Warum Himbeerlikör?

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Zu Gast im „Syndicat Gourmet“ in der Marktgasse

Ausgabe Nr. 2546

 

Der Verein „My Transylvania” organisierte vom 31. August bis 10. September das Esskulturfestival „Transilvania Gastronomică” (Gastronomisches Siebenbürgen) unter dem Motto „Eat local” („Lokal essen”). Im Rahmen des Festivals lud auch das Restaurant „Syndicat Gourmet“ in der Marktgasse/Târgului in Hermannstadt zum Essen ein. Davon berichtet der deutsche Restaurator Thomas Kluttig im Folgenden:

 

„Enjoy!“ (Genießt es!). Mit diesem Gruß ploppte das Entree ohne weitere Worte vor uns auf den Tisch.

Auf die Frage hin reichte uns der Kellner einen Erklärzettel mit dem Menü – erster bis fünfter Gang. Zur Eröffnung des Menüs Schnittchen – wenig inspiriert, leicht angetrocknet. Wir probierten zögerlich und waren gespannt auf den nächsten Gang.

Wir, ein Restauratorenkollektiv, hatten bereits auf Wegen durch die Stadt, einen Blick in die Küche des Syndicats erhascht. Am Donnerstag bot sich die Gelegenheit, die Speisen des charmanten Restaurants in der Unterstadt zu probieren. Ion Bebeșelea, der Restaurantbetreiber lud im Rahmen des „Transilvania Gastronomica – Food Culture Festival“ zum Fine Dining ein.

Und nun überraschte uns der Kellner mit einer Art Himbeerlikör. Warum jetzt? Wissen wir nicht. Wir beschlossen, uns wieder der Weinfrage zu widmen. Die empfohlenen Weine sind weder aus der Region noch passen sie zum Essen. Die nächste Wein-Probe ist auch nicht tauglich, aber jetzt kommt die Suppe.

Nicoleta Giurcu servierte den „ersten kulinarischen Gang“. „Eigentlich mag ich Meerrettich nicht, aber diese Kombination mit dem Kürbis mundet mir außerordentlich“, so Sarah aus der Runde. In der Tat, die Suppe erwies sich als gelungene Komposition, für den Gaumen wie für das Auge.

Es folgte eine auf einer Kürbisinsel gebettete, von Senf-, Rucola-Blättern und Walnüssen umrandete Wolke von Ziegenkäsecreme mit einem Rote-Beete-Schnitz – ein Funken voller Geschmack. Das erinnerte uns an den Gemüsemarkt am Zibin und Bilder von den Ziegen im Habachtal kamen uns in den Sinn.

Das Lamm. In einem Kräutersalbeimantel an Rote-Beete-Mus und Kürbis-Püree, medium rare serviert, zerging auf der Zunge, war ein Genuss. Spätestens beim Hauptgang zeigt sich, das in dieser Küche herausragend gekocht wird. Ion Bebeșelea beweist wie diese Region in neuen Variationen schmecken und präsentiert werden kann.

Die gute Laune am Tisch scheint sich zu übertragen. Beim Servicepersonal ist die Anspannung verflogen und mit Schwung wird das Dessert serviert. Eine Krokant-Haselnuss an roter Kapuzinerkressenblüte – ein Augenschmaus. Dies war jedoch lediglich ein Detail für dieses wunderbare Finale: Ein hausgemachtes Vanille-Estragon-Eis an Himbeer-Splittern rundete den Hauptgang erfrischend ab. Estragon, das Gewürz Siebenbürgens, in einer solch süßen Kombination – delikat.

Erfrischend regionial war dieses Menü. Die Experimentierfreudigkeit des fünfköpfigen Restaurant-Teams verdient großes Lob. Sie zeigen, dass mit saisonalen Produkten des Landes neue Kreationen auf den Tisch gebracht werden können.

Thomas KLUTTIG

 

Der Verfasser und seine Kolleginnen ließen sich gerne von Koch Ion Bebeșelea und der Kellnerin Nicoleta Giurcu verwöhnen.

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gastronomie.