„Keramik hat eine schöne Zukunft”

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Florin Dumitru baut alte Häuser in Miniatur nach, Modell steht Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2507
 

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Bekannt ist Florin Dumitru in Hermannstadt durch Miniaturhäuschen aus Ton, in denen Einheimische und Touristen den Flair alter Häuser wiederfinden. Ein Verkaufsfhit auf dem herbstlichen Töpfermarkt am Großen Ring in Hermannstadt ist der kleine Ratturm, die Bauernhäuser mit den kleinen Schafen haben allerdings auch ihre eigene Kundschaft. Die Hermannstädter sind glücklich, denn die schönen Objekte sind in Läden zu finden und als kleine Weihnachtsgeschenke ideal. Der 36-Jährige ist allerdings ein Autodidakt. Eigentlich hat er Geschichte und Archäologie studiert und zehn Jahre an der Valahia-Universität in Târgoviște unterrichtet. Über seine Liebe zur Keramik – von Cucuteni bis zu den modernen Objekten – und auch über die Zukunft dieser Kunst sprach Florin Dumitru mit HZ-Redakteurin Ruxandra S t ă n e s cu.

 

Seit wann arbeiten Sie als Keramist?

Keramikobjekte stelle ich seit 2006 her, nachdem mich während einer Moldaureise die Keramikobjekte aus Cucuteni beeindruckt haben. Ich war bei meiner Rückkehr entschlossen, auch selber solche Objekte herzustellen. Und das habe ich mir aus Büchern und durch viel Experimentieren selber beigebracht. Erst habe ich Statuetten und Schalen modelliert, Repliken nach den neolitischen Objekten, die auf rumänischem Gebiet gefunden wurden, wie jene der Cucuteni-, aber auch der Gumelniţa-Kultur.

Der eigentliche Zweck war, die Methoden zu entdecken, durch die vor 5.000 Jahren Keramikobjekte hergestellt, bemalt und gebrannt wurden. Das alles fand im Zentrum für experimentelle Archäologie in Târgovişte statt, das ich auch koordiniert habe, als ich an der dortigen Universität gearbeitet habe.

 

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Diese Modelle, mit denen Sie auch in Hermannstadt waren, bieten Sie jetzt nicht mehr an, denn bekannt sind Sie für die Miniaturhäuschen.

2010 habe ich begonnen, die Häuschen als Entspannung herzustellen, inzwischen ist mein Spiel sozusagen mein Hauptberuf geworden. Tatsächlich wende ich die rudimentären Techniken an, die ich gelernt habe, damit meine Objekte „alt” aussehen, diese Patina haben.

Miniaturhäuschen gab es immer, bemalte, aus Horezu, als Kerzenständer, als Kettenanhänger, und auch kleine Städte, wie ich sie herstelle.

Seit wann verkaufen Sie auf dem Hermannstädter Töpfermarkt?

Mit Cucuteni-Repliken war ich 2009 und 2011 dabei und seit 2013 komme ich jährlich mit den Keramikhäuschen.

Sind Sie auch auf anderen Märkten zu finden?

Dieses Jahr war ich nur auf zwei Märkten, und beide waren in Hermannstadt. In den vorigen Jahren war ich auch in anderen Städten, auf Töpfermärke, auf Designermessen.

Wie ist der Töpfermarkt in Vergleich mit den anderen Märkten?

Obwohl ich eigentlich selten auf Märkten meine Ware vorstelle, glaube ich, dass Hermannstadt einer der größten Profilmärkte Rumäniens ist. Hier findet man sowohl Vertreter großer traditioneller Töpferzentren, als auch junge Keramisten, denen man die Chance gibt, ihre Werke vorzustellen. Auch der Ort, an dem man den Markt organisiert, im Zentrum der Stadt, ist perfekt, es kommen viele Touristen und Einheimische, so dass der Verkauf gut ist.

Kann man von Töpferei in Rumänien leben?

