Spiel mit „groß“ und „klein“

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Vorpremiere am Gong-Theater für Kinder und Jugendliche Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2490
 
 

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Zum Welttag des Theaters für Kinder und Jugendliche am 20. März hatte das Gong-Theater für Kinder und Jugendliche zu einer Probe mit Publikum eingeladen. Vorgestellt wurde der musikalische Teil des Theaterstücks „Cel mai mare Gulliver“ (Der größte Gulliver) von Gellu Naum, komponiert und in Szene gesetzt von Ada Milea. Mit Gitarre, Trommel und mit nach Ada-Milea-Art anderen improvisierten Klopf- und Geräuschinstrumenten faszinierten und amüsierten die Schauspieler des Gong-Theaters die vielen Kinder im Saal. Genauso fasziniert und amüsiert waren die Zuschauer aller Altersklassen von der Vorpremiere des Stückes, das in der Regie von Alexandru Dabija am 14. und 15. Juli aufgeführt wurde.

 

Die Inszenierung „spielt“ regelrecht mit den Begriffen „groß“ und „klein“, wobei den Zuschauern spätestens am Ende aufgeht, wie groß der Unterschied ist zwischen groß sein und erwachsen sein. Die kleinen Puppen werden anhand einer Videoprojektion ganz groß gemacht und dieses Wechselspiel hält die Zuschauer in Atem, während sie die Geschichte des Jungen Matei verfolgen, der wie jedes Kind davon träumt, groß zu werden. Eines Tages begegnet ihm ein „Mini-Känguruh“, das sich als Zauberer entpuppt, der Wünsche erfüllen kann. Matei wünscht sich natürlich, größer als Gulliver, dem Inbegriff eines Riesen, „der größte Gulliver“ zu werden.

Mit einem von Trommeln und Rasseln begleiteten Zauberspruch lässt das Känguruh Matei in den Himmel wachsen, er möge in kein Haus mehr passen und sich nichts mehr von anderen sagen lassen usw. Und tatsächlich, der Wunsch geht in Erfüllung: Matei wächst so sehr, dass er in kein Haus mehr passt und mit jedem seiner Schritte ein kleines Erdbeben auslöst. Er ist begeistert und übermütig und lässt sich nichts sagen. Vor allem aber geht er auf keine der Bitten ein, die ihm die „Zwerge“, wie er seine früheren Nachbarn nennt, ans Herz legen. Er hilft den Brückenbauern nicht, die ihn anflehen, ihnen beim Schleppen von Steinblöcken zur Hand zu gehen und trabt weiter, bis er zum ersten Mal mit den Nachteilen konfrontiert wird, die ein Riese hat. Es ist heiß und er findet keinen schattigen Platz, er hat Durst und kann diesen nur stillen, indem er einige Wolken wie Wäschestücke auswringt. Eine Alte mit einer sprechenden Kuh fleht ihn vergebens an, er solle auch ihnen etwas von dem Regenwasser übriglassen, Matei ist taub und verschwendet jeden Tropfen, um sich abzukühlen. Zuletzt kommt er ans Meer und schwimmt froh und frei, ignoriert die Hilferufe in Seenot geratener Matrosen und dabei wird es dunkel. Plötzlich findet es Matei gar nicht mehr so lustig, groß zu sein: Er hat sich verirrt, er friert und hat Hunger und Durst und… tja, er ruft nach seiner Mutter. Diese kann seine Bedürfnisse auch nicht stillen und die Nachbarn wollen gar nichts mehr von ihm wissen… Matei wacht auf und stellt fest: Es war nur ein Traum.

Die Inszenierung ist so kurzweilig, dass die Zuschauer am Ende nicht genau wissen, was geschehen ist… Mehr will ich nicht verraten. Nur noch die Namen der Puppenspieler: Lucia Barbu, Barbara Crișan, Daniela Dragomir, Gabriela Mitrea, Angela Páskuy, Claudia Stühler, Hansel Andrei, Paul Bondane, Charlie Fălămaș und Adrian Prohaska.

Beatrice UNGAR

 

Hansel Andrei spielte den Jungen Matei, der davon träumt, auf der Stelle groß zu werden.                                                                     Foto: Cynthia PINTER

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Theater.