Molière im neuen Gewand

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Premiere an der deutschen Abteilung des TNRS

Ausgabe Nr. 2810

Das Schauspielertrio Daniel Plier, Johanna Adam und Gyan Ros Zimmermann überzeugte (v. l. n. r.).                                  Foto: TNRS/Răzvan NEGRU

Am 21. März fand im Studiosaal des Radu Stanca-Nationaltheaters (TNRS) die Premiere des Stücks „Der gesamte Molière (nahezu)” von Vincent Caire statt. Mit Witz und Charme spielten sich Johanna Adam, Daniel Plier und Gyan Ros Zimmermann in die Herzen des Publikums. Ein interaktives Stück der deutschen Abteilung, welches Molière und seinen Theatergeist gebührend ehrt.

Bereits zu Beginn des Stücks setzte „Der gesamte Molière (nahezu)” die Messlatte hoch: Nicht an einem Molière Stück, sondern an allen 33 Werken wollte man sich in ungefähr 70 Minuten versuchen. Was klingt wie eine Mammutaufgabe, spielen Johanna Adam, Daniel Plier und Gyan Ros Zimmermann vor einem vollen Saal federleicht. Am Anfang werden die Rollen vorgestellt: Johanna Adam spielt Hermine, Daniel Plier Boniface und Gyon Ros Zimmermann Jean-Baptiste. Dies macht im weiteren Verlauf jedoch nicht viel aus, denn „Der gesamte Molière (nahezu)” ist ein Spiel im Spiel. So spielen Johanna Adam, Daniel Plier und Gyan Ros Zimmermann jede erdenkliche Rolle, wie zum Beispiel einen älteren Vater, einen jungen Liebhaber, eine Dienerin, eine Tochter. Es ist die Agilität der drei Schauspielenden, immer wieder in eine andere Rolle zu schlüpfen, die dieses Stück so charmant macht.

Die deutsche Abteilung scheint zudem das Geheimrezept einer guten Komödie zu kennen: Es gibt Slapstick mit Wasserflaschen, überdrehte Gesten, üppige Kleidung, Wortwitze und viel Situationskomik. Gleichzeitig schafft „Der gesamte Molière (nahezu)” es, alle Stücke Molières in ein eigenes Stück zu transformieren. Das ist die große Stärke der Inszenierung. Das Spiel gleicht einer Anthologie aus allen Werken Molières, wirkt allerdings auch eigenständig und zusammenhängend. Selbst wer Molières Werke nicht kennt, wird den autoritären Vater, der seine Tochter unwissendlich mit einem Schuft verheiraten will, als eigene Geschichte erkennen. Genauso wie die Dienerin, die den Plan vereilt und die Tochter mit der wahren Liebe zusammenführt.

Eigene Ideen, wie der immer wieder auftauchende „Diablo Loco” und die übertriebene Abneigung Bonifaces, eine Frau zu spielen, gestalten die Aufführung humorvoll. Andererseits schafft es Johanna Adam in ihrer Rolle als Hermine immer wieder, den Zuschauer über Referenzen aufzuklären. Mit einer koketten und witzigen Art ordnet sie Zitate dem passenden Stück zu. Das erleichtert gerade Theaterneulingen den Einstieg in die Welt von Molière.

Außerdem erwähnenswert: Alle drei Schauspieler schaffen es, sich selbst in der gespielten Figur zu finden. Die selbe Person wirkt von Johanna Adam anders gespielt, als zum Beispiel von Gyan Ros Zimmermann. Besonderes Augenmerk muss zudem auf Daniel Plier gelegt werden. Er ist nicht nur Darsteller des Stücks, sondern führte ebenfalls Regie. Man merkt dem Stück deutlich seinen Spaß und das Herzblut an. Die Botschaft des Stücks wird flink mit viel Witz und Charme transportiert.

Schlussendlich müssen die interaktiven Elemente des Stücks hervorgehoben werden. Oftmals wird das Publikum gebeten, einzelne Wörter nachzusprechen oder mit den Füßen mitzustampfen. Ein weiteres Mal wird eine Schatztruhe mit Geld unter den Füßen einer Zuschauerin versteckt. Highlight der Aufführung: Ein Zuschauer, der mit einer Schaumstoffnudel Daniel Plier ungeniert hauen darf. Solche kleinen Dinge sind es, die den Theaterbesuch einmalig machen.  Mit einer gezündeteten Konfettikanone, vielen Lachern und Standing Ovation endete das Stück.

Eine rundum gelungene, mit Humor versetzte Aufführung, die Molières Komödien ehrt und das Können von Adam, Plier und Zimmermann hervorragend zur Schau stellt.

Maja HENNEMANN

 

Besetzung

Darsteller: Johanna Adam, Daniel Plier, Gyan Ros Zimmermann

Regie: Daniel Plier

Übersetzung:

Diana Nechit

Untertitel:

Ioana-Maria Moldovan

Projektassistenz:

Ioana Nistorescu

Projektmanager: Hunor Horváth

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Theater.