Die Feier zu 55 Jahren Hermannstädter Zeitung
Ausgabe Nr. 2807
„Jedes Mal ergibt sich beim Lesen dieser Zeitung ein farbenfrohes Bild, in dem wir uns wie in einem Spiegel wiederfinden”, meint Dietrich Galter, Vorsitzender der Evangelischen Akademie Siebenbürgen, anlässlich des 55-jährigen Bestehens der Hermannstädter Zeitung. Die Feier im Spiegelsaal des Demokratischen Forums der Deutschen (DFDR) in Rumänien ist ein Rückblick über die Geschichte, Freunde und das Gemeinschaftsgefühl der Zeitung.
Mit einer imposanten Beatles-Musikeinlage – ,,Hello Goodbye“ war 1968 in den Charts – eröffnen Brita Falch-Leutert und Jürg Leutert die Festivität kurz nach 11 Uhr am Samstag. Knapp 130 Gäste sind in den Spiegelsaal gekommen, um das Bestehen der Zeitung zu feiern. Auf den Tag genau, am 25. Februar, ist vor 55 Jahren die erste Hermannstädter Zeitung erschienen.
Direkt zu Beginn begrüßt der DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa, als Moderator die Gäste und bedankt sich für das zahlreiche Erscheinen. Ebenso würdigt er die Arbeit der Hermannstädter Zeitung und gibt den groben Fahrplan der Veranstaltung vor. Anschließend übernimmt Chefredakteurin Beatrice Ungar das Wort. „Die immer junge Zeitung ist eigentlich nicht mehr jung”, stellt sie zu Beginn klar. Denn am 3. Januar 1861 ist in Hermannstadt schon mal eine erste Ausgabe der Hermannstädter Zeitung erschienen. Diese Zeitung ist dann ab 1866 ,,vereinigt mit dem Siebenbürger Boten“ erschienen und hat 1907 den Betrieb eingestellt.
Eine echte ‘68er Produktion nennt Ungar die Wochenzeitung, ehe sie ein wenig, passend mit Bildern untermalt, auf die Geschichte der Zeitung eingeht. Sie erzählt von der Zeit, als die Zeitung noch Die Woche hieß und von den Ereignissen nach der Wende, als man die Zeitung endlich wieder in Hermannstädter Zeitung umbenennen konnte. Hervorhebend erwähnt sie zudem die Arbeit des ersten Chefredakteurs Ewalt Zweyer, der sich im Publikum wiederfindet.
Für einen emotionalen Moment sorgt Ungar postwendend. Grund hierfür ist das Ableben von gleich vier Kollegen in den letzten fünf Jahren. Für Horst Buchfelner, Wolfgang Fuchs, Fred Nuss und Georg Scherer bittet sie um eine Schweigeminute.
Den schwierigen Übergang von Andacht zu einer erneuten Rede muss nun Moderator Józsa wiederfinden. Dieser legt ein besonderes Augenmerk auf die Wichtigkeit einer freien und unabhängigen Presselandschaft, zu welcher die Wochenzeitung einen Beitrag leiste. In seiner Rede würdigt er die derzeitigen Redaktionsmitglieder Werner Fink, Cynthia Pinter, Ruxandra Stănescu und Beatrice Ungar. Abschließend ordnet er den Geburtstag der Zeitung nicht als Jubiläum, sondern eher als Schnapszahl ein. Dies sorgt für einiges Schmunzeln im Publikum.
Darauf folgend ist Martin Bottesch an der Reihe. Der Vorsitzende des Siebenbürgenforums betont erneut die Bedeutung der Zeitung für die deutschsprachige Leserschaft und die guten Resonanzen. Ebenfalls zu Wort kommen Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien und Vorstandsmitglied des DFDH, Astrid Fodor, Bürgermeisterin von Hermannstadt und Thomas Șindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehunge der rumänischen Regierung. Diese drei Reden ergeben eine wunderbare Symbiose zu der heutigen Bedeutung der Zeitung. Die Zeitung sei international erfolgreich und Hermannstadt wird als eine historische, offene und vielfältige Stadt porträtiert. Gleichzeitig werden die guten Verbindungen zur evangelischen Kirche gewürdigt sowie die Verzahnung der HZ mit der Geschichte und Bedeutung für Hermannstadt beschrieben.