Darauf gibt es meiner Meinung nach mehrere Antworten. Einerseits erlebt die rumänische Keramikwelt seit 25 Jahren einen Rückgang, der seinen Tiefpunkt noch nicht erreicht hat. Leider ist das Handwerk in vielen Ortschaften komplett verschwunden, in dem es traditionell seit Hunderten von Jahren praktiziert wurde. Und das auch weil viele Objekte, die nur eine utilitaristische Rolle hatten, durch billige Chinaware oder durch Plastiksachen ersetzt wurden. Im Kreis Dâmbovița gab es 1990 mehrere Hundert Keramisten, jetzt gibt es nur noch einen. Andererseits haben sich Zentren stark entwickelt, die auf schön verzierte Ware gesetzt haben und Objekte herstellen, die eher eine dekorative Rolle spielen, wie zum Beispiel Corund, Horezu oder Baia Mare. Die dritte Kategorie ist die jener Keramisten, deren Ansätze das Publikum mag, und die für den Lebensunterhalt ausreichend verkaufen. Seit drei Jahren lebe ich ausschließlich davon und kann sagen, dass man von Keramik in Rumänien leben kann.

Wie ist das Leben eines Keramisten in Târgoviște?

Soviel ich weiß, gibt es in Târgoviște keine weiteren Keramisten, außer meinen Freunden, die mir helfen. Neben der Stadt gab es früher mehrere Keramistengemeinden, die ausgestorben sind, nachdem die alten Handwerker gestorben sind. Ich hatte allerdings die Chance, sehr viel von ihnen zu lernen.

Verkaufen Sie eher in Läden, auf Märkten oder online?

Den größten Verkauf habe ich in den Läden. Auf Märkte fahre ich immer seltener und mein Online-Shop ist hoffentlich im Frühjahr 2017 startklar.

Verkaufen Sie auch im Ausland?

Unsere Keramikhäuschen sind bei Ausländern sehr beliebt, und ich bin mir sicher, dass sie in vielen Orte der Welt anzutreffen sind, aber nicht in ausländischen Läden.

Wo sind die Häuschen aber in Hermannstadt zu finden?

Die Bauernhäuser sind im Laden des Freilichtmuseums zu finden, die deutschen Häuser in der Galerie für traditionelle Kunst am Kleinen Ring und in der Schiller-Buchhandlung am Großen Ring.

Gehen Sie auch spezifischen Kundenanfragen nach? Wo kann man Sie online finden?

Ich bin immer ganz offen für Vorschläge. Ich kann auf Facebook gefunden werden, unter https://www.facebook.com/PovestiDinLut/ und habe auch einen Blog, unter http://florin-   dumitru.blogspot.ro/.

Traditionelle oder moderne Kunst? Welche hat, Ihrer Meinung nach, eine bessere Zukunft?

Das traditionelle Handwerk ist gerade in einem Umwandlungsprozess. Ich denke, es hat eine schöne Zukunft, insbesondere da man in den letzten Jahren der Dekoration mehr Aufmerksamkeit widmet, man ersetzt auch immer öfter die bleihaltige Glasur mit der ökologischen Variante und der Brennprozess findet in elektrischen Öfen statt. Das führt dazu, dass die traditionelle Keramik nicht nur eine bessere Qualität hat, sondern auch gepflegter aussieht, allerdings die Tradition weiterhin respektiert wird.

Gibt es auch Schwierigkeiten?

Wenn einem die Arbeit sehr gut gefällt ist es unvermeidbar, dass Schwierigkeiten auftreten, die man aber als Herausforderung betrachten kann, die man dann leichter überwindet. Bisher gab es für mich keine Schwierigkeiten, die ich nicht überwinden konnte.

Wünschen Sie sich etwas für die Zukunft?

Ich denke, dass die meisten Dinge, die uns passieren, auf unsere eigenen Aktionen zurückzuführen sind. Ich setze deswegen nicht große Hoffnungen in staatliche Unterstützung oder in andere Projekte, aber ich nehme mir vor, mehr anzubieten und dass Qualität und Diversität der „Geschichten aus Ton” wachsen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Florin Dumitru (rechts) mit Besuchern auf der Designermesse in Bukarest.      

Foto: Privat

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.