700 Jahre Parvo horreo

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Erste urkundliche Erwähnung von Kleinscheuern

Ausgabe Nr. 2814

Die Originalurkunde des Weißenburger Kapitels befindet sich im Ungarischen Landesarchiv in Budapest.

Im Jahre 2023 sind es genau 700 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Gemeinde Kleinscheuern. Am 5. Mai 1323 verkaufte Gräf Michael von Salzburg – aus der mächtigen Familie des Gaan von Salzburg – einen Teil der untergegangenen Siedlung Ringelkirch seinem Bruder, dem Gräfen Alardus von Salzburg. Pleban Johannes von „Parvo horreo“ (Kleine Scheuer) stimmte dem Kauf zu.

Die Originalurkunde des Weißenburger Kapitels befindet sich im Ungarischen Landesarchiv in Budapest. Veröffentlich wurde sie Nagy Cod. Andegavensis II, 73, als Regest im Fejér Codex VIII, 6, 68 und von Franz Zimmermann und Karl Werner im ,,Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen“ (Hermannstadt 1892, Nr. 202, S. 372-373).  Es ist uns gelungen, einen Abzug dieser Urkunde aus dem Ungarischen Landesarchiv in Budapest zu erhalten.

Die Gemeinde Kleinscheuern möchte dieses historische Ereignis in der Zeitspanne vom 4.-7. Mai und 12.-15. August 2023 gebührend feiern. Dazu hat der Bürgermeister eingeladen. Für die Vorbereitung der Feierlichkeiten wurde ein Ausschuss gebildet, in dem auch die Heimatortsgemeinschaft Kleinscheuern (HOG) vertreten ist. Erste Gespräche fanden im September 2021 statt. Mittlerweile steht das Programm für die Veranstaltungen zum Jahrestag der urkundlichen Erwähnung.

Eingeleitet werden die Feierlichkeiten am Donnerstag, den 4. Mai mit der Veranstaltung in der Gymnasialschule mit dem Thema Schule in der Vergangenheit und Gegenwart. Am Freitag, den 5. Mai findet eine außerordentliche Sitzung des Gemeinderates statt. Am Samstag, den 6. Mai, ab 11  Uhr wird die Open air Ausstellung „Reise durch die Vergangenheit der Gemeinde Kleinscheuern“ eröffnet. Auf 24 Tafeln wird die Geschichte Kleinscheuerns in Bildern und Text (rumänisch und deutsch) präsentiert. Es folgt eine Vorstellung der neuen zweisprachigen Ortsmonografie durch den Historiker Ioan Opriş und Ethnologin Ligia Fulga. Am Sonntag, den 7. Mai findet ein Gottesdienst des Gemeindeverbandes Neppendorf (Großau, Hamlesch, Haschagen, Kleinscheuern, Reußdörfchen, Salzburg und Törnen) in der evangelischen Kirche Kleinscheuern unter Teilnahme des Bischofs der EKR Reinhart Guib und des Dechanten des Hermannstädter Kirchenbezirks Dietrich Galter statt.

Nach der Auswanderung der deutschen Bevölkerung nach 1990 gab es in Kleinscheuern einen regelrechten Zustrom von „Fremden“. Der Ort veränderte sich nachhaltig. Die Verbundenheit der Ausgewanderten mit ihrem Heimatort hat sich über die Jahre aufrechterhalten. Die Gemeinde bietet den Besuchern auch jetzt noch ein Gefühl der Heimat, obwohl kaum noch jemand Jemanden kennt. Umso mehr freut es uns, zu diesem Fest eingeladen zu sein und dabei sein zu dürfen, um diese Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen und zu bestärken und gemeinsam zu feiern. Die Feier von 700 Jahren urkundlicher Erwähnung der Gemeinde Kleinscheuern ist eine Gelegenheit stolz und nachdenklich auf unser Heimatdorf zu blicken. Wenn unser Kleinscheuern ein Fest zur 700jährigen urkundlichen Ersterwähnung begeht, dann ist es nicht nur von historischer Bedeutung, sondern auch für die, die es mit vorbereiten und erleben dürfen, ein einmaliges und besonderes Ereignis, offen für jeden, der dieses mit uns teilen möchte.

Martin RILL

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Geschichte, Gesellschaft.