„Zeichen-Konzerte“ als Höhepunkt

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Ausgabe Nr. 2472
 

Interview mit François Montier, Initiator des Comic-Festivals in Hermannstadt

 

Vom 15. bis 17. April findet in Hermannstadt zum vierten Mal das Comic-Festival statt, das 2013 auf Initiative von Francois Montier, Mitarbeiter der Maison Ille-et-Vilaine, ins Leben gerufen worden ist. Montier betrachtet die Comics als Teil der französisch-rumänischen Geschichte und gibt im nachfolgenden Gespräch mit der HZ-Praktikantin Lara C e r o s k y Einblick in die früheren Ausgaben und in die Vorbereitungen für dieses Festival.

 Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Comic-Festival zu gründen?

Wir wollten eine Veranstaltung entwickeln, die einen bedeutenden Aspekt der französischen Kultur repräsentiert.   Die Auswahl fiel auf Comics, denn sie sind nicht nur erschwinglicher, sondern auch Teil der gemeinsamen französisch-rumänischen Geschichte. Außerdem war eine neue kulturelle Veranstaltung in Hermannstadt erforderlich, die sich von den gewöhnlichen Veranstaltungen unterscheidet.

Ab der ersten Ausgabe haben fünf französische und rumänische Zeichner teilgenommen, und dieses Jahr erwarten wir 25, aus Frankreich, Belgien, Rumänien, Österreich und Bulgarien. Wir versuchen natürlich die Autoren der neuesten Publikationen nach Hermannstadt einzuladen. Dabei ist zu bemerken, dass 2015 lediglich 23 Comics in Rumänien erschienen sind, die in Beziehung gesetzt werden müssen zu den 5.000 in Frankreich im selben Jahr.

Wer sind die Teilnehmer dieser bevorstehenden 4. Auflage?

Von den 25 Teilnehmern sind 14 „offizielle Gäste“, z. B. Robert Obert, der das Plakat für diese vierte Ausgabe gestaltet hat, Ionuț Popescu und Bruno Loth. Die offiziellen Gäste werden von uns eingeladen, und wir haben letztes Jahr zusätzlich einen Aufruf zur Teilnahme eingeführt, was uns natürlich erlaubt, die Anzahl der Autoren deutlich zu erhöhen, und somit den Besuchern ein reichhaltiges Programm zu bieten. Der Erfolg des Festivals ist einerseits auf die Vielzahl der anwesenden Zeichner zurückzuführen, von denen sich viele auf eigene Kosten hier aufhalten, andererseits auf den herzlichen Empfang, der sie erwartet. Tatsache ist, dass sie von einem Jahr auf das andere zurückkommen.

Wie spielt sich die Arbeit in den Kulissen des Comic-Festivals ab?

Zu der Organisationsgruppe gehören 5 Personen, drei Franzosen und zwei Rumänen. Die Veranstaltung beschäftigt uns einen Großteil des Jahres, darunter die künstlerische und die logistische Programmgestaltung. Logistisch gesehen handelt es sich vor allem darum, einen leicht zugänglichen Ort für die Veranstaltung ausfindig zu machen. Dieses Jahr kooperieren wir mit dem Astra-Museum und das Festival wird in dem Hermes-Haus (Franz Binder-Völkerkundemuseum) am Kleinen Ring 11 stattfinden. Das Museum ist ein ausgezeichneter Partner aber der größte Arbeitsaufwand bleibt die Suche nach Finanzierungsmitteln. Seit der ersten Ausgabe haben wir Finanzierungspartner gefunden, die uns vertrauen und uns weiterhin unterstützen. Wir erhoffen uns ebenfalls Unterstützung aus dem öffentlichen Sektor. Jedes Jahr müssen wir erneut die gleiche Schwierigkeit überwinden und kriegen bis kurz vor Startbeginn des Festivals das Geld zusammen. Die Kosten dieser Ausgabe betragen ungefähr 10.000 Euro und beinhalten die Einladung der Gäste, ihre Anreise und Unterkunft, die Kommunikation über die Veranstaltung, die künstlerischen Leistungen usw.

Steht ein besonderes Thema im Zentrum des Festivals?

