89. Landeskirchenversammlung der EKR fand am 14. November d. J. online statt
Ausgabe Nr. 2699
,,Das erste digitale Kirchenparlament in der Geschichte der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien“ habe am Samstag getagt, kann man auf der Homepage der EKR (evang.ro) in dem Bericht über die 89. Landeskirchenversammlung lesen. Tatsächlich fand diese Versammlung der geistlichen und weltlichen Vertreter der EKR in absoluter Premiere online statt.
Die Andacht hielt Dechant Pfarrer D. Dr. Wolfgang Wünsch zu Lukas 16,1-9 ebenfalls als Premiere weder in der evangelischen Stadtpfarrkirche noch in der Johanniskirche in Hermannstadt, sondern zugeschaltet aus Petersdorf. Das Gleichnis von dem untreuen und ungerechten Verwalter, dem schließlich Lob zuteil wird, da er angeblich klug handelt, gehört wohl zu den Bibelstellen, bei denen man zunächst Luft holen muss. Pfarrer Wünsch schlussfolgerte: ,,Es ist nicht egal, was wir mit unserem Leben machen. Unser Leben soll bestimmt werden von dem Ziel Jesu: Die Aufnahme in die ewigen Hütten. Dazu brauchen wir Geduld und Pragmatismus.“
Zur Eröffnung der Arbeiten der Landeskirchenversammlung verkündete Bischof Reinhart Guib in seinem ,,Rückblick auf zehn Jahre in Dankbarkeit“, dass das Jahresthema 2020 auch 2021 aktuell bleibe. Es gelte nämlich immer noch, ,,Grenzen (zu) überwinden“.
Die Grußworte der Ehrengäste, von denen einige zugeschaltet waren, wurden den gewählten Mitgliedern der Landeskirchenversammlung per Mail zugeschickt. Dr. Christof Theilemann vom Berliner Missionswerk Ökumenisches Zentrum der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Evangelischen Landeskirche Anhalts (EKBO)schrieb: ,,Gerade im ausgehenden Jahr haben wir miterleben können, in welch vielfältiger kreativer Gestalt die Verbindungen in und zwischen den Gemeinden gestaltet worden sind! Die digital angebotenen Gottesdienste haben nicht nur mich und Ihre Partnergemeinden in der EKBO angesprochen! Es ist immer wieder bewundernswert, wie Ihre Kirche in den Weiten der Diaspora so vielen Menschen bis zur Stunde vertraute Heimat gibt! Und dazu kommen die, die noch viel weiter entfernt in anderen Ländern wohnen, viele bei uns in Deutschland. Gemeinsam sind wir gleichermaßen durch aktuelle Entwicklungen gefordert, dass wir uns an ständig sich verändernde Bedingungen anpassen und geistliche Antworten auf Fragen geben müssen, die in plötzlicher und überraschender Dynamik ernsthafte Gestalt gewinnen.“
Im Namen des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, stellte der Bundesvorsitzende Rainer Lehni u. a. fest: ,,Ob über Internet oder Telefon und leider ganz wenigen direkten Begegnungen in diesem Jahr ist man in dieser Pandemiezeit über Grenzen hinweg weiter zusammengewachsen. Die Landsleute in Deutschland sind dankbar für die geistlichen Worte, die wir aus Siebenbürgen über die Siebenbürgische Zeitung oder über die neue Form der Online-Gottesdienste erfahren durften. Mein herzlicher Dank geht hierfür an die gesamte Heimatkirche.“
Seitens der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD – Hilfskomitee entbot Dr. Berthold Köber herzliche Grüße und Segenswünsche und stellte seinerseits fest: ,,Die coronabedingten Einschränkungen haben uns aber auch neue Freiräume entdecken lassen und ungeahnte Möglichkeiten des Wirkens eröffnet, wie etwa die vielen, von Pfarrerinnen und Pfarrern der EKR gestalteten, digitalen Gottesdienste, die auch von unseren in Deutschland lebenden Landsleuten mit Freude verfolgt worden sind. Ich glaube, dass wir das und noch viel mehr dem Wirken des Geistes Gottes verdanken, der Einfallsreichtum und Kreativität fördert, neue Wege des Wirkens finden lässt und Gemeinschaft möglich macht, auch über Grenzen hinweg.“
Die HOG-Verbandsvorsitzende Ilse Welther versicherte in ihrem Grußwort: ,,Wir sind Euch nahe, auch wenn wir in der Ferne weilen. Und wir sind selbstverständlich bereit, auf Eure Anliegen zu hören und unseren Beitrag zu leisten.“
Kurator Karl Hellwig aus Reps dankte in seinem Grußwort dafür, dass in der Diasporagemeinde Reps nach einer langjährigen Vakanz wieder ein ordinierter Pfarrer, Danielis Mare, zuständig ist.
Weitere Grußworte hatten Dr. Paul-Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien und Andreas Huber, Honorarkonsul der Republik Österreich an die Landeskirchenversammlung gerichtet.
In seiner Ansprache gewährte Bischof Guib einen Rückblick auf das außergewöhliche Jahr 2020 und die Herausforderungen, denen sich die Institutionen und Mitglieder der EKR zu stellen hatten. Dabei war das Jahr keineswegs nur durch die „Coronakrise“ geprägt: Bischof Guib erwähnte in diesem Zusammenhang die vielen Ereignisse und Tätigkeiten, die – auch unter schwierigeren Bedingungen – fortgeführt oder sogar angefangen werden konnten, wie etwa die Ordinationen neuer Pfarrer, die aus EU-Mitteln finanzierten Arbeiten an einzelnen Kirchen, die Tätigkeiten des Zentrums für Evangelische Theologie Ost (ZETO) und der Frauenarbeit, das Wirken der Stiftung Kirchenburgen, die unermüdliche Tätigkeit der Verantwortlichen für die Kirchenmusik oder ökologische Initiativen in den Gemeinden und auf landeskirchlicher Ebene. Unglücksfälle, wie der kürzliche Einsturz des Gewölbes in der Alzener Kirche mahnen aber, wie Bischof Guib erklärte: „Wir dürfen nicht ruhen!“ Vor allem aber dankte Bischof Guib allen Ehrenamtlichen, ohne deren Einsatz die EKR alle diese Herausforderungen nicht hätte meistern können.
Abgestimmt haben die Vertreterinnen und Vertreter über die Jahresrechnung und die Bilanz der Gesamtkirche bzw. der Ruhe- und Gehaltskasse 2019 sowie über den Haushaltsvoranschlag 2021, der übrigens erstmals einen ,,geplanten Defizit“ aufweist, was dazu geführt hat, dass zwei Vertreter dagegen gestimmt haben und eine Vertreterin zwar dafür gestimmt aber gefordert hatte, dass das Landeskonsistorium dieses Thema noch einmal unter die Lupe nehmen solle. Dagegen gestimmt hatte u. a. Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, der angesichts der Tatsache, dass immer mehr Gebäude- und Grundbesitz der EKR veräußert werden – u. a. wurden die Kirchenburgen aus dem Mediascher Kirchenbezirk (Nimesch, Michelsdorf und Bußd) an die Klausenburger Bolyai Stiftung zur Nutzung übergeben – zu bedenken gab: ,,Wir beginnen, vom Erbe unserer Vorfahren zu leben.“
Beatrice UNGAR