Eine psychologische Schwelle

Teile diesen Artikel

Ausgabe Nr. 2423
 

Herbert Hruschka präsentierte alternatives Sanitärverfahren in Hammersdorf

 

Vergangene Woche war Herbert Hruschka, Stiftungsrat der WasserStiftung in Ebenhausen bei München zu Gast in Hammersdorf, um ein alternatives Sanitärverfahren vorzustellen wobei die Restprodukte die dann entstehen, sinnvoll im Garten bzw. in der Landwirtschaft wieder verwendet werden können. Es ging um Trockentrenntoilletten und eine Grauwasserbehandlungsanlage die dann hier möglicherweise auch gebaut werden sollen. Als Gastgeber dabei war Hermannstadts Stadtpfarrer Kilian Dörr.

Das wesentliche Ziel der WasserStiftung ist, Wasserprojekte zu fördern. Vor allem im ländlichen Raum in Afrika ist die Stiftung tätig. „Wir setzen da einfache, umsetzbare Konzepte ein und versuchen, alles mit naturnahen Verfahren zu bewerkstelligen“, sagte Hruschka „Ein konkretes Ziel sind die Trocken-Trenn-Toiletten nach dem ecosan-System zu realisieren, einmal um die hygienische Situation zu verbessern.“ Das sei auch ein wesentlicher Aspekt neben dem wasserwirtschaftlichen Aspekt. Vor allem in  Schulen im ländlichen Bereich in Afrika würde man es eher vorziehen die Toilette nicht zu besuchen, sie seien nicht sehr hygienisch.

Beim alternativen Sanitärverfahren ginge es um das ecosan (ecological sanitation)-Verfahren. Entwickelt wurde es an der Technischen Universität Hamburg-Harburg von Professor Ralf Otterpohl. Er sei am Anfang nicht sehr ernst genommen worden von seinen Fachkollegen. Das habe sich jetzt aber geändert.

Wichtig sei die getrennte Erfassung und Behandlung dieser einzelnen Abwasserströme. Die festen menschlichen Ausscheidungen und der Urin werden separiert, wobei die festen Stoffe in einen Behälter fallen und der Urin in einem separaten Behälter gesammelt wird. Die festen Stoffe müssen ein Jahr lang liegen bleiben, ohne dass was Neues hinzukommt. Sie können gärtnerisch wieder verwendet werden. Dann soll es hygienisch unbedenklich sein. „Wir empfehlen allerdings dies noch einmal zusätzlich zu kompostieren, eine Frage der Ästhetik“, erklärte Hruschka. Auch empfehle es sich, diese festen Stoffe nicht gleich dort einzusetzen wo Karotten oder Radieschen eine Pflanze werden sondern dort wo die Frucht oberhalb der Erdoberfläche wächst. Die festen Stoffe seien ein organischer Dünger, der Phosphor enthält, aber wesentliche organische Bestandteile habe, also praktisch als Gut-Verbesserungsmittel eingesetzt werden könne.

Der Urin enthalte den Harnstoff, der instabil sei und im Laufe der Zeit zerfalle und dann Amoniumstickstoff bilde. Bei diesem Prozess des Zerfallens steige der ph-Wert, der basisch werde. Aufgrund dieses ph-Wertes würden alle Mikroorganismen abgetötet. Urin enthalte viel Stickstoff. Der Stickstoff sei beweglich, er sei mobil im Boden, im Falle von Regen sickere der Stickstoff auch durch. „Einen behandelten Urin kann man vergleichen mit einem flüssigen Mineraldünger“, betonte Hruschka. Beim Einsatz dieses Urins sei allerdings Vorsicht geboten. Das Wasser vom Waschbecken der Toilette wird ebenfalls getrennt gesammelt. Es wird in einen abgegrenzten Bereich geleitet, wo es mehr oder weniger versickert. Dieser Bereich ist bepflanzt und da wird dieses Wasser vom Strauchwerk aufgenommen. Wenn die Trockentrenntoillette richtig gebaut und gewartet wird, soll sie geruchsfrei sein.