Die Veranstaltung wird keineswegs rund um ein bestimmtes Thema organisiert, im Gegenteil zum Wettbewerb für jugendliche Zeichner. Jedes Jahr wird Hermannstadt in den Vordergrund gestellt und diesmal lautet das Thema „Superhelden für Hermannstadt“. Neue, unbekannte Helden müssen erfunden und in Szene gesetzt werden und die „gefährdete Stadt" retten. Es ist an Schüler von 11 bis 18 Jahren gerichtet, die sich entweder für Französisch oder Rumänisch entscheiden können. Letztes Jahr hatten wir 70 Comics aus ganz Rumänien. Der Wettbewerb hat im Januar begonnen und endet am 10. April. Die Comics werden anschließend von den 25 Autoren bewertet.

Was erwartet die Besucher?

Ganz viel, die Tage sind gefüllt mit Ateliers, von professionellen Autoren geleitet, die Herausgabe von neuen Comic-Bänden, Konferenzen, Ausstellungsstände, Comic-Spielwettkämpfe, Zeichen-Konzerte und vieles mehr.

Der Höhepunkt dieser vierten Ausgabe sind die Zeichen-Konzerte. Das Konzept besteht darin, dass Musikanten nach Lust und Laune improvisieren, und der Zeichner sich ihnen anpasst und seiner eigenen Fantasie freien Lauf lässt, was mithilfe eines Tageslichtprojektors projiziert wird. Die Geschichte wird in Direktübertragung ausgebaut. 

Die Comic-Spielkämpfe sind zum Kennzeichen des Hermannstädter Comic-Festivals geworden. Ursprünglich erschien dieses Spiel in einer französischen TV-Sendung und wir haben es für die Veranstaltung umgesetzt.

Mithilfe dieser originellen Stände, versuchen wir alle Altersgruppen anzulocken. Im Vorfeld werden ebenfalls Schüler auf die Comic-Welt aufmerksam gemacht. Während der „Schule anders“-Woche, wird ein französischer Autor, Bruno Loth, die Hermannstädter Schulen besuchen, um Comic-Ateliers zu betreuen.

Wie begründen Sie den bemerkenswerten Erfolg der Veranstaltung?

Die Anzahl der teilnehmenden Zeichner hat sich zwischen 2013 und 2016 verfünffacht. Zu Beginn wollten wir einen Aspekt der französischen Kultur zugänglich machen, der auch die französisch-rumänische Geschichte rund um die Comic-Welt ans Licht bringt. Um es kurz zu fassen: in Rumänien gab es in den 80-er Jahren ein einziges Comicbuch in französischer Sprache, nämlich Pif Gadget. Viele Kinder von damals haben Französisch gelernt, in dem sie diese Comic-Hefte gelesen haben. Im Vergleich zu der kommunistischen Ikonographie des Ostens, hat Pif Gadget viele Menschen inspiriert, deswegen wird diese Epoche als wesentlich in der grafischen Kultur Rumäniens wahrgenommen.

Inzwischen wurde der französische Aspekt der Veranstaltung in den Hintergrund geschoben, da die Comic-Kultur in Rumänien an Bedeutung gewonnen hat. Wie schon erwähnt, es gab 23 veröffentlichte Comics im letzten Jahr, im Vergleich zu den 2 Comic-Bänden Anfang 2000, also nutzen wir diese Begeisterung aus, um diese literarische Gattung zu verbreiten. Die Veranstaltung hätte keinen Sinn, wenn nur ausländische Autoren eingeladen wären. Manche Autoren schaffen es nicht, in Rumänien zu veröffentlichen und werden daher im Ausland veröffentlicht. Es ist gut, dem Publikum zu zeigen, was im Land an Comic-Kunst geschaffen wird.

Wie würden Sie für das Festival werben?

Wir ermutigen alle Menschen, an dieser außergewöhnlichen Veranstaltung teilzunehmen. Wir bereiten euch viele Überraschungen vor. Es ist keine übliche Buchmesse, hier sitzen die Autoren nicht stundenlang hinter ihrem Tisch, sie sind ständig dabei, sich mit dem Publikum auszutauschen, zu zeichnen und die Besucher zu überraschen. Wie gesagt, es ist an jede Altersklasse gerichtet.

Wir sind übrigens noch auf der Suche nach freiwilligen Helfern, also wenn Leute Interesse haben, am Erfolg einer erlebnisreichen Veranstaltung beizutragen, zögern Sie nicht sich im Haus Ille-et-Vilaine zu melden. Telefonnummer: 0369-10.10.71; Adresse: Str. Konrad Haas 4.

Danke für das Gespräch.

 

Francois Montier beim Gespräch im Erasmus-Büchercafé im Friedrich Teutsch-Kultur- und Begegnungszentrum.                             

Foto: Privat

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Kunst.