufmarsch unter der Krone im Innenhof der Kirchenburg führte das Mediascher Pfarrerehepaar Hildegard Servatius-Depner (2. v. r.) und Gerhard Servatius-Depner (1. v. r.)  in der sächsischen Volkstracht an.                                                 Foto: Werner FINK

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft, Im Jahreslauf, Kirche, Kultur.