Bei der Grauwasserbehandlungsanlage sickere das Wasser durch ein Filterareal bestehend aus feinem Schotter wo sich Mikroorganismen ansiedeln, die dann die Nährstoffe aus dem Wasser aufnehmen. Es handele sich bei dem Einsatz solcher Verfahren wohl um eine „psychologische Schwelle“, stellte Stadtpfarrer Killian Dörr während dem Vortrag fest.

Die WasserStiftung ist übrigens in drei Ländern in Afrika aktiv. Schirmherr ist zur Zeit der Dalai Lama, da alle Kontakte durch sein Büro geknüpft werden. Zu den Zielen der WasserStiftung zählt auch die Wasserversorgung, wobei Brunnen gebohrt oder Esel oder Kamele als Wasserträger gekauft werden, was die Menschen sehr schätzen. In Äthiopien finanziert die Stiftung Handpumpen für Einzelgehöfte, wo sich eine größere Anlage nicht auszahlt, und Solarpumpstationen. Weitere Ziele sind Wasserwissen zu vermitteln, im Wasserrecht zu beraten oder so genannte Green Villages-Projekte durchzuführen, wobei sich Menschen verpflichten, Bäume zu pflanzen und zu betreuen und dafür verschiedene Unterstützungen erhalten, wie Esel als Wasserträger u. a. Die in Hammersdorf präsentierten Trocken-Trenn-Toiletten werden schon an einer Universität in Äthiopien eingesetzt. „Da läuft es gut, weil diese eben verantwortungsbewusst gewartet wird“, sagte Hruschka. „Die Studenten sind sich der Bedeutung auch bewusst“. Da habe man abgegrenzte Flächen mit einem Bereich nur mit Mais bepflanzt, ohne Düngung, einen Bereich nur mit Urin oder nur mit festen Reststoffen, einen Bereich mit beiden Düngemitteln. „Und da sehen sie den Unterschied. Es ist krass.“

Nach dem Vortrag von Herbert Hruschka wurden bei einem Rundgang durch Kirchhof, Pfarrgarten und Schulhof geeignete Plätze für Trockentrenntoiletten und Grauwasserbehandlungsanlage gesucht.

Das Gesamtprojekt heißt übrigens „Grüne Kirchenburg Hammersdorf“ Die Kirchengemeinde Hermannstadt hat die Betreuung von Hammersdorf vor einigen Jahren übernommen und dann auch die ganze Verwaltung. „Wir bilden jetzt einen Gemeindeverband", erklärte Dörr. Seit Pfarrer Schuller ausgewandert sei, habe es keinen Pfarrer hier gegeben. Das ganze Anwesen sei verschiedentlich vermietet worden.  Als dann die Schule zurückgegeben wurde, habe man gesagt, dass es ein zu schönes Anwesen sei, um es weiter zu vermieten. „Und weil unsere Gemeinde schon seit längerer Zeit im Bereich Umwelt tätig ist, haben wir das als eine wichtige Gelegenheit und ein wichtiges Ziel angesehen, Umweltbildung verstärkt zu betreiben und eigentlich eignen sich eine Schule und auch ein Garten ganz hervorragend dafür", so Dörr.

Voriges Frühjahr sei auch der Pfarrgarten freigegeben worden. Dann habe man begonnen einen Biogarten anzulegen mit Hilfe von Ökolandwirten und Biobauern. 2014 wurde ein Gewächshaus gebaut mit Hilfe einer Beratungsfirma in München bei der eine frühere Konfirmandin von Pfarrer Kilian Dörr arbeitet. Einmal im Jahr machen die Mitarbeiter dieser Firma einen Ausflug und spenden etwas Geld oder einen Arbeitsein-
satz für einen guten Zweck. Zur Zeit arbeiten hier Zivildiener Fabian Bomans aus Deutschland und Thomas Poechtrager aus Österreich. Poechtrager betreut auch die Kindergruppen die sich für Gärtnerei interessieren.

In der Schule selber sind ganz unterschiedliche Projekte angesiedelt, darunter auch ein Sozialprojekt mit Romagruppen, verschiedene Feiern, Feste, Kunstprojekte, pädagogische Projekte u. a.                   

Werner FINK

 

Beim Besuch im Gewächshaus (v. l. n. r.): Stadtpfarrer Kilian Dörr, Fabian Bomans, Herbert Hruschka und Thomas Poechtrager.

Foto: der Verfasser

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kirche, Wirtschaft.