Nach einer weiteren Musikeinlage ist nun die Deutsche Konsulin Kerstin Ursula Jahn an der Reihe. Erneut begeben sich die Gäste auf die geschichtlichen Spuren der Zeitung. Jahn hat herausgefunden, dass die Zeitung nicht, wie ursprünglich angenommen, schon immer ein Freitagskind ist, sondern die erste Ausgabe in der Tat an einem Sonntag erschienen ist. Sie berichtet, dass die Zeitung auch über die Grenzen Rumäniens bekannt sei. Teilweise würden sich Leser in Kanada, Südamerika oder Japan finden. Als eine „Zeitung mit Herz” beschreibt die Konsulin die Zeitung, angelehnt an Bischof Guib. Schlussendlich überreicht Jahn anlässlich des Jahrestages 55 Pralinen-Herzen an die HZ, stellvertretend an Chefredakteurin Ungar.
Anschließend übernimmt Dietrich Galter und berichtet von einem Posting Udo Puschnigs von der Kärntner Landesregierung, in dem dieser das Wochenblatt als „wertvolles und wunderbares Fenster nach Hermannstadt” bezeichnet. Galter schließt sich diesem Bild an, schließlich habe die Zeitung viele Facetten, bestehend aus Berichten aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Kirche. Die Kommentare, Leserbriefe und Rätsel ergäben „jedes Mal beim Lesen dieser Zeitung ein farbenfrohes Bild, in dem wir uns wie in einem Spiegel wiederfinden.” Abschließend würdigt er die Glosse ,,Alles ist (un)möglich“, die er als kritisch und manchmal bissig beschreibt.
Weiterführend ergreift Sunhild Galter das Wort. Sie betont die enge Zusammenarbeit der HZ und der Frauenarbeit der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien. Galter meint, dass die HZ die Tätigkeit der Frauenarbeit seit mehr als 30 Jahren unterstützt und dazu beiträgt, dass diese in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen wird. Als keine Selbstverständlichkeit erklärt Galter die Bemühungen der HZ und dankt allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen herzlich.
Fortführend kommt der Technik-Aspekt der Zeitung zur Geltung, präsentiert durch den Unternehmer Michael Kothen. Seine Aufgabe: den Onlineauftritt der HZ zu würdigen. Kothen dankt Dirk Beckesch, der bereits 1996 das SibiWeb gegründet hat. Der erste Artikel der HZ ist bereits 1996 – ht tps://sibiweb.de/hz/ – auf der Website erschienen, so Kothen.
Die letzte Rede kommt von Ewalt Zweyer. Dieser blickt auf seine damalige siebenjährige Zeit als Chefredakteur zurück, witzelt über seine doch spontane Rede und den fitten Geist, den er noch habe. Stolz zeigt er sich über die Arbeit, die die HZ bisher geleistet hat.
Nach zwei Stunden ist der offizielle Teil der Veranstaltung beendet. Generell ist hier festzuhalten, dass nicht nur die Geschichte der Zeitung gelobt wird, sondern auch das Engagement der ehemaligen und jetzigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Ohne diese wäre die Zeitung heute nicht da, wo sie gerade ist.
Was allerdings auch nicht unerwähnt bleiben darf: Die Feierlichkeit ist natürlich über den offiziellen Teil hinausgegangen, schließlich feiert man nicht nur mit Worten. Daher wird anschließend Speis und Trank serviert. Es sei toll, dass die deutsche Community zusammenkommt, erzählt Mirona Stănescu. Sie lese die HZ seit über 20 Jahren und weil ihre Schwester Ruxandra für diese Zeitung schreibt. Sie freue sich über die Feier, denn: „Jedes Jahr ist schön.”
Schlussendlich eine gelungene Feier für eine Zeitung, die hoffentlich noch einige Jubiläen zu feiern haben wird.
Maja HENNEMANN