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Zur Pfarrklausur der EKR im Herbst 2020 / Von Elfriede DÖRR

Ausgabe Nr. 2696

Sitzungsort war der gepflasterte Platz vor dem Haus. Foto: Angelika BEER

Es hört auf zu regnen. Sofort nimmt jeder einen Stuhl und geht mit diesem raus. Die Tagung beginnt. Pfarrer und Pfarrerinnen der Evangelischen Kirche A. B in Rumänien treffen sich zur Herbstklausur im Elimheim in Michelsberg. Sitzungsort wird der gepflasterte Platz vor dem Haus, dort, wo sonst die Autos parken. Die Vorträge sind kurz und knapp, die Einführungen wenig ausschweifend, die Gruppenarbeiten häufig, und im Gehen.

Die Themen sind breit gefächert, ähnlich wie in der Frühjahrsklausur. Damals ging es um die Zukunft der Kirche in ihren Teilbereichen, jetzt geht es um eine Standortbestimmung kirchlicher Arbeit in Corona-Zeiten. So in der Arbeit mit Kindern, dem Religionsunterricht, Jugend- und Erwachsenenarbeit, Gremienarbeit in erschwerten Bedingungen. Neue Formen der Gemeindearbeit und Gemeinschaft zu erproben, haben den einen oder die andere an den Rand ihrer Kräfte gebracht. Und was für die Advents- und Weihnachtszeit ansteht, ist noch unklar.

Themen wie Vertretungen in ökumenischen Organisationen sind  höchstens wichtig um wahrzunehmen, wie internationale Kirchenorganisationen mit den Herausforderungen dieser Zeit umgehen. Leidenschaftslos beteiligt man sich an der Diskussion um die Novellierung der Kirchenordnung. Für andere brennende Fragen wie die Klimakrise oder die uns Menschen bald überflügelnde (vielleicht auch aushebelnde) künstliche Intelligenz hat man den Kopf nicht frei. Über die Bibelarbeit zum anstehenden Predigttext kommt man auf die eigene Gemeindearbeit zurück, vorläufig. Wie geht es den Menschen in der Gemeinde? Wie ist Seelsorge in diesen Zeiten möglich? Und dann aber auch: wie steht es um mich, dem Pfarrer, der Pfarrerin? Was macht mir Hoffnung, was stärkt mich gerade in diesen besonderen Zeiten.

In Gesprächen, einer Andacht, diesem Impuls flammt sie auf, die Frage, was ist Corona? Wofür steht Corona? Schuld des Menschen – Gottes Heimsuchung? Erzwungener Sabbat oder geschenkter Sabbat? Hat Corona uns in eine Krise gestürzt oder eine Chance gewährt? Wehrt sich die Erde gegen den Menschen?  Welche Rolle hat die Kirche heute, wie relevant ist sie (noch) für die Menschen? Was kann der Pfarrer, die Pfarrerin leisten?

Eine Tagung besonderer Art. Es geht um Inhalte, aber die sind nachrangig. Es geht viel mehr um Nähe und Gemeinschaft, Austausch und zwangloses Gespräch, Anteilnahme und einander ein wenig zum Lachen bringen, Freude spüren.

Bischof Reinhart Guib und Pfarrerin Dr. Elfriede Dörr laden jährlich zu Pfarrklausuren und einem Pfarrertag ein. Hier wird der theologische Diskurs und der Austausch gepflegt, um eine angemessene Glaubenssprache angesichts heutiger Lebenserfahrungen zu finden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche.