Erstmals mit Abstecher nach Temeswar

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Streiflichter von der 33. Auflage der Reschitzaer Deutschen Literaturtage

Ausgabe Nr. 2818

Gruppenbild mit dem Initiator und Organisator Erwin Josef Țigla (rechts außen) und (fast) allen Teilnehmenden vor dem Eingang der Deutschen ,,Alexander Tietz“-Bibliothek in Reschitza.                             Foto: Beatrice UNGAR

Von den in Reschitza vorgestellten Büchern kann man ein Jahr zehren: Mit einer ganzen Fuhre im Gepäck reisten die Teilnehmenden auch von den 33. Deutschen Literaturtagen in Reschitza ab. Sie hatten vom 4. bis 7. August vier Tage geballtes Schrifttum aller Art erlebt, aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Lyrik, Prosa, Erinnerungsliteratur und vieles mehr. Auch wenn man jedem der vier Tage einen eigenen Bericht widmen würde, man könnte der Sache nicht gerecht werden. Deshalb bieten wir im Folgenden Streiflichter von der Veranstaltung, von der ab dem 15. Juni d. J. eine Videoaufzeichnung auf der Facebook-Seite des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen zu sehen ist, das unter der Federführung von Erwin Josef-Țigla gemeinsam mit dem Kultur- und Erwachsenenbildungsverein  „Deutsche Vortragsreihe Reschitza” diesen erbaulichen Literatur-Marathon organisiert hatte.

Zum Auftakt am 4. Mai gab es drei Buchpräsentationen in der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek in Reschitza: Dr. Volker Wollmann (Obrigheim/Deutschland) stellte seinen 10. Band der Reihe „Patrimoniu preindustrial și industrial în România” vor, Traian Popescu (Höhenkirchen-Siegertsbrunn/Deutschland) Band 1 und 2 seines Buches „Historisches Brauereiverzeichnis Rumänien” und Roxana Nubert, Ileana Pintilie und Franz Metz „Beiträge zur modernen Kultur der Deutschen im Banat. Eine interdisziplinäre Untersuchung”.

Der zweite Tag, Freitag, der 5. Mai, war ,,Begegnungen mit Temeswar – Kulturhauptstadt Europas 2023″ gewidmet. Dabei gab es  mehrere Veranstaltungen. Zunächst einen Besuch der Wanderausstellung ,,Nach dem Fest das Fest“ im Palais Stefania am Trajansplatz, verbunden mit einer Lesung der gebürtigen Temeswarer Autorin  Sigrid Katharina Eismann aus ihrem neuesten Lyrikband „Dschangakinder“.

Die Wanderausstellung ist ein interkulturelles Projekt und wird von den drei Künstlern folgendermaßen vorgestellt: ,,Mit einem Fest beginnt die Reise. Einem Dorffest im rumänischen Banat, ,das der Pfarrer und 15 Trachtenpaare nutzten, um zu türmen‘, erzählt die Lyrikerin Katharina Eismann. Über die Grenze, fort aus der Ceaușescu-Diktatur. Dieses Fest, das zur Flucht wird, hat sich im Nachbardorf von Eismanns Großmutter ereignet. Eine Begebenheit, die zur Legende wird, für die, die auch fortwollen. Die Geschichte dieses Fests, die Eismann auch literarisch verarbeitet hat, erzählte sie dem Maler und Objektkünstler Hagen Bonifer. Im Austausch der Beiden ,blieb das Fest hängen‘, sagt sie. Zusammen mit Sven Eismann, der sich mit Installationen beschäftigt, entstand die Idee, eine Tafel zu gestalten. Eine Tafel, die gleichzeitig ein Gleis ist, ein Tisch, der reist. In Kooperation mit dem Landesintegrationsprogramm WIR (Wegweisende Integrationsansätze Realisieren) bei der Stadt Offenbach entwickelten die drei Künstler die Idee weiter zu einer interkulturellen Wanderausstellung mit Lyrik, Artwork und Installation, die über mehrere Stationen bis nach Temeswar im rumänische Banat führt.“

Ebenfalls in Temeswar fanden die Überreichung des „Alexander Tietz“-Preises für das Jahr 2023 an die im Banater Bergland geborene Schriftstellerin Edith Guip-Cobilanschi (Temeswar) statt sowie eine Begegnung mit Autorinnen und Autoren des „Stafette“-Literaturkreises und der Filiale Temeswar des Rumänischen Schriftstellerverbands statt. Zum Abschluss besuchten die Teilnehmenden die Vorstellung „Tagebuch Rumänien. Temeswar“ am Deutschen Staatstheater Temeswar, eine Inszenierung von Carmen Lidia Vidu mit Ida Jarcek-Gaza, Tatiana Sessler-Toami, Daniela Török, Ioana Iacob, Olga Török und Silvia Török.

Samstag ging es weiter in Reschitza in der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek, wo zunächst Éva Seiler-Iszlai (Backnang/Deutschland) ihre Fotoausstellung „Indien: Pracht und Elend” vorstellte, Hellmut Seiler unveröffentlichte Texte, Beatrice Ungar den Gedichtband von Andra Tischer – „Schimb de iubire / Liebestausch“ – und Katharina Kilzer (Frankfurt am Main, Deutschland) die hessiche Autorin Barbara Zeizinger (Darmstadt, Deutschland) vorstellte, die danach eine Lesung anbot. Werner Kremm (Reschitza) las aus „Vom Herumirren des Diogenes. Randbemerkungen eines kritischen Bürgers zu Rumänien und der Welt. Momentaufnahmen (II)“, Heinrich Heini Höchsmann aus „Herr Mannstädter und seine wundersamen Seiten“, Ilse Hehn (Ulm/Deutschland) aus „Raum zwischen den Buchstaben – verheimlichte Heimat“, Dagmar Dusil  aus „Mit Erinnerungen gepflastert. Eine Anthologie“, Carmen Elisabeth Puchianu (Kronstadt) und Edith Ottschofski (Berlin/Deutschland) unveröffentlichte Texte, Balthasar Waitz (Temeswar) aus „Als wir im Dunkeln saßen“, Horst Samson (Neuberg, Deutschland) aus „Der Tod ist noch am Leben. Gedichte. Mit 23 Zeichnungen von Gert Fabritius“.

Am Sonntag lasen Kurt Thomas Ziegler (Wien/Österreich) aus „Von den Doppelschwertern zum Doppeladler. Der transilvanisch-austriakische Nährboden meiner Erinnerungen. Episoden eines Bildungs- und Lebensweges. Band I: Anders rinnt hier die Zeit…“, Dietfried Zink (Bamberg/Deutschland) aus „Der leise Suchton des kreisenden Vogels. Gedichte“, Katharina Kilzer (Frankfurt am Main/ Deutschland) aus „Geschichten und Legenden aus Temeswar“ und Bastian Kienitz (Mainz, Deutschland), Träger des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises 2022.

Den krönenden Abschluss stellte die Verleihung des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises für das Jahr 2023 an Christian T. Klein (Wien/Österreich) dar. Die von der Preisträgerin 2021, Britta Lübbers, verfasste Laudatio verlas Hellmut Seiler, der Initiator dieses Gedächtnispreises. Die Laudatio wird in einer unserer nächsten Ausgaben zu lesen sein. Mit einer Lesung des Preiträgers endete diese außerordentlich interessante Veranstaltung.

B. U.

Veröffentlicht in Literatur, Aktuelle Ausgabe.