Vernünftige Touristen erwartet

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Ausgabe Nr. 2456
 

Der Bergrettungsdienst Salvamont Hermannstadt bereitet sich für den Winter vor

Adrian David, der Leiter des Bergrettungsdienstes Salvamont Hermannstadt, hat über die Aktivitäten des Dienstes in den ersten zehn Monaten dieses Jahres gesprochen. Der Bergrettungsdienst teilt das Jahr in Monate mit und Monate ohne Schnee ein, und da es im Hochgebirge bereits geschneit hat, bereiten sich die Mitarbeiter für wintertypische Einsätze vor. 161 Mal hat Salvamont eingegriffen, die meisten Unfälle sind auf Skipisten vorgefallen, die schwersten Unfälle sind allerdings im Sommer passiert. Drei Touristen sind gestorben.

   Die 15 Bergretter und 6 Volontäre hatten dieses Jahr alle Hände voll zu tun. Adrian David: „Wir hatten auch fünf und sechs Anrufe pro Tag diesen Sommer, 62 Unfälle in einem Sommer sind recht viele.“ Das ist nicht der einzige Grund, weswegen die Bergretter sich nicht nur auf zwei neue erfahrene Kollegen freuen, die dieses Jahr dem Team beigetreten sind. „Richtig vollständig wäre unser Team mit 28 Personen“, sagt Adrian David, „aber wir kommen mit 16 aus“.  Es wird trotz den Neuanstellungen knapp, weil ein Vertreter von Salvamont tagsüber beim Hermannstädter Notdienst (ISU) arbeiten wird, so dass im Notfall die Reaktionszeit verkürzt wird.

Dieses Jahr ist nicht nur die Anzahl der Einsätze gestiegen, die Bergretter haben auch die Notunterkunft Călțun erneuert – das ist nicht nur die älteste Notunterkunft in den Fogarascher Bergen, sondern auch ein wichtiger Patrouillenpunkt. In den nächsten Wochen soll die alte Unterkunft abgebaut werden, und auf deren Stelle soll ein Hubschrauberlandeplatz entstehen, denn dieses Jahr alleine hat man 12 Mal den SMURD-Hubschrauber beantragt.

Obwohl im Winter die Anzahl der Einsätze höher war – 99 von 161 – haben die meisten (80) auf angelegten Skipisten stattgefunden, so dass die Retter schnell eingreifen konnten. 4 Touristen wurden durch Lawinen verletzt und zwei auf nicht angelegten Skipisten.

Das führt dazu, dass die Einsätze im Sommer weitaus schwieriger werden, außerdem sind auch die Touristen unvorsichtiger, und oft nicht entsprechend gekleidet. Insgesamt 29 der geretteten Personen wiesen nämlich Erfrierungen auf.

Schwierigkeiten hat dieses Jahr auch die ungewöhnlich große Anzahl an Vespen vorbereitet, außerdem wurden mehrere Personen bei Fahrrad- und Motorradfahrten verletzt.

In diesem Sinn will Salvamont gemeinsam mit Naturschutzorganisationen den Zugang von Enduro- und Mountainbikefahrern eingrenzen, denn sie zerstören teils die Wanderwege und die Landschaft und sind eine Gefahr nicht nur für sich selber, sondern auch für die Wanderer. Gänzlich verbieten will man die Fahrten nicht, es geht eher um ein „vernünftiges Zusammenleben“, erklärte David. Die Motorradfahrer alleine bringen zusammen 7.000 Übernachtungen in die Region – davon ein großer Teil während der Endurowettkämpfe. So sollen die Wege ganz genau markiert werden, die für Motorad- und Fahrradfahrer erlaubt sind, und die Biker wollen eigene Patrouillen organisieren, damit ihre Kollegen die Regeln einhalten.

In Bezug auf Regeln bittet David die Touristen und Sportler, diesen Winter mehrere Aspekte zu beachten, damit die Risiken vermindert werden. Einerseits sollten sowohl Ski- als auch Fahrradfahrer einen Schutzhelm tragen – noch ist er nicht verpflichtend. Außerdem sollte man immer auf die Wettervorhersage achten, und im Winter insbesondere auf die Lawinengefahr. Bei jeder Hütte kann man diese Informationen erhalten, außerdem meldet Salvamont in der Presse, wenn die Lawinengefahr hoch oder sehr hoch ist, und auch der Nationale Wetterdienst veröffentlicht auf der eigenen Internetseite diese Informationen.

Bei den Hütten erhält man auch Informationen über die Routen, die insbesondere für Anfänger zu beachten sind. Zum Beispiel ist die Route ab der Negoi-Spitze gesperrt, aber nicht verboten, so dass erfahrene Alpinisten hier trainieren können, allerdings auf eigenes Risiko.

Nicht nur die Bekleidung und die Schuhe sind sehr wichtig, im Winter sollte man auch Schutzmaßnahmen gegen Lawinen treffen, so Adrian David, denn je vernünftiger die Touristen sind, desto einfacher sind die Einsätze, auch wenn Unfälle nicht unvermeidbar sind.

Ruxandra STĂNESCU

 

Adrian David.

Foto: die Verfasserin

 

 

Veröffentlicht in Aktuelle Ausgabe, Gesellschaft.