Gästezimmer in der Kirchenburg in Kirtsch/Curciu eröffnet
Ausgabe Nr. 2862

Die Kirtscher Kirchenburg.
Fotos: Werner FINK
Zu einem Tag der offenen Türen aus Anlass des Abschlusses der Arbeiten an den Gästezimmern in der Kirtscher Kirchenburg hatte die Stiftung Kirchenburgen der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien am 13. April eingeladen. Die Übernachtungsmöglichkeit wird nun unter dem Brand „Fortivacation“ vermarktet. Genauer geht es um ein Appartement, bestehend aus zwei Zimmern mit insgesamt vier Plätzen und einer Küche im ehemaligen Glöcknerhaus, einem Speisesaal in der ehemaligen Kapelle und einem Aufenthaltsraum im Torturm.
Weiterhin wird am 15. Juni in der Kirchenburg Kirtsch ein Transilvanian Brunch veranstaltet, wie sich Cristian Cismaru von dem Verein My Transylvania ausdrückte, als „kleine Hilfe für die Gemeinde hier, damit dieser Start dann auch bekannt wird und die Leute von der Fortivacation-Initiative erfahren“. „Unser kostbarstes Erbe in Siebenbürgen sind für uns alle die Kirchenburgen, und wir freuen uns jedes Mal, wenn wir sie und ihre Umgebung besuchen können, um diese Art des Tourismus zu praktizieren, bei dem wir uns Zeit nehmen und Energie schöpfen, um an diesen Orten zu verweilen“, fuhr Cismaru fort. „Fortivacation ist ein Konzept der Stiftung Kirchenburgen mit dem man versucht, diese Umnutzung ganz modern zu gestalten, das heißt das Schöne, das Alte, diese Seite des Denkmals, kombiniert man mit neuen Einrichtungen, die ganz normal funktionieren müssen. Und dazu kommt auch noch ein Freizeitangebot, welches noch entwickelt werden muss.“

Von den Wehranlagen der Kirtscher Kirchenburg erhalten hat sich der Bering mit dem ursprünglich als Eingang genutzten Torturm sowie eine in die Ringmauer integrierte gotische Kapelle. Unser Bild: In der ehemaligen Kapelle ist nun der Speisesaal des Appartements eingerichtet.
Foto: Werner FINK
In dem Projekt Fortivacation kümmert sich Cismaru um die Vermarktung und hilft beim Start überall wo es um Ökotourismus geht.
Die Unterkunftsmöglichkeit hier konnte man vom Tourismusministerium als Appartement klassifizieren lassen, da alle technischen Bedingungen erfüllt sind. So kann es auch als solches vermarktet werden. „Das bedeutet zunächst, dass man fließend Wasser und Kanalisation hat, Badezimmer und Dusche und gewisse Annehmlichkeiten wie Leselampe und Sitzecke, also ganz normale Bedingungen“, meinte Cismaru.

Dana Crișan (rechts vom Taufbecken) präsentiert das Kircheninnere.
Dechantstellvertreter Ulf Ziegler vom Mediascher Kirchenbezirk erinnerte daran, dass sich in Kirtsch auch vor der Einrichtung des Appartements etwas getan hat. Vor einigen Jahren konnte die Kirche aus EU-Mitteln saniert werden. „Das hat schon einen großen Beitrag gebracht, was die Besucheranzahl aber auch das Management betrifft, insoweit, dass hier eine Person angestellt werden musste und konnte, die auch die Kirchenführung macht”, sagte Ziegler. „Wir haben hier Gott sei Dank mit der Lehrerin Dana Crișan eine sehr engagierte Frau gefunden, die mit Herz und Seele dabei ist. Sie war auch einverstanden, diese Gästewohnung zu managen und insoweit ist das Projekt gewachsen hier in Kirtsch, es gibt eben auch eine Übernachtungsmöglichkeit mit Verpflegung“.
Dana Crișan kümmert sich hier seit 2014 um die Touristen. Sie war es auch, die am Tag der Offenen Türen den interessierten Besuchern die Kirche präsentierte. „Ich habe jedes Jahr versucht, die Zahl der Touristen zu erhöhen, die Kirche zu fördern, so weit ich konnte und jetzt, nach dieser Zeit, erteilte mir Gott die Freude zu sehen, dass auch dieses Projekt verwirklicht wurde“, freute sich Crișan. Dana Crișan ist im Dorf aufgewachsen und kann sich mit Touristen und Einheimischen nicht nur auf Englisch, Deutsch und Rumänisch verständigen, sondern sogar auf Siebenbürgisch-Sächsisch.
Am Tag vorher hatte übrigens Familie Bădărînză aus dem Dorf fleißig gebacken und so wurden die Gäste mit Hanklich empfangen und mit einer Spezialität: Brot mit Honig und Nüssen. Desgleichen zeigte Ironim Crișan im eigenen Hof, wie Bienenstöcke gemacht werden. Anschließend wurde ein Ausflug nach Schmiegen unternommen.

Blick in das Dachgeschoss.
Die Einrichtung des Appartements betreffend galt ein Dank dem Hermannstädter Architekturbüro Modul 28 und der Firma Domino im Kreis Neumarkt, die sich um die Ausführung der Arbeiten kümmerte. Als Projektmanager beteiligt war Stefan Spindler von der Stiftung Kirchenburgen.
Ein Dank galt auch dem Bürgermeisteramt der Gemeinde Durles, zu der Kirtsch verwaltungsmäßig gehört, das im Dorf Modernisierungsarbeiten durchführt, die Gasse, die zur Kirchenburg führt ist in Arbeit. Die Einführung von fließend Wasser und Kanalisation sei ein Muss für jedwelches derartiges Projekt. „Ich möchte gestehen, dass es vielleicht wie ein Tropfen auf dem heißen Stein im Gesamtbild Siebenbürgens erscheinen mag. Aber in den letzten Jahren sind immer mehr Inseln der Schönheit um uns herum entstanden, und irgendwann wird es ein Netzwerk geben, das all diese Initiativen umfasst, und wir werden von einem qualitativ hochwertigen Tourismus sprechen können, einem Tourismus, der mit allen gesetzlichen Formen praktiziert wird, einem Tourismus, der nicht nur den Eigentümern oder der Stiftung, sondern auch der lokalen Gemeinschaft Vorteile bringt“, sagte Cismaru.
Als alternative Übernachtungsmöglichkeiten gebe es zwar die Gästezimmer in Frauendorf oder den hierfür eingerichteten Turm in Almen, diese sind allerdings nicht Teil des Konzepts „Fortivacation“, weil sie nicht als Apartments eingestuft wurden. Das Konzept ist allerdings so gedacht, dass zukünftig eingerichtete Appartements auch in anderen Kirchenburgen unter diesem Namen vermarktet werden können.
Kaum eröffnet, gibt es bereits Interesse für das Appartement in Kirtsch. Eine augewanderte Siebenbürger Sächsin und ihr Mann aus Deutschland freuten sich darauf, nächstens hier übernachten zu können.
Werner FINK