Almerei, Faschiertes und Schlager

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Sachsentreffen mit Vernissage in der Sommerresidenz in Freck
Ausgabe Nr. 2496
 

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Über 1.000 Objekte aus aufgelösten Haushalten der Siebenbürger Sachsen und der Landler sind zur Zeit in der ehemaligen Sommerresidenz des Barons Samuel von Brukenthal in Freck/Avrig zu sehen. Die „Siebenbürgisch-sächsische Sammlung“ wurde am Freitagnachmittag (26. August) im linken Flügel des Palais, im ehemaligen Sanatorium, offiziell eröffnet. Die Vernissage fand im Rahmen der „Begegnung der Sachsen aus Siebenbürgen“ statt.

 

Alle Ausstellungsobjekte wurden von Elisabeth Rosenauer aus Neppendorf gesammelt und aufbewahrt und als der damalige Frecker Bürgermeister Arnold Klingeis den Raum zur Verfügung stellte, war die 86-Jährige von der Idee einer Ausstellung in Freck sofort begeistert. Zwei Räume sind zu besichtigen, ein siebenbürgisch-sächsischer, der die ältesten Exponate – unter anderem aus dem 18. Jahrhundert – beherbergt, und das landlerische gute Zimmer. Schön bemalte Truhen, bestickte Kissen, verzierte Teller, ja sogar eine Wiege, ein Tisch und Stühle gehören zur Ausstattung des Landler-Zimmers. Über jedes Objekt könnte Frau Rosenauer eine Geschichte erzählen, aber dafür ist die Zeit zu knapp. Die meisten Stücke hat sie im Jahr 1990 „gerettet“, als die Sachsen mit Sack und Pack nach Deutschland ausgewandert sind. „Sie haben ganze Möbel einfach so ins Feuer geworfen, damit es nicht später die Fremden tun. Ich fand es sehr schade und hab einiges retten und bei mir zu Hause aufbewahren können“, erzählt Frau Rosenauer, die für die Vernissage selber in sächsischer Tracht gekleidet, für viele Fotos posierte. „Sie könnten selbst ein Teil der Ausstellung sein“, sagte ein Ausstellungsbesucher der rüstigen Dame im Scherz.

Im siebenbürgisch-sächsischen „Guten Zimmer“ ist das Himmelbett, das auffälligste Ausstellungsstück. Es steht etwa anderthalb Meter über dem Boden und Frau Rosenauer erklärt auch gerne wieso: „Damals war der Boden nicht mit Holz belegt, sondern man hatte direkt Erde unter den Füßen. Es war also nicht alles so sauber. Deswegen hat man so hoch oben geschlafen. Vor dieses hohe Bett wurde eine Holzbank gestellt. Zuerst trat man auf die Bank, um ins Bett gelangen zu können.“ Auch über die aufwändig verzierten Almereien wusste Frau Rosenauer den Besuchern einige lustige Details zu erzählen: „Eine Almerei ist ein kleiner in eine Mauernische eingebauter Wandschrank. Man bewahrte darin wertvolle Gegenstände auf, wie religiöse Bücher, Schmuck oder Bargeld. Und die Männer versteckten darin die Schnapsflaschen vor ihren Frauen”.

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Die „Siebenbürgisch-Sächsische Sammlung“ bereichert laut Lidia Bădilă, der Pressesprecherin der Sommeresidenz nicht nur die Anlage selbst, sondern auch die Stadt Freck. Die Ausstellung kann täglich zwischen 9 und 18 Uhr besucht werden, der Eintritt kostet 10 Lei für Erwachsene und 5 Lei für Kinder und Studenten.

Nach der Vernissage wurden die Besucher zu einem typisch siebenbürgisch-sächsischen Abendessen auf die Terrasse der Orangerie eingeladen. Im Menü gab es zwei Arten von Suppen, eine Kümmel- und eine Grießknödelsuppe mit Rind und zwei Hauptgänge: Schweinebraten mit Sauerkraut und Faschiertes mit Kartoffelpüree und Tomatensoße. Als Dessert buken die Köche den typischen Hanklich und einen Apfelkuchen mit Vanillesoße. Dazu trank man Limonade oder siebenbürgischen Riesling.

Für gute Abendstimmung sorgte die Band „Trio Saxones“ mit Alfred Dahinten als Sänger, Andreas Hartig am Keyboard und Wolfgang Schüller an den Trommeln. Viele schwangen zu deutschen und amerikanischen Schlagern der 1970-er und 1980-er Jahre das Tanzbein und genossen die gute Atmosphäre und die sommerlichen Temperaturen.

Auch an den beiden folgenden Tagen standen siebenbürgisch-sächsische Spezialitäten auf der Speisekarte.

Cynthia PINTER

 

Foto 1: Elisabeth Rosenauer (86) aus Neppendorf (in der siebenbürgisch-sächsischen Tracht ihrer Heimatgemeinde) sammelte seit Anfang der 90-er Jahre Objekte aus Haushalten der Siebenbürger Sachsen und der Landler in und um Hermannstadt und stellt sie nun in der ehemaligen Brukenthalschen Sommerresidenz aus.      

 

Foto 2: Trio Saxones in Aktion: Andreas Hartig, Wolfgang Schüller und Alfred Dahinten (v. l. n. r.).                                                  

Fotos: Cynthia PINTER

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gastronomie, Gesellschaft, Kultur.