Die Arbeitsgemeinschaft (AG) Bildung der FUEN tagte in Hermannstadt
Ausgabe Nr. 2814
Die Arbeitsgemeinschaft (AG) Bildung der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEN) tagte vom 18. bis 21. April in Hermannstadt. Themen waren neben den Herausforderungen für nationale Minderheiten, eine Einführung in das Bildungssystem der Rumäniendeutschen sowie Länderberichte aus verschiedenen Ländern. Über 12 verschiedene Länder mit ihren jeweiligen Vertretern und Vertreterinnen waren im Spiegelsaal des Forums zu Gast.
Für große Bildungsfragen versammelte sich die AG Bildung der FUEN im Spiegelsaal des DFDR in Hermannstadt. Vom 18. bis 21. April präsent, haben sich die Anwesenden besonders am 19. April über unterschiedliche Ansätze in verschiedenen Ländern unterhalten.
Der AG Bildung gehören Vertreter und Vertreterinnen der Ungarndeutschen, der deutschen Minderheit in Dänemark, Polen, Südtirol und Frankreich, der Sorben in Deutschland, der ladinischen Minderheit in Italien, der russischen Minderheit in Estland, der Montenegriner in Albanien, der Lesgien aus dem Kaukasus, der zahlreichen nationalen Minderheiten in der Türkei und der katalonischen Minderheit aus Spanien an.
Das zentrale Thema der Jahrestagung der AG Bildung war die Frage, ob in den einzelnen Ländern die nationalen Minderheiten ihre Sprache als Mutter- oder Fremdsprache ansehen und wie der Umgang mit den Minderheitssprachen gestaltet wird.
Eröffnet wurde die fünfte Jahrestagung mit Grußworten des Vorsitzenden Dr. Paul-Jürgen Porr und des Geschäftsführers des DFDR, Benjamin Józsa. Ebenfalls begrüßte Daniel Alfreider, FUEN Vize-Präsident und AG-Sprecher, die Teilnehmenden. Durch den Tag führte zudem FUEN-Koordinatorin Bérengère Vogel.
Nach einer ersten Diskussion zu funktionalem Analphabetismus und dessen Ursachen (in Rumänien gelten rund 44 Prozent der Schulkinder unter 15 Jahren als funktionale Analphabeten) folgten die ersten Vorträge.
Zoltán Kallós, Staatssekretär im rumänischen Bildungsministerium, hielt mit Enikő Bíró Laczikó, Staatssekretärin im Departement für Interethnische Beziehungen in Rumänien, einen ersten Vortrag zu den Herausforderungen, die das geplante neue Bildungsgesetz für die nationalen Minderheiten in Rumänien mit sich bringt. In der Präsentation wurde die Wichtigkeit benannt, einen Gesetzesentwurf auf den Weg zu bringen, der auch für die nationalen Minderheiten passt.
Zoltán Kallós stellte klar, dass Bildung in der Muttersprache wichtig für die Aufrechterhaltung der Tradition und Sprache sei und zudem eine Quelle des Wissens bereitstellt. Trotzdem sei es ein Problem, wenn die nationalen Minderheiten in Rumänien kein Rumänisch lernen, da sie es anschließend oftmals schwerer auf dem Arbeitsmarkt hätten. Enikő Bíró Laczikó meinte zudem, dass eine Integration der nationalen Minderheiten in die rumänische Gesellschaft genauso wichtig sei.
Weiterführend präsentierte Monika Hay, Direktorin des Samuel-von-Brukenthal-Gymnasiums, eine Einführung in die Bildungslandschaft der Rumäniendeutschen. Sie stellte die geschichtlichen Aspekte der Rumäniendeutschen dar und erklärte das rumänische Schulsystem mit Bezugnahmen auf die deutsche Minderheit. Außerdem referierte sie über den großen Leistungsdruck an deutschen Schulen in Rumänien und dass es mittlerweile für viele rumänische Eltern ein Statussymbol geworden sei, das eigene Kind auf eine deutsche Schule zu schicken. Zudem erwähnte Hay die schlechte Bezahlung der Lehrer und Lehrerinnen, die auch die deutschen Schulen treffe.
In der zweiten Hälfte des Tages referierte als Einstieg Dr. Liana-Regina Iunesch von der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt. Sie vertiefte das Thema von Monika Hay, indem sie das heterogene Klassenkonzept Rumäniens vorstellte. Weiterführend stellte sie eine aktuell durchgeführte Umfrage vor, in der es Diskussionsbedarf über den Sprachtest an deutschen Kindergärten und Schulen in Rumänien gab. Darauffolgend stellte Dr. Iunesch das Salzburger Lese-Screening vor, welches zur Erfassung von Förderbedarf helfen kann. Abschließend stellte sie klar, dass heterogene Klassen durchaus sinnvoll sein können und dass Nicht-Muttersprachler oftmals unterschätzt werden, da sie mehr verstehen würden, als ihnen zugetraut wird.
Zum Schluss wurden Fachvorträge unter dem Thema: „Aktualität der Bildungssituation der nationalen Minderheiten in den teilnehmenden Ländern”, mit Fokus auf dem Übergang zwischen Kindergarten und Grundschule, vorgestellt. Nach acht Stunden endete die Sitzung.
An den beiden Tagen danach besuchten die Mitglieder der AG Bildung mehrere deutsche Kindergärten und Schulen in Hermannstadt und erlebten eine Stadtführung mit Minderheitenfokus. Abschließend fand eine Evaluation der Jahrestagung statt.
Maja HENNEMANN