Deutsches Lyrikfest zum 300. Geburtstag von Klopstock
Ausgabe Nr. 2860
Anlässlich des 300. Klopstock-Jubiläums wurde in Klausenburg am 26. März in der „Apáczai Csere János”-Schule die zweite Auflage des „Lyrikfestes” organisiert. Organisatorinnen waren die Deutschlehrerinnen Lokodi Ildikó und Szabó Viola und die Grafikerin und Kuratorin der Mail Art-Kunstausstellung Zilahi Nono.
Das Motto der diesjährigen Veranstaltung wurde Klopstocks Hauptwerk, dem religiösen Epos „Der Messias” entnommen: „Sing‘, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung,/Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet,/Und durch die er Adam’s Geschlecht zu der Liebe der Gottheit,/Leidend, getödtet und verherrlichet, wieder erhöht hat./Also geschah des Ewigen Wille.“ (Klopstock: Der Messias, Zitat aus dem ersten Gesang)
Die Veranstaltung in der Karwoche hat viele Schüler aus Klausenburger Schulen und zahlreiche internationale Künstler und Kunstliebhaber aus fast 20 Ländern weltweit (aus Nord- und Südamerika, Asien und aus vielen europäischen Ländern) angesprochen.
In Zusammenarbeit mit der Grafikerin Zilahi Nono wurde eine Mail Art-Kunstausstellung vorbereitet und am Kardienstag eröffnet. Sie gilt als ein echtes Kuriosum, denn die ausgestellten Werke wurden von dem Klopstock-Zitat inspiriert und mit der Post abgeschickt. Die Werke von namhaften internationalen Künstlern und Kunstliebhabern, beziehungsweise jungen und älteren Schülern stehen in der Ausstellung nebeneinander.
Die international als „Mail Art” bekannte Kunstbewegung – auf Deutsch Postkunst oder Kunst per Post – ist unter den heimischen Künstlerinnen und Künstlern wenig bekannt. Sie entstand in den 1960-er Jahren und setzte sich zum Ziel, das Leben mit Kunst zu verbinden. Mail Art ist trotz unserer digitalisierten Welt hochaktuell und ein zeitgenössisches Kunstphänomen.
Es war faszinierend zu erleben, dass viele Schüler zum ersten Mal in ihrem Leben einen Brief mit der Post verschickten, dass die Schule ca. sechs Wochen lang täglich wunderschön geschmückte Umschläge, manchmal mit handgefertigten Briefmarken und Stempeln erhielt.
Nicht nur die Werke, sondern auch die dekorierten Umschläge und die beigefügten Nachrichten sind bis zum 16. April in der Ausstellung in der Apáczai-Galerie zu sehen.
An der Eröffnungsfeier nahmen ungefähr 150 Schüler und Gäste teil, die mit Hilfe des künstlerischen Programms eine Zeitreise machen konnten: mit Bachs Musik, einem Franz Schubert-Lied, das die Vertonung von Klopstocks Liebesgedicht „Rosenband“ ist, und mit den Allemanden (historische deutsche Tänze) tauchten wir in die Atmosphäre der Spätbarockzeit ein, in der Friedrich Gottlieb Klopstock lebte und schuf.
Klopstock scheint aus heutiger Sicht weniger wichtig zu sein als Goethe und Schiller, Hölderlin oder Novalis, aber durch seine emotionalen Sprachneuschöpfungen und dichterischen Sprachneuerungen hat er die Literaten seiner Zeit außerordentlich beeinflusst. Wie hätten sie ihre große Dichtung schreiben können, wenn Klopstock die deutsche Sprache nicht veredelt hätte?
Nach der Eröffnung der Kunstausstellung fand ein Rezitationswettbewerb statt, bei dem ungefähr 100 Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe (5.-8. Klassen) Gedichte deutscher Autorinnen und Autoren vortrugen.
Beim Lyrikfest gab es auch eine zweite Kategorie, den Lyrikpreis, bei dem 18 Schülerinnen und Schüler ihr kreatives Talent gezeigt und selber Gedichte auf Deutsch verfasst haben.
Die Jury hat den jungen Autoren der besten und originellsten Gedichte den Lyrikpreis verliehen. Dank der Zuwendung, die wir sowohl aus dem Ausland (Donauschwäbische Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg), als auch aus dem Inland (Compart Impex Srl, Adrenalin Park, Yachting Club Tarnita, Reformierte Kirchengemeinden aus Klausenburg, Dosa Specialized Machinery) erhielten, konnten alle Teilnehmer des Lyrikfestes mit einem deutschsprachigen Jugendbuch und die Gewinner mit weiteren wertvollen Preisen heimkehren.
Wir hoffen, dass die ausgestellten Mail Art Werke und die Freudenbotschaft, die im Klopstock-Motto unserer Veranstaltung zum Ausdruck kommt, die Teilnehmer begeistern und auf das anstehende Osterfest stimmen konnten.
Viola SZABÓ