Interaktiver Parcours für Kinder eröffnet
Ausgabe Nr. 2932

Das Projekt „MEIN KÖRPER – Ich kenne mich und hör‘ auf mich“ des Studiengangs Grund- und Vorschulpädagogik in deutscher Sprache (PIPP De) der Lucian Blaga-Universität sensibilisiert Kinder für Würde, Schutz und Selbstbestimmung.
Mit dem Song „Firework“ von Katy Perry begann am Mittwoch, dem 8. Oktober, die Vernissage des interaktiven Kinderparcours „Mein Körper – Ich kenne mich und hör’ auf mich“ auf der Empore der Ferula der evangelischen Stadtpfarrkirche. Rund 20 Gäste, darunter Studierende, die die Führungen übernehmen, Vertreter und Vertreterinnen der Partnerorganisationen sowie Interessierte, nahmen an der Vorstellung teil. Der ungewöhnliche musikalische Auftakt schuf eine offene, positive Stimmung für ein sensibles Thema: den Schutz von Kindern und die Bedeutung von Selbstwahrnehmung und Menschenwürde.
Der Parcours richtet sich an Kinder der 2., 3. und 4. Grundschulklasse und lädt sie dazu ein, spielerisch die eigenen Grenzen kennenzulernen. Sie sollen lernen Vertrauen in den eigenen Körper zu haben und sich mit der Prävention von Gewalt in Zusammenhang mit Nähe und Intimität zu beschäftigen. Ziel ist die Förderung eines gesunden Selbstbewusstseins und eines positiven Körpergefühls. Der Ausstellungsbesuch ist nur als Gruppenbesuch möglich. Die Kindergruppe wird in Kleingruppen zu maximal 12 Kindern aufgeteilt und die Dauer beträgt 90 Minuten. An mehreren interaktiven Stationen erfahren sie, was es bedeutet, auf sich selbst zu hören und sich zu schützen. Die Präventionsprinzipien lauten „Ich darf NEIN sagen“, „Es gibt angenehme und unangenehme Berührungen“, „Ich kenne gute und schlechte Gefühle“, „Es gibt gute und schlechte Geheimnisse“ und „Ich kann mir Hilfe holen“, „Mein Körper gehört mir!“. Wer die Box mit der Aufschrift „Hier siehst du das Wertvollste auf der Welt“ öffnet und hineinschaut, sieht sich selbst im Spiegel. Eine Erinnerung daran, dass jeder Mensch einzigartig und schützenswert ist.
In ihren Ansprachen erläuterten Teresa Leonhard und Julia Heyden, die das Projekt gemeinsam entwickelt und realisiert haben, die zentrale Botschaft: „Das Thema dieser Ausstellung ist die Würde des Menschen. Das Geschenk des Lebens. Jeder Mensch ist wichtig und einzigartig. Selbstvertrauen, körperliche Unversehrtheit, Sicherheit für Körper und Seele, das sind Themen, die die Menschheit betreffen.“ Teresa Leonhard arbeitete viele Jahre lang am Studiengang Grund- und Vorschulpädagogik in deutscher Sprache an der Lucian Blaga-Universität. Julia Heyden ist eine Sonderpädagogin aus der Schweiz, die seit Jahren mit Rumänien in Verbindung steht.
Dieses Projekt, das vom Studiengang Grund- und Vorschulpädagogik in deutscher Sprache (PIPP DE) initiiert und begleitet wurde, konnte dank des Schweizer Vereins LIMITA, der das Material zur Verfügung stellte und der finanziellen Unterstützung des Landes Kärnten und der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg sowie dank weiterer wichtiger Partner realisiert werden. Dazu zählen die evangelische Kirchengemeinde Hermannstadt, das Deutsche Kulturzentrum Hermannstadt, das Zentrum für Lehrerfortbildung in deutscher Sprache und der Verein ALEG (Asociația pentru Libertate și Egalitate de Gen).
Leider sind Kinder sexueller Gewalt und anderen Formen von Gewalt ausgesetzt. Deshalb ist der Schutz davor auch in der UN-Kinderrechtskonvention verankert. Alle Länder, auch Rumänien, die diese Konvention unterzeichnet haben, haben sich dazu verpflichtet, Gewalt in verschiedenen Bereichen zu verhindern. Zum Beispiel in der Bildung und in der Sozialarbeit. Diese Prävention muss sehr früh beginnen, weil Menschen, die Gewalt gegen Kinder ausüben, oft aus dem häuslichen Umfeld stammen.
Auch Vertreter und Vertreterinnen der Partnerorganisationen kamen zu Wort. Camelia Proca, die Vertreterin des ALEG-Vereins, erinnerte in ihrem Beitrag daran, wie wichtig es sei, über sexualisierte Gewalt offen zu sprechen: „Rumänien hat die meisten minderjährigen Opfer von Menschenhandel in Europa. Außerdem haben wir die höchste Zahl minderjähriger Mütter. Wenn verantwortliche Erwachsene schweigen, schaffen wir Raum für jene, die Kinder mit Falschinformationen beeinflussen. All das ist das Ergebnis des Schweigens über diese wichtigen Themen. Deshalb denke ich, dass Familien Unterstützung brauchen.“
Zum Abschluss der Vernissage tauschten die Gäste in einer Diskussionsrunde Gedanken über die gesellschaftliche Bedeutung des Projekts aus und über das Brechen des Tabus. Viele lobten den Mut, dieses Thema aufzugreifen und betonten, dass Veränderung durch offene Gespräche beginnen.
Der interaktive Parcours MEIN KÖRPER – Ich kenne mich und hör‘ auf mich“ ist bis Mitte November auf der Empore in der Ferula der evangelischen Stadtpfarrkirche zu sehen. Der Besuch ist kostenlos, aber eine Anmeldung ist erforderlich. Interessierte können sich über folgenden Link anmelden und informieren: http://dppd.ulbsibiu.ro/pippde/index.php?id=30
Eduard RESCHKE